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Nur zufriedene Soldaten leisten optimalen Dienst

Kommentar zur Berufszufriedenheit der Soldatinnen und Soldaten des Bundesvorsitzenden des Deutschen Bundeswehr-Verbandes, Oberst Bernhard Gertz

Oberst Bernhard Gertz, Bundesvorsitzender des Deutschen Bundeswehr-Verbandes
Die Gewährleistung der äußeren Sicherheit besitzt für jeden Staat einen herausragenden Stellenwert. Nur eine wirksame Außen- und Sicherheitspolitik gewährleistet, dass so genannte "asymmetrische Gefährdungen" - wie z. B. die Bedrohung durch internationalen Terrorismus - kontrolliert werden können. Garant dafür sind unsere Soldatinnen und Soldaten, die in den Einsätzen der Bundeswehr im wahrsten Wortsinne ihren Kopf für unsere Sicherheit hinhalten.

Auch für die Bundeswehr ist unbestritten, dass nur zufriedene Mitarbeiter in ihrem Beruf hohes Engagement zeigen und die Einsatzfähigkeit der Organisation aufrecht erhalten. Nur zufriedene Soldaten leisten optimalen Dienst und sorgen zusätzlich als positive Multiplikatoren dafür, dass die Attraktivität des Soldatenberufes aufrecht erhalten bleibt.

Deshalb hat der Deutsche BundeswehrVerband unter dem Motto "Jetzt reden Sie" alle Mitglieder dazu aufgerufen, sich über einen Fragebogen zur Berufszufriedenheit in den Streitkräften zu äußern. Eine unerwartet große Zahl von 45.040 Mitgliedern, davon mehr als die Hälfte Zeit- oder Berufssoldaten, hat von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Dabei zeigt sich in zentralen Bereichen große Unzufriedenheit, deren Ursachen und Folgen die Aufgabenerfüllung durch die Bundeswehr massiv beeinträchtigen und in Zukunft sogar unmöglich machen könnten.

Das Ergebnis der Mitgliederbefragung rundet das Bild ab, das sich bereits seit einiger Zeit abzeichnet: Die Bundeswehr ist seit Jahren dramatisch unterfinanziert! Und das hat inzwischen Auswirkungen auf alle Bereiche der Streitkräfte. Es ist höchste Zeit, dass im Verteilungskampf um knappe Ressourcen nicht nur die Baustellen Arbeits-, Sozial- und Gesundheitspolitik angemessen berücksichtigt werden, sondern auch eine Institution, die man nach den Ergebnissen der Mitgliederbefragung nur noch mit dem Begriff "Großbaustelle" beschreiben kann: die Bundeswehr!

Besonders stark ausgeprägt ist die Unzufriedenheit in den Meinungsbildern der Berufssoldatinnen und -soldaten sowie der Zeitsoldatinnen und -soldaten. Vor allem Soldatinnen und Soldaten mit Einsatzerfahrung bemängeln die Bedingungen ihres Dienstes. Besonders kritisch bewertet werden die Ausrüstung sowie die persönliche Ausstattung für Auslandseinsätze. Beachtlich ist auch, dass die Soldaten sich von Regierung und Parlament nicht unterstützt fühlen. Signifikante Korrekturen durch die Politik sind erforderlich.

Die Bundeswehr ist in Betrieb, Personal und Investitionen massiv unterfinanziert. Wird dies nicht geändert, wird die Bundeswehr im Kampf um qualifizierten Nachwuchs im notwendigen Umfang unterliegen. Wenn die Masse der Berufssoldaten angibt, nahe stehenden Personen vom Eintritt in die Streitkräfte abzuraten, ist das ein Alarmsignal erster Ordnung.

Die Ergebnisse sind ernst zu nehmen. Im Gegensatz zu repräsentativen Umfragen, die sich als Stichproben lediglich auf einen kleinen Personenkreis beziehen und die Ergebnisse dann aufgrund der statistischen Zusammensetzung der Stichprobe hochrechnen, konnte hier auf die Meinung von außergewöhnlich vielen Soldaten zurückgegriffen werden. Dadurch haben wir ein sehr aussagekräftiges Bild der Berufszufriedenheit erhalten. Die Strategie, einfach den Kopf in den Sand zu stecken und die Studie als "nicht repräsentativ" ab zu tun, kann nur Verwunderung auslösen.