Feier des Weltfriedenstages in Trier am 18. April 2002

Grußwort des Stellvertretenden Befehlshabers Heeresführungskommando, Generalmajor Friedrich Frhr v. Senden

GenMaj v. Senden, Stellvertretender Befehlshaber Heeresführungskommando, bei seiem Grußwort im Dom zu Trier
Trier, 18.4.2002.

Sehr geehrter Herr Bischof Marx,
Sehr geehrter Herr Weihbischof Dr. Kleinermeilert,
meine Herren Militärpfarrer und Mitarbeiter der Militärseelsorge,
liebe Christen in Uniform und in Zivil,

im Namen aller Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr möchte ich Dank sagen für die erneute Einladung zum internationalen Soldatentag anlässlich des Weltfriedenstages hier im Dom zu Trier. Ich möchte Ihnen danken für den Zuspruch und die Kraft die uns durch diese Gottesdienstfeier gegeben wurde.

Die Botschaft und das Thema "Ohne Vergebung gibt es keinen Frieden" lässt keinen Soldaten unberührt, weil gerade die Soldaten seit Jahren des Einsatzes in Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Mazedonien und nun auch in Afghanistan und am Horn von Afrika die Wahrheit dieser Worte durch unseren Friedensdienst täglich erfahren.

In diesen Wochen denken wir dabei aber auch täglich an die Menschen in Palästina und Israel. Wir haben erfahren, dass keine Friedenspolitik je Krieg und Gewalt ganz verhindern kann. In vielen Ländern sehen sich die Menschen vor die Notwendigkeit gestellt, nicht nur die Trümmer der zerstörten Städte und Dörfer wegzuräumen und neue Wohnstätten aufzubauen, sondern auch mit den seelischen Verwüstungen fertig zu werden, die Krieg oder Bürgerkrieg und Diktatur hinterlassen. In der Wirrnis der Gefühle stecken nicht selten bereits Keime, die alte Feindschaften fortpflanzen.

Es war Papst Johannes Paul II., der in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 1997 darauf hinwies: "Die mühsame Arbeit der Vergebung hängt nicht allein vom gegenwärtigen Geschehen ab. Eine schwere Bürde an Gewaltakten und Konflikten, der man sich nur schwer zu entledigen vermag, trägt die Geschichte mit sich. Übergriffe, Unterdrückung und Kriege haben unzähligen Menschen Leid zugefügt. Auch wenn sich die Ursachen für jene schmerzlichen Vorgänge in längst vergangenen Zeiten verlieren, bleiben ihre Nachwirkungen auf quälende Weise lebendig. Sie nähren Ängste, Verdächtigungen und Hass. Sie lassen Bande zerbrechen zwischen Familien, ethnischen Gruppen und ganzen Völkern."

Darum hat die Auseinandersetzung mit der Geschichte, das Bemühen um Wahrheit und Gerechtigkeit, um Vergebung und Versöhnung einen zentralen Rang in der Politik einzunehmen. Wir Soldaten wissen: das gemeinsame Gedenken an die Menschen, die Leid erfahren, das Bemühen um ein Klima gegenseitigen Vertrauens, die Schritte zur Vergebung und Versöhnung - all das verlangt einen öffentlichen Raum des gesellschaftlichen Dialogs. Deshalb sind wir hier im Dom zu Trier zusammen gekommen.

Auf dem Balkan, in Afghanistan aber, auch in vielen anderen Bereichen unserer Erde haben sich im Verlaufe eines langen Kampfes die Grenzen zwischen Opfern und Tätern verwischt, weil aus Gepeinigten selbst Peiniger wurden und dem ersten Verbrechen in der Regel eine verbrecherische Rache folgte. Wir Deutschen haben selbst erfahren, dass nationalistische und totalitäre Regime nicht nur einzelne Menschen, sondern auch die ganze Gesellschaft verändern und zu einer Gewöhnung an menschenverachtendes Handeln führen kann.

Wir Soldaten haben im täglichen Dienst erfahren: Es gibt keinen Frieden ohne Versöhnung und keine Versöhnung ohne Wahrheit und Gerechtigkeit.

Wir Soldaten haben aber auch gelernt, dass der Mensch, der um seine Schuld weiß und sie akzeptiert, dennoch immer auf Vergebung angewiesen ist. Niemand kann sich selbst vergeben, niemand Vergebung erzwingen, am wenigsten durch aufrechnen von Schuld. Vergebung lässt sich nur erbitten, nicht einklagen, nicht moralisch erpressen.

Im persönlichen Mut, Schuld einzugestehen, Reue zu zeigen und um Vergebung zu bitten, aber auch Vergebung zu gewähren und zu akzeptieren, darin liegt die Heilung unserer Seele und die Versöhnung.

Dass Versöhnung möglich ist, haben wir Deutschen in der Nachkriegszeit mit unseren ehemaligen Kriegsgegnern erfahren. Die Vereinigten Staaten von Amerika, England, aber ganz besonders die deutsch-französische Versöhnung und die deutsch-polnische Versöhnung haben uns den richtigen Weg aufgezeigt.

Die Ereignisse am 11. September des vergangenen Jahres, aber auch die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen in Israel uns Palästina zeigen uns einmal mehr wie gefährdet der Frieden in der Welt ist und dass sich tatsächlicher Frieden nicht erschaffen und erzwingen lässt ohne die Bereitschaft aller Beteiligten zur Vergebung uns Aussöhnung. Es ist die christliche Botschaft, die uns durch Versöhnung einen gerechten Frieden aufzeigt. Es sind unsere Militärseelsorger, die uns in unseren Einsätzen als Soldaten begleiten, aber auch in der Not unsere Familienangehörigen betreuen.

Viele von uns schöpfen "im Einsatz" aus dem Zuspruch und der Anteilnahme unserer Militärseelsorger Kraft und Zuversicht um die Herausforderungen anzunehmen und ihrer gerecht zu werden. Deshalb ist der heutige Tag auch eine gute Gelegenheit Dank zu sagen unseren Militärseelsorgern, die hier in Deutschland, aber insbesondere auch in den Einsatzgebieten einen Dienst am und für den Menschen leisten.

"Wer als Soldat im Dienste des Vaterlandes steht", so lehrt das Zweite Vatikanische Konzil, "betrachte sich als Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker. Indem er diese Aufgabe recht erfüllt, trägt er wahrhaft zur Festigung des Friedens bei".

Diejenigen, die sich verantwortlich für diesen Dienst entscheiden und damit ihren Auftrag zur Sicherung des Friedens, insbesondere zur Kriegsverhinderung erfüllen wollen, haben deshalb Anspruch auf Achtung und Solidarität.

Wir Soldaten wissen aber auch, Frieden kann letztlich nur mit Gott gelingen. Niemand hat das so ausdrücklich bezeugt wie Franziskus von Assisi: "Herr mach mich zum Werkzeug deines Friedens". Ich danke Ihnen.

die Begrüßung durch den Katholischen Leitenden Militärdekan finden sie hier


Bilder vom Gottesdienst und dem anschließenden Platzkonzert des Heeresmusikkorps 300 aus Koblenz

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