Gott mit uns! Militärseelsorge beim Einsatz auf See

Katholischer Gottesdienst auf der "Karlsruhe" während des UNIFIL-Einsatzes
Levantisches Meer/ FGS BRANDENBURG, 20.03.2007. Der junge Soldat schaut doch recht erstaunt auf das Dienstgradabzeichen: Weder Offiziersbalken noch Bootsmannwinkel, sondern ein kleines, mit einer Krone geschmücktes Kreuz ziert die Schulter des Gegenüber. Der katholische Militärpfarrer Georg Kaufmann und ein Gefreiter befinden sich im angeregten Gespräch in der Backbordnock der Fregatte KARLSRUHE wenige Meilen vor der libanesischen Küste. Die Pfarrer, welche der junge Soldat in der Heimat nur in geistlicher Amtsrobe sieht, tragen im Auslandseinsatz Uniform und sind Teil des Einsatzalltages.

Laut Zentraler Dienstvorschrift (ZDv) 66/1 hat jeder deutsche Soldat jederzeit Anspruch auf kirchliche Seelsorge – auch im Ausland. Die lange Abwesenheit von zu Hause, die Trennung von der Familie und die psychische und körperliche Belastung des Dienstalltag im Einsatz unterstreichen die Notwendigkeit dieses Anspruchs. Gerade die auf den Schiffen und Booten eingesetzten Soldaten haben auf See keine Möglichkeiten, mal „eine Auszeit zu nehmen“. Privatspähre ist an Bord Mangelware, umso wichtiger daher die Chance, sich jemandem mit seinen Sorgen und Kummer anvertrauen zu können.

„Vertraulichkeit“ lautet die Maxime der Seelsorge. Dass der Pfarrer nicht in die militärische Hierachie eingebunden ist und das Recht zur Verschwiegenheit hat, gleichzeitig als eingeschiffter Gast auf die Einheiten kommt, erleichtert den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses sehr. Die Militärpfarrer sehen sich selbst als Sprachrohr der Soldaten und als Mittler zwischen Vorgesetzten und Untergebenen. Berührungsängste sind da nicht zu finden. „Ob tagsüber oder nachts, ob es um theologische Fragen oder einen reinen Nachmittagsschnack an der Reeling geht: Als Pfarrer unter Soldaten bin ich immer an der Schwätzfront im Einsatz. Durchhalteparolen zu verbreiten ist dabei der falsche Ansatz; die individuelle Betreuung des einzelnen Soldaten, egal ob Matrose oder Flaggoffizier, erfordert höchstes Maß an Mitgefühl und Sensibilität“, resümiert Pfarrer Kaufmann seine Arbeit an Bord.

Die beiden Pfarrer sind im ganzen deutschen Kontingent vor dem Libanon und auf Zypern unterwegs, von der Fregatte BRANDENBURG, über die Marineschutzkräfte in Limassol und die Marineflieger in Pafos; sie betreuen gut 1000 deutsche Soldaten. Die Konfession spielt für den Gottesdienst keine Rolle. Zum Gottesdienst des Pfarrer Kaufmannn in der Portepeeunteroffiziermesse der Fregatte KARLSRUHE sind ebenso alle Soldaten willkommen wie zum Gottesdienst des evangelischen Militärpfarrers Christoph Sommer im Backbordhangar auf dem Flaggschiff des UNIFIL-Verbandes, der Fregatte BRANDENBURG. Durch die Abhaltung eines ökumenischen Gottesdienstes, wie er am 01. April auf dem Flugplatz der Einsatzstaffel MK 41 Sea King in Pafos auf Zypern stattfinden wird, verdeutlichen die beiden Pfarrer, dass sie alle Christen gleichermaßen ansprechen.

Die Präsenz der beiden Geistlichen einige tausend Meilen von Deutschland entfernt, die Möglichkeit an Bord vor der Küste des Libanon seiner Christenpflicht nachzukommen und dem Gottesdienst beizuwohnen, ist ein Stück Heimat. Die Bedeutung dieses Seelsorgeangebots unterstreicht der evangelische Pfarrer Sommer noch einmal:„Meine Schulterklappen machen es deutlich: Kreuz und „dominus sumus“ – wir sind des Herrn. Weder dicke noch dünne Streifen, sondern eine Ausrichtung. Ich stehe für Kirche, Gott und Glauben in dieser hochtechnisierten Welt. Ich biete Gottesdienst und Zeit zu Geprächen an. Und dieses Angebot wird genutzt.“

Text und Fotos: Alexander Kovacev

zurück   oben

Weitere Bilder
Evangelischer Militärpfarrer Christoph Sommer im Gespräch mit einem Offizier der "Brandenburg"
Evangelischer Gottesdienst auf der "Frankfurt am Main"
Katholischer Gottesdienst auf dem Flaggschiff des UNIFIL-Verbandes, der Fregatte "Brandenburg"
zurück   oben