Mit mehr als 6000 PS auf Wallfahrt

Gott, behüte mich vor Unfall und Gefahr, und bewahre mein Leben vor frühem Tod
Die Anwohner in Wahnheide staunten nicht schlecht, als weit über 100 Motorräder in den frühen Morgenstunden des 24. Juni die umliegenden Tankstellen der Heidestraße aufsuchten, um die Tanks ihrer Stahlrösser bis zum Rand mit Sprit zu füllen und mit einem Grinsen unter dem Motorradhelm wieder Richtung Kaserne zu verschwinden. Hintergrund des frühmorgendlichen Ansturms und stiller Vorfreude war die Befolgung eines Ratschlags von Militärpfarrer Georg Küpper, zur Vorbereitung eines außergewöhnlichen Ausflugs der Katholischen Militärseelsorge Wahn.

Bereits zum zweiten Mal nach 2003 hatte Pfarrer Küpper alle Soldaten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Standorts Wahn zur Motorradwallfahrt geladen, die dieses Jahr nach Marienheide führen sollte. "Die Idee wurde geboren, als ich mich kurz vor meinem Auslandseinsatz von möglichst Vielen hier in Wahn verabschieden wollte", so der katholische Militärseelsorger Küpper. Schon im vergangenen Jahr nahmen 120 Motorradfahrer an der Wallfahrt teil, die zum Kloster Himmeroth in die Eifel führte.
Die gute Verbindung zu Petrus war nur für den Hinweg gedacht
Mehr als 130 Motorradfahrerinnen und -fahrer waren dem diesjährigen Aufruf gefolgt und hatten die Maschinen so richtig poliert, um an der Wallfahrt nach Marienheide teilzunehmen. Einige mussten sogar auf eine Warteliste gesetzt werden, da die Resonanz wieder sehr groß war. Auch bis nach Berlin zu dem Verteidigungsminister war der Ruf gedrungen. Terminnöte und letztendlich sein Krankenhausaufenthalt hielten den motorradbegeisterten Minister von der Teilnahme leider ab.
Wallfahrtsort Marienheide
"Hi-tech - Racer" trafen auf "weiß-blaue Gemütlichkeiten", "Youngtimer" auf "Oldtimer" und auch die "Zwei-Zimmer, Küche, Bad" Fraktion, wie die großen Reisemaschinen liebevoll genannt werden, waren mit von der Partie. Glänzend und leise knisternd standen sie alle einträchtig Seite an Seite aufgereiht vor dem Gebäude der katholischen Militärseelsorge in der Kaserne. Die Fahrer und Beifahrer wurden währenddessen mit einer Morgenandacht in der Kapelle des Wahner Fliegerhorstes mit Gebeten und einigen Liedern auf die Wallfahrt eingestimmt.

Mit dem "Psalm des Motorradfahrers" und den letzten Anweisungen der 22 Gruppenführer im Ohr, ging es dann tatsächlich auf den 230 Kilometre langen Rundkurs, der in liebevoller Kleinarbeit bereits Monate vorher ausgearbeitet worden war. Petrus war von dem Militärpfarrer ob seiner guten Verbindungen zu der höheren Etage bereits unterrichtet worden und wechselhaftes aber trockenes Wetter begleitete die Wallfahrer nach Marienheide. Dort angelangt war im evangelischen Rüstzeitheim der Mittagstisch gedeckt und nach kurzer Pause ging es dann im Motorrad-Korso zur Besichtigung der Wallfahrtskirche Marienheide.
Beste Laune im ev. Rüstzeitheim
Über 200 Kilometer später und triefend nass traf man sich wieder in der Kaserne, wo man bei heißen Grillwürstchen den "Katholisch-evangelisch-ökomenisch-kulturell-wichtigen Tag" nochmals in geselligen Gesprächen erlebte. Oberstabsfeldwebel Joachim Müller und Hauptmann Uwe Thimm, beide Gruppenführer der Gruppe "1", waren sich einig: "Nächsten Februar geht es wieder los mit der Planung für die Wallfahrt 2005 - vielleicht wäre mal der Mai ganz gut."

Text: Herbert Albring
Fotos: Herbert Albring, Helge Treybig, Hartmut Schmidt