12 
           

Weltjugendtag in Australien. Vorbereitungen in vollem Gang

von Eva Schatz direkt aus Sydney

Colonel Doug Knight, stellvertretender Befehlshaber der „Operation Testament”, freut sich auf die internationalen Gäste: Das weiße Abzeichen dient als Andenken für alle Soldatenpilger, das schwarze Abzeichen kennzeichnet die Teilnehmer aus Australien
Was bedeutet es, Soldat und Christ zu sein? Dieser Frage werden die Soldatenpilger beim Weltjugendtag im Juli 2008 in Sydney gemeinsam auf den Grund gehen. Während rund ein Dutzend australischer Soldaten das spirituelle Programm für ihre internationalen Kollegen ausarbeitet, sind mehrere Hundert damit beschäftigt, für die Sicherheit aller Weltjugendtagsteilnehmer zu sorgen. Zwar herrschen im Juli eher kalte Temperaturen in Sydney, dennoch können sich die deutschen Pilgersoldaten auf einen warmen Empfang beim Weltjugendtag freuen. "Wir sind dankbar für die wundervollen Erfahrungen, die wir in Köln gesammelt haben", betont der australische Militärbischof Max Davis. "Uns ist so oft die Gastfreundschaft anderer zugute gekommen, nun wollen wir das zurückgeben." Davis kommt jetzt noch ins Schwärmen, wenn er an den Weltjugendtag 2005 in Köln zurückdenkt. Nun ist er selbst dafür verantwortlich, für die Pilgersoldaten aus aller Welt ein unvergessliches Erlebnis zu gestalten. Davis rechnet mit rund 250 militärischen Gästen, vor allem aus Deutschland, den USA, Frankreich und Kolumbien. Ungefähr ebenso viele australische Soldaten werden erwartet - "es ist schade, dass nicht mehr kommen können, derzeit sind so viele in Auslandseinsätzen".

Militärbischof Davis beschreibt den Weltjugendtag mit einer Mischung aus "Zeit für Gebet und Reflektion, aber auch einfach Spaß miteinander haben", doch im Vorfeld müssen mehrere 100 Soldaten der australischen Streitkräfte auch kräftig mit anpacken. Zwar wird das Ereignis in Sydney wesentlich kleiner ausfallen als in Köln - die Organisatoren rechnen mit 125.000 internationalen und 100.000 australischen Teilnehmern - dennoch ist Unterstützung nötig. Mit der "Operation Testament" greift das hiesige Militär der Polizei des Staates New South Wales unter die Arme. Schließlich ist die Sicherheit der Weltjugendtags-Teilnehmer oberstes Gebot.

"Wir sind hauptsächlich dazu da, Gebäude zu sichern", erklärt Colonel Doug Knight, stellvertretender Befehlshaber der "Operation Testament", seine Hauptaufgabe. Ganz oben auf seiner Liste stehen die Veranstaltungsorte für Großereignisse wie die Eröffnungsmesse und die Papstmesse, die auf einer Pferderennbahn mitten in Sydney stattfinden wird. Aber auch kleinere Orte wie die Schulen, in denen Pilger übernachten werden, müssen allesamt inspiziert und freigegeben werden. "Wenn alles untersucht ist, übergeben wir die Veranstaltungsorte an die Polizei von New South Wales", sagt Colonel Knight.

Und dann gibt es noch die Ankunft des Papstes vorzubereiten: Benedikt XVI. trifft nicht mit einer Autokolonne, sondern mit einer Bootskolonne ein - schließlich wird der Hafen von Sydney nicht umsonst als einer der schönsten der Welt bezeichnet. Dafür muss das gesamte Hafenbecken abgesucht werden, inklusive Tauchern - aber Colonel Knight winkt nur ab, wenn er nach möglichen Terroranschlägen gefragt wird. "Da gibt es ganz andere Herausforderungen. Beispielsweise werden viel mehr Menschen als bei den Olympischen Spielen zu Fuß unterwegs sein, außerdem werden nicht immer alle zu denselben Veranstaltungen gehen.

"Um die Gebäudesicherung möglichst zeitnah zu erledigen, beginnt die heiße Phase der "Operation Testament" erst Ende Juni. "Momentan ist unser Fußabdruck noch klein", sagt Colonel Knight. "Aber das wird sich bald ändern.

"Während sich Hunderte von Soldaten um die Sicherheitsvorkehrungen kümmern, sind rund ein Dutzend damit beschäftigt, die Ankunft der Soldatenpilger spirituell vorzubereiten. Militärbischof Davis will den Weltjugendtag dazu nutzen, Soldaten aus aller Welt an ihren christlichen Auftrag zu er-innern: "Erst seit dem II. Vatikanischen Konzil gibt es überhaupt einen Hinweis, was die Kirche erwartet - demnach sind Soldaten, wenn sie ihre Pflichten ordnungsgemäß erfüllen, Gesandte für Frieden und Stabilität." Damals sei diese Aussage äußerst unerwartet gewesen, sie habe den Beruf des Soldaten zu einer Berufung gemacht, betont Davis.

Beim Weltjugendtag will er an diese Tradition anknüpfen und zusammen mit den Soldatenpilgern an den "Tagen in der Diözese" in Canberra an einem gemeinsamen "Statement of Peace", einer Stellungnahme für den Frieden, arbeiten. "Wir wollen alle jungen Leute im Militär dazu einladen, darüber nachzudenken, wer sie sind und was ihre Mission ist", macht der Militärbischof deutlich. Bei einer Abendveranstaltung im Parlament von Canberra werden hochrangige Mitglieder der australischen Streitkräfte diese Stellungnahme in Empfang nehmen. Bisher laufen sämtliche Vorbereitungen für die internationalen Gäste wie geplant, selbst die anfängliche Verwirrung über die Unterbringung der deutschen Teilnehmer hat sich gelegt. Die deutsche Reisegruppe hatte sehr frühzeitig ihr Kommen zugesagt und sofort Unterkünfte gebucht - noch bevor die australischen Gastgeber die Gemeinschaftsübernachtung organisiert hatten. Doch mittlerweile wurde die Doppelbuchung storniert und sämtliche Soldatenpilger sind in Canberra zentral untergebracht, bevor sie nach Sydney in die Randwick Barracks der australischen Armee umziehen werden.

Nur eins beunruhigt den Bischof immer noch: "Jeder, der nach Australien kommt, will unbedingt ein Känguru sehen! Seit Wochen beobachten wir die Bewegungen der Kängurus rund um Canberra, damit wir genau wissen, wo sie sich aufhalten, wenn unsere Gäste da sind."Colonel Doug Knight, stellvertretender Befehlshaber der "Operation Testament", freut sich auf die internationalen Gäste: Das weiße Abzeichen dient als Andenken für alle Soldatenpilger, das schwarze Abzeichen kennzeichnet die Teilnehmer aus Australien.