Die Gemeinschaft zählt

Katholische Militärseelsorge Rekordbeteiligung bei Lourdes-Wallfahrt

von Heike Hasselbach

Der Gang der Pilger zur Quelle von Lourdes gehört zu den Höhepunkten der Soldatenwallfahrt
Aktuell - Zeitung für die Bundeswehr, Mai 2008. Einen Rekord bei den Anmeldungen hat das Katholische Militärbischofsamt in Berlin für die 50. Internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes verzeichnet: Mehr als 1500 Pilger - darunter 1000 Soldaten – werden an der Jubiläumsveranstaltung vom 21. bis 27. Mai in Frankreich teilnehmen.

„Viel Spaß beim Packen!“, steht in Fettschrift unter der Checkliste Lourdes, die an alle Teilnehmer ausgegeben wird, die sich auf die Wallfahrt in den geschichtsträchtigen Ort am Fuße der Pyrenäen begeben. In diesem Jahr feiert nicht nur die Soldatenwallfahrt Jubiläum, ganz Lourdes steht Kopf. Denn 150 Jahre ist es nun her, dass sich in dem beschaulichen Ort, durch den der kleine Fluss Gave du Pau fließt, Besonderes ereignete.

Alles begann im Februar 1858: An der Grotte von Massabielle nahe der Stadt Lourdes hat die Tochter eines verarmten Müllers namens Bernadette Soubirous mehrere Marienerscheinungen. Die Gottesmutter
fordert sie auf nach einer Wunderquelle zu graben. Bereits kurz nach Bekanntwerden der Erscheinungen pilgern viele Menschen nach Lourdes. 1862 erkannte eine kirchliche Untersuchungskommission diese Erscheinungen an.

Mit drei Sonderzügen, die in Kiel, Berlin und Nürnberg eingesetzt werden, machen sich die Wallfahrer auf den Weg nach Lourdes, darunter auch Oberstabsärztin Katharina Raca-Waßmann. Die Zahnärztin vom Standort Gatow möchte in diesem Jahr erstmals selbst erleben, was es bedeutet als Pilger nach Lourdes zu kommen. Die Berichte ihrer Freundin, die im vergangenen Jahr mit dabei gewesen ist, machten sie neugierig. „Ich freue mich darauf, die Wallfahrt als eine gemeinschaftliche Erfahrung zu erleben“, sagt sie bei einem Vorbereitungstreffen in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin. Ein persönlicher
Schicksalsschlag gab ihr die letzte Initialzündung, in diesem Jahr an der Wallfahrt teilzunehmen.
„Damit geht ein langgehegter Wunsch für mich in Erfüllung“, sagt die Ärztin.

Den entscheidenden Schubser zur Teilnahme habe ihm sein Chef gegeben, sagt Gefreiter Felix Korn, Sanitäter in der Blücher-Kaserne in Kladow. Trotzdem freue er sich nun schon auf die spezielle Wallfahrt-Atmosphäre, von der ihm schon so viele Rückkehrer erzählt haben. Auch freue er sich auf die Abwechslung, die die Tour nach Frankreich in seinen Alltag bringen wird. Während er sich als christlich bezeichnet, sieht einer seiner Sanitätskameraden die Wallfahrt erst einmal pragmatisch. „Für 75 Euro eine Woche nach Frankreich. Das ist doch super!“

Genau diese unterschiedlichen Motive der Teilnehmer sind es, die Oberfeldwebel Manuel Mahnke spannend findet. Ob er nun das fünfte oder sechste Mal dabei ist, „das kann ich gar nicht mehr so genau sagen“. Es habe sich im Laufe der Jahre eine richtige Wallfahrerclique gebildet. „Viele sehe ich ausschließlich in der Lourdes-Woche“, erzählt der Sanitäter, der im Berliner Sonderzug für die ärztliche Versorgung zuständig sein wird. „Man kann buchstäblich mit den Teilnehmern über Gott und die Welt sprechen“, sagt der evangelisch Getaufte.

Vor allem die zwanglosen Begegnungen im Zug oder in Lourdes selbst haften ihm im Gedächtnis. „Dienstgrade spielen dort keine große Rolle“, so Mahnke. Gern erinnert er sich auch an das zwanglose Gespräch mit Verteidigungsminister Franz Josef Jung am Rande einer Veranstaltung. „In Deutschland
hätte sich die Gelegenheit zu diesem lockeren Zusammentreffen sicher nicht so einfach ergeben“, meint er. Selbst im Einsatz in Afghanistan traf der Oberfeldwebel auf Soldaten, die er in Lourdes kennengelernt hatte. Lourdes, das bedeutet für ihn, die Kirche ganz anders zu erleben, als auf die Art, wie viele die kirchliche Begegnung für sich abgespeichert haben. „Allein die Gemeinschaft zählt“, sagt er. Damit er die Jubiläumswallfahrt auch nicht verpasst, hat er in diesem Jahr einen Lehrgang verschoben.

Mit der Checkliste in Händen machten sich die Teilnehmer des Vorbereitungstreffens erst einmal wieder auf den Weg nach Hause – und freuten sich gleichzeitig auf ein baldiges Wiedersehen am Bahnhof Wannsee am 21. Mai.

Text: Heike Hasselbach (Aktuell)
Foto: Andrea Bienert

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