47. Gesamtkonferenz der evangelischen Militärseelsorge in Lübeck

Grußwort von Militärdekan Msgr. Michael Weihmayer, Stellvertreter des Militärgeneralvikars, 11.März 2002

Sehr geehrter Herr Militärbischof Dr. Löwe,
liebe Militärgeistliche der evangelischen Militärseelsorge,
meine Damen und Herren,

zunächst darf ich die herzlichen Grüße des Katholischen Militärbischofs Dr. Mixa und seines Generalvikars Prälat Wakenhut übermitteln. Beide wünschen dieser Konferenz ein gutes Gelingen.

Lübeck, 11.3.2002. Der 6. März, der in einer Nachrichtensendung als schwarzer Mittwoch der Bundeswehr bezeichnet wurde, bewegt unsere Gedanken und unsere Gebete, wie eben im Gottesdienst. Die Trauer um die Toten, die Sorge um die Verletzten, die Verbundenheit mit Angehörigen und Kameraden, die Zusammenarbeit mit allen, die sich um die Genannten kümmern, prägen die Militärseelsorge in diesen Tagen. Die gemeinsame Hinwendung zu den Menschen, die uns brauchen, spannt die evangelische und katholische Militärseelsorge vor Ort zusammen.

Daneben stehen wir in einer Phase der Veränderungen: Die Neuausrichtung der Bundeswehr, die Terminierung der Rahmenvereinbarung bis 2003 und auch Entwicklungen innerhalb der Katholischen Kirche in Deutschland fordern ein Reagieren der Militärseelsorge, evangelisch wie katholisch, ein.

Die laufenden Überlegungen und Planungen scheinen mir von zwei Polen her bestimmt zu sein: Die genannte Entwicklung der Bundeswehr zur Einsatzarmee einerseits und Anfragen aus den jeweiligen Kirchen andererseits.

Lassen Sie mich auf diese innerkirchliche Dimension etwas eingehen. Die Probleme mehrerer Landeskirchen der neuen Länder mit dem Militärseelsorgevertrag lassen sich aus meiner Sicht nicht auf eine bloße Ost-West-Diskussion reduzieren. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass sich da mehr oder weniger unverhohlen die Frage an die evangelische Militärseelsorge äußert: Seid ihr mehr "Kirche" oder mehr "Staat"? - eine Frage nach der kirchlichen Identität der Mi-litärseelsorge also.

Der gleiche Vorgang, wenn auch weniger öffentlich, vollzieht sich im katholischen Raum. Die Frage nach der kirchlichen Identität der katholischen Militärseelsorge focussiert in der Feststellung, inwieweit die nachkonziliare Entfaltung der kirchlichen Ämter und Dienste, also Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten, in der Militärseelsorge adä-quat vorkommen. Das ist in der bisherigen organisatorischen Form der Ortsdienststellen - Pfarrer und Pfarrhelfer - nicht zu machen.

Beide Anfragen, konfessionell spezifiziert, an die beiden Zweige der Militärseelsorge werden Wirkung zeigen in Organisation und Struktur. Das läßt sich heute schon absehen. Die Parallelität in der Struktur wird sich also im bisherigen Umfang nicht durchhalten lassen - um der jeweiligen kirchlichen Identität wegen.

Damit stehen wir vor dem Problem, feststellen und ausloten zu müssen, wieviel an Unter-schiedlichkeit in der Struktur evangelische und katholische Militärseelsorge vertragen und wo die Grenzen notwendiger organisatorischer und finanzieller Rahmenbedingungen liegen, auf die der staatliche Vertragspartner achten muß. Anders ausgedrückt: Es geht um die Balance zwischen kirchlicher Identität, die immer auch konfessioneller Natur ist, einerseits und öku-menischem Gleichklang andererseits.

Diese Aufgabe anzugehen, ist zunächst Auftrag der Arbeitsgruppe EKA/KMBA und ich nutze jetzt das Privileg des Mikrofons und sage den Vertretern des EKA in dieser Arbeitsgruppe, Herrn Militärdekan Aßmann und Herrn Leitenden Regierungsdirektor Loest meinen Respekt und meinen Dank. Die beiden haben's nicht immer leicht - ich auch nicht.

Beim Gottesdienst anläßlich der Verabschiedung des damaligen Generalinspekteurs v. Kirch-bach haben Sie Herr Militärbischof in der Predigt, die katholische Kirche als petrinisch und die Kirchen der Reformation als paulinisch charakterisiert. So darf ich dieser Konferenz den Auftrag Jesu an Petrus "du aber stärke deine Brüder" als Wunsch zum Ausdruck bringen. Dass Sie einander stärken mögen. Denn eine starke evangelische Militärseelsorge brauchen Soldaten und deren Angehörige und eine starke evangelische Militärseelsorge wünschen sich die katholischen Militärseelsorger.

Ich danke Ihnen.

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