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Militärseelsorge in der Bundesstadt Bonn (1)

Am Ersten Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung und darüber hinaus

Die rheinische Universitätsstadt verlor im Jahr 2000 ihre besondere Bedeutung für die Katholische Militärseelsorge, als nach dem Umzug des Deutschen Bundestags auch die Kurie des Katholischen Militärbischofs an den Sitz der Bundesregierung nach Berlin verlegt wurde, wie die Statuten es vorsehen. Aber auch nach Aufgabe des Katholischen Militärbischofsamts in der Adenauerallee und der Errichtung eines Zweiten Dienstsitzes des BMVg im Berliner Bendlerblock, sind die „Hardthöhe“ und damit das Katholische Militärpfarramt Bonn von großem Gewicht.

Das Pfarramt mit Kapelle, Büros und Versammlungsräumen befindet sich im großzügigen, ökumenisch genutzten „Geistlichen Forum“ im weitläufigen Kasernengelände des Stadtteils Hardtberg am Rande von Bonn. Aber „katholisches Leben“ findet natürlich auch an den Standorten im weiteren Umland bis hin ins Bergische Land und Siegerland, jedoch vor allem im Herzen der ehemaligen Bundeshauptstadt – zum Beispiel der feierliche Soldatengottesdienst im Rahmen des Patroziniums im Bonner Münster – statt.
Gespräche gehören für Militärdekan Benno Porovne, Priester des Erzbistums Köln, der selbst in Bonn studiert hat und zuletzt in Erfurt tätig war, wie für jeden Militärseelsorger zum „täglichen Geschäft“ – am Ersten Dienstsitz des Verteidigungsministeriums jedoch natürlich oft mit hochrangigen Soldaten und Ministeriumsmitarbeitern.

Oberst i. G. Porschen kann einige Wappen zur Erinnerung mit in den Ruhestand nehmen.
Wie auch sonst in der Bundeswehr – vielleicht sogar noch etwas häufiger – gehören stetige Personalwechsel und Versetzungen zum Erleben des Militärgeistlichen. So folgen auf das Abschiedstreffen mit dem Referatsleiter PSZ (Personal-, Sozial- und Zentralangelegenheiten), Oberst i. G. Ernst Porschen, ein Antrittsbesuch beim neuen Referatsleiter FüS I 3, Oberst i. G. Peter Gerhard. Bei beiden Gesprächspartnern wird deutlich, dass sie langjährige und gute Erfahrungen mit der Katholischen Militärseelsorge gemacht haben, auch wenn sie selbst keine Funktion in der organisierten Laienmitarbeit wahrnehmen (etwa in der Gemeinschaft Katholischer Soldaten, GKS), sondern „nur zivil“ als Christen in ihrer jeweiligen Wohngemeinde praktizieren.

Einen anderen Generalstabs-Oberst, der allerdings sehr aktiv und international in der Militärseelsorge mitwirkt, trifft Pfarrer Porovne ebenfalls zum offenen Gedankenaustausch. Auch Oberst i. G. Reinhard Kloss, der kürzlich wiedergewählte Präsident des „Apostolat Militaire International“ (AMI), hat seinen Arbeitsplatz zurzeit in einem der Bürohochhäuser in der Nachbarschaft des Militärpfarramts. Mit ihm dreht sich das Gespräch natürlich großenteils um die Unterschiede zwischen der Militärseelsorge in Deutschland und der in anderen NATO-Staaten und weltweit. Aus aktuellem Anlass wird aber auch die zukünftige Zentrale Dienstvorschrift 10/4 thematisiert, in der der Lebenskundliche Unterricht neu geregelt wird, was Militärdekan Porovne selbst direkt betrifft.

Mit am Tisch bei Militärdekan Benno Porovne und Oberst i. G. Peter Gerhard: Oberstleutnant der Reserve Bertram Bastian, Schriftführer des GKS-Vorstands Bonn und neuer Verantwortlicher Redakteur des „Auftrag“
Noch ein weiterer Oberst im Generalstab ist in diesen Tagen Gastgeber für den Militärgeistlichen: Der Chef des Stabes des Streitkräfteamts, Oberst i. G. Friedrich Engelhardt, informiert seine Gäste, darunter auch der Vorsitzende des GKS-Kreises Bonn, Stabsfeldwebel Joachim Lensch, ausführlich über das Aufgabengebiet dieser Höheren Kommandobehörde, die Veränderungen durch die kommende „Struktur 2010“ und seine Sicht der Rolle von Militärseelsorge in den Auslandseinsätzen.

Aber nicht nur Einzelgespräche gehören zur Arbeit im Seelsorgebezirk Bonn, sondern auch die enge Zusammenarbeit mit Gremien, wie dem sehr aktiven GKS-Kreis, der zurzeit die Aufgaben des Pfarrgemeinderats beim Katholischen Militärpfarramt wahrnimmt. In dessen Vorstand arbeiten neben aktiven Soldaten auch „Reservisten“ mit, die ehemaligen Pfarrhelfer Herr Schmidt und -sekretärin Frau Gawenda, sowie nicht zuletzt Militärdekan Porovne selbst und der derzeitige Pfarrhelfer, Matthias Curtius. Geradezu „generalstabsmäßig“ – moderiert durch SF Lensch – werden hier besondere Gottesdienste, Vortragsveranstaltungen, Wallfahrten, der jährliche Festakt der GKS anlässlich des Weltfriedenstags und vieles anderes vorbereitet und wird besonderer Wert auf die Öffentlichkeitsarbeit gelegt.

(Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe.)
Jörg Volpers

Weitere Bilder
Der GKS-Vorstand mit dem Vorsitzenden Stabsfeldwebel Lensch, Militärdekan Porovne und Pfarrhelfer Curtius
Oberst i. G. Engelhardt im Gespräch mit Militärdekan Porovne