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"Nie wieder Krieg" und die Verteidigung am Hindukusch?

Pastoralreferent Dieter Spoo (2. v. l.), Brigadegeneral Helmut Kurt Schiebold und Korvettenkapitän Ulrich Ruth zusammen mit ihren Gesprächspartnern
Foto: © Misereor / Gottfried Baumann
Militärische und zivile Aufbauhelfer diskutieren in Aachen über die Rechtfertigung deutscher Intervention und die Zukunft eines zerrissenen Landes.

Auf Initiative des Pfarrgemeinderates der Militärseelsorge in Aachen wurde in der Bischöflichen Akademie Aachen die mögliche Zukunft Afghanistans und die Rolle Deutschlands diskutiert. Ziel war es, Vertreter der Friedensbewegungen und des zivilen Aufbaus mit Vertretern der Bundeswehr ins Gespräch zu bringen. Das Thema war interessant genug, um ca. 200 Menschen zusammenzuführen - Soldaten wie Zivilisten.

Das Podium war besetzt mit Brigadegeneral Helmut Kurt Schiebold, dem Kommandeur der TSL/FSHT in Aachen, Korvettenkapitän Ulrich Ruth von den Joint Force Headquarters in Brunssum (NL), dem Afghanistan-Referenten des Kath. Hilfswerkes Misereor, Hermann Rupp, und dem Vorsitzenden des Aachener Friedenspreises, Otmar Steinbicker.

Die Fronten waren schnell deutlich, doch die Diskussion verhärtete sich nicht. Podium und Publikum folgten der Devise des Abends, die Pastoralreferent Spoo ausgegeben hatte: Sie sollten der jeweils anderen Auffassung die Ernsthaftigkeit nicht absprechen. Es gehe um offenen Meinungsaustausch zur weiteren Meinungsbildung. Bisher seien zu viele Debatten zum Thema an harscher Polemik gescheitert.
Es wurde recht deutlich, wie sehr sich eine Militärlogik mit der Suche nach eindeutigen Analysen und Zielen von der differenzierten Beurteilung der zivilen Beteiligten unterscheidet.

Alle Teilnehmer wiesen auf den schwierigen zivilen Aufbau einer Gesellschaft hin, die Frieden und ausreichende Lebensgrundlagen seit langer Zeit verloren hätten. Einigkeit herrschte, als es um die Frage nach einer Zieldefinition und einer Exitstrategie des Einsatzes ging. Die Politik habe es versäumt, realitätsnahe Ziele zu benennen.

Fragen aus dem Publikum bezogen sich auf die moralische Rechtfertigung der Einsätze, auf die Ver- quickung deutscher und internationaler Interessen, das Erleben der Einsätze von Soldaten und das Recht der Afghanen auf echte Autonomie.

Natürlich gab es am Ende der Veranstaltung keine Einigkeit. Doch durch die Gesprächskultur aller Mitredner gab es Verständnis für die je andere Position, Polarisierungen wurden vermieden und es blieb Nachdenklichkeit bei allen Teilnehmern.

Dieter Spoo