"Kommt alle zu mir!"

KLMD Msgr. Heinz Peter Miebach
"Kommt alle zu mir!"
Predigt von Prälat Walter Wakenhut zum 60.Geburtstag von KLMD Msgr. Heinz Peter Miebach
(Jesaja 63, 1-9; Matthäus 11, 25-30)

KLMD Msgr. Heinz Peter Miebach
Schwestern und Brüder! Lieber Heinz Peter!

Als Christen in der Welt von heute tun wir uns manchmal schwer. Da ist zu vieles, was mit unserer Überzeugung nicht mehr übereinstimmt. Und manchmal fehlt uns einfach auch der Mut zum Widerspruch. Denn wer wird denn schon so ohne weiteres gegen den Strom schwimmen, gegen den Zeitgeist angehen. Unsere Zeit - ob wir sie nun modern oder postmodern, säkular oder nachchristlich nennen - bietet ja ihre Vorteile und Bequemlichkeiten, auf die wir nicht verzichten wollen. So lebt es sich trotz allem recht gut in dieser Welt.

Freilich auch das sehen wir - sogar mit offenen Augen - mit dieser Welt, zumindest unserer westlichen geht es bergab. Die zunehmende Überalterung unserer Gesellschaft, die immer größer werdende Kluft zwischen arm und reich, der mangelnde Respekt vor dem werdenden wie dem in Alter und Krankheit schwindenden Leben, der allseits vorhandene individuelle wie kollektive Egoismus, der sich hinter einer sogenannten Besitzstandwahrung verbirgt, und vieles andere muss uns große Sorgen machen. Und wir sehen die Hilflosigkeit unserer Politiker, wenn es darum geht Zukunft zu gestalten und zu ermöglichen. In diesen Zwiespalt hinein ruft Jesus:

Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.

Da ist zunächst Jesus, der den Anspruch erhebt, eine Ruhepol in dieser Welt zu sein und damit auch uns die Ruhe, die Sicherheit des Lebens zu geben. Von diesem Jesus wollen viele nichts mehr wissen oder wissen auch gar nichts. Religiöses Wissen, Glaube, zumal christlicher Glaube sind am Verdunsten in dieser Welt (Zulehner). Und! Ist eine solche Antwort noch verstehbar, nachvollziehbar - auch für uns Profis in Sachen Religion und Glaube?

Als solche wissen wir aber auch um die vielen Fragen nach dem Sinn und Unsinn des Lebens, die gerade junge Leute an uns haben. Wir erfahren auch unsere Hilflosigkeit darauf eine hinreichende Antwort zu geben. Wir erfahren aber auch, wie befreiend gerade in solchen Situationen die Antwort ist, die wirklich ankommt. Wenn einem andern das Licht des Glaubens aufgeht und er dann die Welt mit den Augen des Glaubens betrachten kann. Solche Erfahrungen sind es, die uns nicht aufgeben lassen und uns nicht müde werden lassen in die Wüste unserer Zeit das Wasser des Glaubens zu bringen. Was hat das alles mit Dir, Heinz Peter, zu tun, der du morgen 60 Jahre alt wirst?

Heinz Peter ich werde dich jetzt nicht heilig sprechen, aber einiges von dem, wozu Jesus uns einlädt, lebst du uns vor als Mensch, als Vorgesetzter, vor allem aber als Priester. Dein Lebenslauf ist ja nicht geradlinig, als sogenannter Spätberufener - m.E. kann aber man nicht zu spät berufen werden - hast du einen Beruf Bauzeichner erlernt, dann hast du dich über Berufsfachschule und Abendgymnasium zum Studium der Theologie durchgearbeitet. 1976 wurdest du zum Priester geweiht. Aus deinen Erzählungen und Berichten weiß ich, wie du von Anfang an ein Herz, ein sehr großes Herz für all die hattest, die sonst nirgendwo ankamen, die Jugendlichen am Rande der Gesellschaft, die, die Schwierigkeiten mit Eltern und Vorgesetzten hatten. Von Anfang an standen deine Türen für diese weit offen - und das bis heute.

Dieses dein Charisma, dein Talent auf die jungen Leute zuzugehen prädestinierte dich zum Militärseelsorger. So bist du nun die weitaus längste Zeit deines Priesterseins Militärpfarrer. Wuppertal, Celle und seit 1993 als Wehrbereichsdekan II, jetzt Katholischer Leitender Militärdekan, in Hannover sind die Stationen. In diesen Jahren sind wir uns immer wieder begegnet. Deine Art zu führen und zu leiten, war die des Vaters, der sich um seine Kinder kümmert. Für dich war es und ist es selbstverständlich, deine Pfarrer zu besuchen, die als Seelsorger unsere Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz begleiten. Du warst und bist unermüdlich unterwegs, um die gerade hier im Norden unserer Republik so schmerzenden Vakanzen auf der Dienststelle eines Katholischen Standortpfarrers zu schließen. Und die bist Pfarrer einer Großstadtpfarrei.

Heinz Peter, ich sage Dir an dieser Stelle ein herzliches Vergelt’s Gott für deinen Dienst - zuerst im Namen unseres Militärbischofs dann in unserer aller Namen insbesondere auch Deiner Mitbrüder im Dienst eines Katholischen Leitenden Militärdekans. Wir hoffen, dass Du weiter bei uns bist in deiner väterlichen Güte, aber auch in Deiner Entschiedenheit und Deinem Mut zum Widerspruch, wenn es um die Sache geht.

Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.

Text: Wakenhut (Predigt 11.08.2004 in Hannover)