Ostergrüße des Katholischen Militärbischofs, Dr. Walter Mixa

Auferstehung Christi, eines der Fenster des Kölner Domes
Liebe Soldatinnen und Soldaten,
liebe zivile Angehörige der Bundeswehr,
liebe Familienangehörige!

Jeden Sonntag bekennen wir das Zentralgeheimnis unseres Glaubens: „Ich glaube … an Jesus Christus, … hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, … (und an die) Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“

Jeden Sonntag bezeugen wir also unseren Osterglauben – den Sieg Christi über den Tod! Dies ist ein Jubelruf: denn Christus reißt uns in seiner Auferstehung an sich und in das Licht seiner Ewigkeit hinein.

Ostern ist das christliche Zentralfest: das Ostergeschehen ist Dreh- und Angelpunkt, ja gewissermaßen die Hauptachse unseres Glaubens. Alle anderen Glaubenswahrheiten haben hierin ihre Bedeutungsspitze, gewinnen von daher ihr eigentliches Licht und ihren höchsten Glanz.

Die christliche Glaubensbotschaft von Ostern steht jedoch nicht als theoretische Aussage da. Es geht immer um den Menschen, besonders um die Frage nach dem endgültigen Sinn seines Daseins. Ist mit Leid und Tod das Leben endgültig zu Ende, oder gibt es eine berechtigte Hoffnung auf ein Dasein, ein Leben über den Tod hinaus?

Jesus Christus hat sich in radikaler Weise den Grenzsituationen unseres Lebens gestellt. Die Fleischwerdung Gottes in Jesus Christus – wie wir das an Weihnachten feiern – ist unwiderruflich verbunden mit der Realität des Kreuzes. Ursprünglich steht das Kreuz für die endgültige Katastrophe am Lebensende des Jesus von Nazareth.

Im Gebet des gläubigen Juden heißt es: „Verflucht der Gepfählte!“ – wer so leiden und grausam sterben muss, den hat Gott im Stich gelassen; ja den hat Gott in aller Öffentlichkeit bestraft. Diese Überzeugung ist auch der Grund dafür, dass fast alle Apostel und Freunde Jesu weggelaufen sind. Mit großer Traurigkeit war für sie die „Sache Jesu“ endgültig erledigt.

Der Durchbruch in diesem Dunkel von Leid und Tod ist dann die umwerfende Erfahrung, dass sich der getötete und ins Grab gelegte Mensch am Ostermorgen als der Lebendige zeigt. Keine Halluzination, das heißt keine fromme religiöse Einbildung oder Phantasie. Die Zeugen müssen ihn erkennen, da er unsere menschliche Lieblichkeit mit den tödlichen Verwundungen hat und gleichzeitig durch ein andersartiges Licht als der Lebendige erfahren wird.

Diese Tatsache zeigt deutlich, dass Jesus als Mensch und als Sohn Gottes die grausamen Wirklichkeiten des geistigen und körperlichen Leidens auf sich genommen hat. Bis zur Stunde leiden viele Menschen in unterschiedlicher Weise. Viele von uns haben oft genug die eignen Lebensgrenzen erfahren. Der entscheidende Durchbruch an Ostern gibt uns aber die Gewissheit, dass nicht Leid und Tod das letzte „Aus und Amen“ sprechen, sondern die Liebe und die Hingabe dieses gekreuzigten Menschen alles Böse und den Tod besiegt.

Deshalb gibt es keinen Sinnlosigkeitsverdacht mehr für unser irdisches Leben, sondern in der Freundschaft mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus eine wahre Hoffnung. Das Leben lohnt sich, weil der Tod das Leben nicht mehr in Frage stellen kann, da er nicht mehr als endgültig erlebt wird, sondern als Durchgang zu einem bleibenden Leben.

Ostern ist das Datum unserer Schicksalswende. So schreibt Paulus an die Korinther: „Nun aber ist Christus auferweckt worden von den Toten, als Erstling der Entschlafenen. Da nämlich durch einen Menschen der Tod kam, kam auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, werden in Christus auch alle lebendig gemacht werden.“ (1 Kor 15, 20 f.)

Das Urbild der alten Menschheit, Adam, steht dem Urbild der neuen Menschheit, Christus, gegenüber. Umfassend war die Schuld, die durch Adam in die Welt kam. Aber viel umfassender ist die Erlösung durch Jesus Christus, denn einem Geschöpf steht der Gottessohn gegenüber. Die Macht des Bösen ist durch die Allmacht Gottes gebrochen. So kann das große Osterlob, das Exsultet, sogar in geradezu paradoxer Weise von der heilbringenden Sünde Adams sprechen und von der glücklichen Schuld: „O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat! O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!“

Mit dem Glaubenszeugnis des heiligen Paulus – den ältesten Schriften im Neuen Testament – können wir mit Zuversicht und begründeter Freude bezeugen: „Verschlungen ist der Tod im Siege! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor 15, 54 f.) Durch die Wirklichkeit der Auferstehung Jesu ist das Zeichen des Kreuzes für uns nicht mehr ein Zeichen der Schande und der Bestrafung, sondern ein Zeichen der bedingungslosen Hingabe aus Liebe und eine unerschöpfliche Quelle der Hoffnung.

Ostern ist und bleibt das Fest des Lebens, Ostern gibt uns die Gewissheit, dass wir vom unsichtbaren Schöpfergott durch seinen menschgewordenen Sohn angenommen sind im Leben und im Sterben. Seine Liebe trägt und hält im Auf und Ab des alltäglichen Lebens.

Walter Mixa, Katholischer Militärbischof

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