51. Gesamtkonferenz der Katholischen Militärseelsorge

Stellungsnahmen zu den Afghanistan-Fotos in der Bild-Zeitung

Der Katholische Militärbischof Dr. Walter Mixa und verschiedene Militärdekane und Militärpfarrer waren während der Gesamtkonferenz gefragte Interviewpartner für Funk und Fernsehen. Besonders wurden sie um Stellungnahmen zu den Vorkommnissen in Afghanistan gebeten, wobei sie auch die Notwendigkeit einer Neuorientierung an ethischen und christlichen Werten betonten.


Afganistan Fotos in der Bild-Zeitung vom 25.10.2006

Freising, 25.10.2006. Mit Entsetzen und Abscheu hat Militärbischof Dr. Walter Mixa auf die heute in der Bildzeitung veröffentlichten Fotos aus dem Jahre 2003 reagiert, auf denen vermutlich deutsche ISAF Soldaten zu sehen sind, die unter anderem auf makabre Weise mit einem Totenschädel umgehen. Militärbischof Mixa warnt jedoch vor vorschnellen Verurteilungen. Zuerst müssten die Vorfälle restlos aufgeklärt werden.

Ein derartiges Verhalten zeige, wie unverzichtbar die Sensibilisierung und Stärkung des ethischen Bewusstseins der Soldaten sei. Die Militärseelsorger müssten auf die sittliche Verantwortung des Soldatenberufs sowohl im Lebenskundlichen Unterricht wie auch in der Einsatzvorbereitung noch intensiver eingehen. Militärbischof Mixa erwähnte in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Inneren Führung in der Bundeswehr.
Bischof Mixa äußerte sich auf der Gesamtkonferenz der hauptamtlichen Militärseelsorger in Freising, die vom 23.bis 27.Oktober 2006 stattfindet.

Katholisches Militärbischofsamt, Pressestelle
Marlene Beyel


Interview mit Militärbischof Dr. Walter Mixa in der Berliner Zeitung

Herr Mixa, Sie sind katholischer Militärbischof der Bundeswehr. Wie bewerten Sie die Fotos ?

Die Bilder sind widerwärtig und abstoßend. Was dort geschehen ist, ist eine verachtungswürdige Handlung. Und die Totenschändung ist das schlimmste Verbrechen gegen die Würde des Menschen, da Tote sich nicht mehr wehren können.

Was bedeutet dieser Vorfall für das Ansehen der Bundeswehr?

Da muss man sehr vorsichtig sein. Die Bundeswehr leistet eine hervorragende Arbeit und die Soldaten bekommen für ihre Friedensdienste viel Respekt in der Bevölkerung. Der Vorfall ist eine absolute Ausnahme.

Welche seelischen Probleme haben Soldaten bei Auslandseinsätzen?

Belastend ist vor allem die Gefahr, das heißt die stets unmittelbare Nähe des Todes. Hinzu kommt die Trennung von den Familien.

Zieht die steigende Zahl der Kampfeinsätze der Bundeswehr auch verstärkt Soldaten an, die eher ein Interesse haben an Macht und Abenteuer als an Frieden?

Nein, das glaube ich nicht. Das sind keine Rowdys, sondern Staatsbürger in Uniform, die eine gewisse Opferbereitschaft und den Wunsch nach Frieden haben.

Wie kann es dennoch zu solch einem Skandal kommen?

Da, wo Gott nicht anerkannt ist, gibt es auch weniger Ehrfurcht vor dem Menschen.

Ein Gläubiger hätte das nicht getan?

Nein, niemals.

Was muss die Bundeswehr nun tun?

Zuerst muss der Vorfall restlos aufgeklärt werden. In Zukunft müssen die Militärseelsorger noch mehr auf die ethische und sittliche Verantwortung der Soldaten eingehen. Aber letztendlich können wir das Böse nicht verhindern.

Das Gespräch führte Miriam Müller, Berliner Zeitung, 26.10.2006


Frankfurter Rundschau Online

Der katholische Militärpfarrer Stefan Scheifele war 16 Monate lang als Seelsorger im Kosovo eingesetzt. Den Vorfall in Afghanistan hält er für eine Ausnahme. Trotzdem findet er, deutschen Soldaten könnte besser geholfen werden, Extremsituationen zu verarbeiten...
Zum Interview geht's hier.


Hamburger Abendblatt

Die deutschen Soldaten, die in Afghanistan mit einem Totenschädel posierten und sich gegenseitig fotografierten, dürften ihren Kameraden im Einsatz am Hindukusch einen Bärendienst erwiesen haben. Bislang war die Bundeswehr in Kabul und im Norden des Landes durchaus gut angesehen. Das kann sich nach Einschätzung von Experten jetzt ändern...
Zum Artikel geht's hier.

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