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Bundeswehr kann sehr wohl mit anderen Unternehmen konkurrieren

Handlungsmöglichkeiten greifbar machen

Interview mit Hauptbootsmann Daniela Klante, Militärische Gleichstellungsbeauftragte beim Bundesministerium der Verteidigung
Kompass: Seit dem 1. November 2005 sind Sie militärische Gleichstellungsbeauftragte beim Bundesministerium der Verteidigung. Sie sind Ansprechpartnerin auch für die Gleichstellungsbeauftragten bis auf Kommando- respektive Divisionsebene. Seit 1. Januar 2005 gibt es das Soldatinnen- und Soldaten-gleichstellungsgesetz (SGleiG) und am 21. Mai 2007 ist die Teilkonzeption "Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften" (TK VebkFamDstSK) erlassen worden. Auf den ersten Blick also gute Grundlagen. Wie bewerten Sie sowohl die gesetzlichen Grundlagen einerseits als auch die erlassene Teilkonzeption?

Hauptbootsmann Daniela Klante: Das SGleiG ist eine solide Grundlage, um Gleichstellung in all ihren Facetten in der Bundeswehr umzusetzen. Besonders im Hinblick auf den Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Dienst bietet das Gesetz gute Grundlagen und Handlungsspielraum. Dennoch ist für die Zukunftsfähigkeit dieser Thematik die finanzielle Unterstützung genauestens zu prüfen. Im Bundesgleichstellungsgesetz (BGleiG) bereits verankert ist die finanzielle Unterstützung für Kinderbetreuung bei Fortbildungsmaßnahmen. Es gilt nun genau zu verifizieren, wie auch für die Soldatinnen und Soldaten diese Unterstützung möglich ist.

Die TK VebkFamDstSK ist ein umfängliches Dokument, welches allen deutlich macht, wo die Reise in punkto "Familienpolitik Bundeswehr" hingeht. Dennoch bleibt die Erwartung bestehen, tatsächlich Handlungsmöglichkeiten greifbar zu machen. Dies soll mit dem Allgemeinen Umdruck 1/500 realisiert werden.

Kompass: Was bemängeln Sie, oder anders gefragt, was fehlt Ihnen als militärische Gleichstellungsbeauftragte mit Blick auf die tatsächliche Realisierung der Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften? Im Vergleich mit anderen Berufen - können Streitkräfte eigentlich ernsthaft erfolgreich konkurrieren?

Hauptbootsmann Daniela Klante: Objektiv betrachtet fehlt nichts, wenn es um die Umsetzung der Vereinbarkeit von Familie und Dienst geht. Verschiedene Möglichkeiten sind bereits etabliert. So bestehen die Möglichkeiten, in Teilzeit zu arbeiten oder Telearbeitsplätze wahrzunehmen. Weiterhin sind Vorgesetzte aufgefordert, flexible Arbeitszeiten zu gestalten.

Subjektiv habe ich manchmal das Gefühl, dass die Einstellung zu dem Gesamtthema so mancherorts den Blick für Realisierungschancen vernebelt. Grundsätzlich können wir sehr wohl mit anderen Unternehmen konkurrieren. Ein attraktiver Arbeitgeber zu sein ist heute wichtiger denn je. Dennoch dürfen wir uns nicht auf bisherigen Errungenschaften ausruhen, vielmehr müssen wir sehr genau den gesellschaftlichen Wandel beobachten und uns durch gewonnene Erkenntnisse stets weiterentwickeln.
Kompass: Nun ist der Beruf der Soldatinnen und Soldaten in der Regel mit dienstlich begründeten Belastungen verbunden: häufige Versetzungen, Kommandierungen, Lehrgänge bis hin zum Auslandseinsatz. Was sind in diesem Zusammenhang Ihre Überlegungen zur Minderung der Belastungen wie z. B. Trennung von Ehemännern bzw. Ehefrauen und Kindern, Wochenend- und Fernbeziehungen?

Hauptbootsmann Daniela Klante: Trennung von der Familie durch Versetzung, Kommandierung, Lehrgang oder Einsatz bestimmte schon immer das Bild des Soldatenberufes. Allerdings waren die Voraussetzungen früher anders als heute. Heute stehen die Partnerinnen und Partner der Soldaten und Soldatinnen selbst im Berufsleben und sind damit nicht mehr bereit, jede Versetzung mitzumachen. Natürlich auch dadurch begründet, dass die Unsicherheit, am neuen Standort nahtlos Arbeit zu bekommen, groß ist. Wenn dann auch noch Kinder da sind, ist die Bindung an einen bestimmten Ort noch mehr erwünscht. Eltern stellen sich heute schon eher die Frage: Was tue ich dem Kind an mit einem Umzug? Ein anderes Bundesland bedeutet auch andere Schulsysteme, andere Betreuungsvoraussetzungen, neues soziales Umfeld etc.

An erster Stelle können wir für Soldatinnen und Soldaten eine flexible und auf die Lebenssituation angepasste Personalführung einfordern. Durch Kommunikation miteinander ist die Personalführung besser in der Lage, Probleme zu erkennen und die Einplanung einer Person dementsprechend anzupassen.

Das Interview führte Josef König