51. Gesamtkonferenz der Katholischen Militärseelsorge

Konferenz zur Zukunft der Militärseelsorge tagt in Freising

Neue Herausforderungen

Katholische SonntagsZeitung, 25.10.2006. Im Februar feierte die Katholische Militärseelsorge ihr 50-jähriges Bestehen. Auf ihrer 51. Gesamtkonzerenz befassen sich die hauptamtlichen katholischen Militärgeistlichen, Pastoralreferenten und Pastoralreferentinnen in dieser Woche in Freising mit den neuen Herausforderungen der Militärseelsorge. Die Katholische SonntagsZeitung sprach darüber mit dem Militärgeneralvikar Walter Wakenhut.

Herr Generalvikar, ist die katholische Militärseelsorge noch die gleiche wie vor 50 Jahren?

Nein, auf keinen Fall. Die Bundeswehr ist in einem Transformationsprozess. Sie wandelt sich von einer Verteidigungsarmee in eine Armee im Einsatz. Unsere Seelsorger müssen deshalb viel öfter als früher an zwei Standorten arbeiten: sie sind bei den Soldaten im Einsatz und stehen den Familien zu Hause bei.

Die Auslandseinsätze werden eher mehr als weniger, damit rechnet die Bundeswehr. Soldaten werden öfter und länger von zu Hause fort sein. Wie nehmen Sie auf der Gesamtkonferenz zudieser Entwicklung Stellung ?

Unsere Konferenz steht unter dem Motto:"Die Kirche als Lernort für interkulturelle Kompetenz und Wertevermittlung in Staat und Gesellschaft". Das verstehen wir auf unserer Konferenz ganz praktisch. Denn unsere Soldaten und damit auch unsere Seelsorger sind in Ländern wie Afghanistan eingesetzt, sie haben also unmittelbare Berührung zu anderen Religionen. Wir bieten Workshops an, in denen unsere Seelsorger Erfahrungen austauschen können, die sie in Auslandseinsätzen gemacht haben. Wir sprechen über multireliöses Beten und geben Hilfen, um in Krisensituationen zu einer moralischen Urteilsbildung zu finden.

Welche Fähigkeiten müssen Militärseelsorger mitbringen?

Auch das hat sich mit den Jahren geändert. Heute reicht es nicht, psychisch stark zu sein. Militärseelsorger müssen körperlich äußerst fit sein, denn sie machen wie die Soldaten alle Strapazen mit. Auch dafür werden sie geschult. Wenn man die gesamte Ausbildungszeit berechnet, kommt jeder unserer Militärseelsorger auf circa zwei Jahre. Aber zu uns kommen eigentlich nur Menschen, die hoch motiviert sind und sich für diese Aufgabe unbedingt interessieren.

Warum ist eine so lange Ausbildungszeit nötig?

Weil der Seelsorger, besonders im Auslandseinsatz, von den Soldaten mit der ganzen Bandbreite des Lebens konfrontiert wird. Soldaten fragen nach der Sinnhaftigkeit ihres Einsatzes, sie machen sich Sorgen um ihre Familie, sie müssen sich mit Trennungen auseinandersetzen. Auch finanzielle Sorgen sind ein Thema, das oft angesprochen wird. Und sie haben natürlich auch ethisch- moralische Fragen, besonders wenn es um Tod und Verwundung geht. Das alles muss ein Seelsorger auffangen und bewältigen. Dabei steht es dem Soldaten immer frei, das Gespräch mit dem Seelsorger zu suchen. Und es gibt noch eine neue Lage. In der Bundeswehr sind immer mehr Soldaten, die dem muslimischen Glauben angehören. Sie haben auch ein Recht auf Seelsorge, aber es gibt noch keine institutionalisierte Seelsorge für sie. Auch Soldaten jüdischen Glaubens sind in der Bundeswehr. In prekären Situationen, wenn jemand stirbt, dann muss der Seelsorger trotzdem die richtigen Worte finden. Das heißt, er muss das multireligiöse Beten verinnerlicht haben.

Wenn man die Vielfalt der Aufgaben sieht und sich vor Augen hält, dass beispielsweise in Bayern 14 Hauptamtliche Militärgeistliche, vier Pastoralreferenten und zwei Pastoralreferentinnen für 18 238 katholische Soldaten zuständig sind: Ist die Versorgung gewährleistet?

Wir glauben, dass wir im Moment das nötige Personal haben. Mehr Geld wird es wohl erstmal nicht geben. Augenblicklich können wir noch eine sehr gute Versorgung unserer Soldatinnen und Soldaten und ihrer Familien mit den wenigen Geistlichen schaffen. Auch wenn das mit viel Anstrengung einhergeht. Wenn es aber mehr und noch anstrengendere Einsätze werden, dann muss man andere Möglichkeiten schaffen. Aber bis jetzt geht es noch gut.

Das Interview führte Dorothee Rengeling

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