50 Jahre Evangelische Militärseelsorge

Festakt in Köln

Bundesverteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, der evangelische Militärbischof Peter Krug, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Dr. Wolfgang Huber und Burkhard Guntau, Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD (v.li.)
Köln-Wahn, 22.02.2007. Ein Ort mit Symbolik: Im militärischen Teil des Flughafens Köln-Wahn, Schnittstelle und Drehscheibe für den Dienst der Bundeswehr im Inland und im Auslandseinsatz, fand am Donnerstag, 22. Februar, die Feier zum 50-jährigen Bestehen der Evangelischen Militärseelsorge bei der Bundeswehr statt. Bewusst war dieser Ort für die Festlichkeit gewählt, bekräftigte der evangelische Militärbischof Peter Krug: "Hier ist der Ort des Abschiedes und der Heimkehr für Soldatinnen und Soldaten aller Teilstreitkräfte und für Zivilisten, die in die Einsatzgebiete fliegen."

Hochrangig war die Zahl der Gäste. An ihrer Spitze die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Franz Josef Jung, und als Vertreter des Generalinspekteurs Generalleutnant Johann Georg Dora. Die Katholische Militärseelsorge repräsentierten Militärbischof Dr. Walter Mixa und Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut. Über das Bundeswehr-Fernsehen waren die Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz mit der Feier verbunden.

Blick auf die Festversammlung im Luftwaffen-Hangar
"50 Jahre Militärseelsorge zeugen von einer guten Partnerschaft zwischen Kirche und Staat“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel vor den mehr als 500 Gästen aus Politik, Kirche und Bundeswehr. Die Militärseelsorge werde von vielen Soldaten geschätzt und sei ein wichtiger Teil des gesamtkirchlichen Wirkens. Vor allem bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr würden die Militärpfarrer gebraucht. Merkel erinnerte daran, dass die Militärseelsorge zur Zeit der Gründung der Bundeswehr in der evangelischen Kirche noch umstritten war. Der damaligen Bundesregierung unter Konrad Adenauer (CDU) sei es wichtig gewesen, die evangelische Militärseelsorge mit dem Vertrag zu institutionalisieren, um das Grundrecht der Soldaten auf Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit zu gewährleisten. Merkel hob die Rolle der Militärpfarrer als besondere Vertrauenspersonen für die Soldaten hervor. „Die Soldaten erwarten von ihren Seelsorgern viel“, sagte die Kanzlerin. Die Pfarrer seien Ansprechpartner bei Sorgen und Problemen und vor allem in Extremsituationen wie den Einsätzen in Krisengebieten. Zugleich wies die Bundeskanzlerin auf den Beitrag der Militärseelsorge zur Vermittlung ethischer Werte in der Bundeswehr hin. Sie bekräftigfte die Notwendigkeit der Auslandseinsätze der Bundeswehr. Mehr denn je sei die Bundeswehr eine „Armee im Einsatz“. Die derzeit rund 7.600 deutschen Soldaten im Auslandseinsatz trügen zum Frieden in der Welt und zu internationaler Sicherheit bei. Für die Soldaten sei der oft gefährliche Dienst in Krisengebieten eine besondere Belastungsprobe, aber auch für die Angehörigen. Dabei stünden ihnen und ihren Familien die Militärgeistlichen zur Seite.

Militärbischof Dr. Walter Mixa (l.) und sein Amtsbruder, der evangelische Militärbischof Peter Krug
Der Militärseelsorgevertrag war am 22. Februar 1957 in Bonn von Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) und dem damaligen EKD-Ratsvorsitzenden Otto Dibelius unterzeichnet worden. Das Dokument sei der einzige Vertrag zwischen der Bundesrepublik und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sagte der EKD-Ratsvorsitzende Dr. Wolfgang Huber. Er wies auch auf die Risiken der Auslandseinsätze hin. Deren wachsende Zahl zeige „das Ausmaß der Friedensgefährdung in unserer Zeit“: „Jeder Auslandseinsatz ist mit neuen Risiken verbunden, ob er im Ergebnis tatsächlich zum Frieden beiträgt, ist immer wieder ungewiss.“ Auslandseinsätze müssten „politisch ernsthaft geprüft und militärisch sorgfältig vorbereitet“ werden, forderte Huber. Der Ratsvorsitzende sagte im Rückblick, der Militärseelsorgevertrag habe sich in vielen Debatten bewähren müssen. Er verwies auf die Kontroversen über die Wiederbewaffnung in den Anfangsjahren der Bundesrepublik. Viele Christen seien nach dem Zweiten Weltkrieg davon überzeugt gewesen, dass Gott selbst dem deutschen Volk die Waffen aus der Hand geschlagen habe.

Der evangelische Militärbischof Peter Krug würdigte das Zusammenwirken von Staat und Kirche bei der Soldatenseelsorge in den vergangenen 50 Jahren. Gefeiert werde nicht „die goldene Hochzeit zwischen Staat und Kirche“, sondern der „Geburtstag einer verlässlichen Partnerschaft zum Wohle der Soldatinnen und Soldaten“. Die evangelische Kirche entsendet derzeit ein Drittel ihrer gut 100 Militärseelsorger ins Ausland, wie der EKD-Ratsvorsitzende bei dem Festakt auf dem Militärflughafen in Köln-Wahn mitteilte.

Der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr und Bischof von Augsburg, Dr. Walter Mixa, sagte in einem Grußwort, die beiden großen Kirchen seien den Weg der Militärseelsorge in den vergangenen 50 Jahren gemeinsam gegangen. Die Katholische und die Evangelische Militärseelsorge wirkten in einem gemeinsamen Umfeld. Er dankte für die gute Zusammenarbeit und sprach die persönliche Anerkennung aus. „Die Streitkräfte brauchen die Militärseelsorge“, betonte Mixa.

Musikalisch begleitet wurde der Festakt vom Musikkorps der Bundeswehr unter Leitung von Oberstleutnant Walter Ratzek. Es sang der Projektchor der Militärseelsorgen Wahn unter Leitung von Hauptfeldwebel Markus Wolters.

Text und Fotos: Carl-H. Pierk, kompass

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Weitere Bilder
Militärbischof Dr. Walter Mixa, Christa Reichert Mdb, KAS-Vorsitzende, Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut und der Persönliche Referent des Militärbischofs, Regierungsdirektor Markus Schulte
Blick auf die Festversammlung
Militärbischof Dr. Walter Mixa im Gespräch mit Militärgeneraldekan Dr. Peter Brandt
Interview mit WDR und dem Kölner domradio
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