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Ein großer Standort in Ostwestfalen

Gelöbnis- und Vorlesetag in Augustdorf

Während des Feierlichen Gelöbnisses
© Kompass / Volpers
Ein wichtiges Katholisches Militärpfarramt für Nordrhein-Westfalen befindet sich in der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne in Augustdorf, gelegen im weiträumigen Gebiet der Senne zwischen Bielefeld und Paderborn. Vinzentiner-Pater Stephan Schmuck C.M. und Pfarrhelfer Ralf Heising gehören zum Militärdekanat Mainz (mit vorläufigem Dienstsitz Koblenz) und betreuen von dort aus neben Augustdorf die Standorte Bielefeld, Brakel, Detmold, Höxter, Paderborn und Senne; Pater Schmuck außerdem immer wieder auch die Soldaten, die von dort aus in den Auslandseinsatz gehen.

Einerseits ist es an Standorten, die über Ausbildungskompanien verfügen, eine vierteljährlich wiederkehrende Routine, Eid und Gelöbnis durchzuführen, andererseits wird die Bedeutung für die einzelnen betroffenen Soldatinnen und Soldaten hervorgehoben durch eine gewisse Feierlichkeit, durch die Öffentlichkeit – oft in Form von Verwandten und Freunden, die dann zu Besuch in die Kaserne kommen – und nicht zuletzt durch die Gottesdienste, die meist kurz vor dem eigentlichen Ereignis von der Militärseelsorge angeboten werden. Eine ebenfalls regelmäßige und wichtige Aufgabe der Militärseelsorger besteht darin, neben dem förmlichen Erstkontakt mit den jungen Rekruten diese in einem Lebenskundlichen Unterricht mit dem „Ritual“ vertraut zu machen und mit ihnen über Sinn und Zweck des Gelöbnisses zu sprechen.

„Offenes Kasernentor“ zum Feierlichen Gelöbnis

So war es auch Ende letzen Jahres wieder so weit, dass bei etwas trübem Spätherbstwetter zahlreiche Zivilisten zu einem Tag der offenen Tür – zugleich „Infotag der Katholischen Militärseelsorge“ – in die GFM-Rommel-Kaserne an der Augustdorfer Allee strömten und die Rekruten von mehreren Ausbildungskompanien wenige Stunden vor ihrem feierlichen Gelöbnis die Standortkirche in der Nähe der Hauptwache bis auf den letzten Platz füllten. Militärpfarrer Schmuck feierte mit ihnen einen Gottesdienst, der für manche sicher der erste seit langer Zeit, für einige vielleicht sogar der erste in ihrem Leben war.

Beim Gelöbnis auf der Wiese des Paradeplatzes am Nachmittag wurde dann Pater Schmuck über Lautsprecher als einer der Ehrengäste begrüßt und die Arbeit der Katholischen Militärseelsorge in wenigen Worten ausdrücklich gewürdigt. Auch wenn das militärische Ritual unter freiem Himmel mit Spielmannszug, Fahneneid und Nationalhymne für viele sicher mindestens so fremd war, wie für manche der kirchliche Ritus am Morgen, so half zumindest denen, die beim Gelöbnisunterricht und im Gottesdienst aufmerksam dabei waren, diese Vorbereitung zum besseren Verständnis und zur Einordnung in ihren immer noch ungewohnten soldatischen Alltag.

Kontrastprogramm

Ein ungewöhnliches „Event“ wartete dann am folgenden Tag in der Unteroffiziersheim-Gesellschaft (UHG III) auf die Soldatinnen und Soldaten, die kein Gelöbnis-Frei hatten, aber sich zu einer lange angekündigten Veranstaltung der Katholischen Militärseelsorge in den mit Tarnnetzen und Transparenten geschmückten Saal aufmachten. Die meisten hatten sicherlich vorher noch nichts davon gehört, dass der 13. November der „Vorlesetag“ ist – manche hatten wohl auch gehofft, den bekannten Entertainer Hape Kerkeling persönlich anzutreffen.

Der regelmäßige Radiohörer P. Stephan Schmuck hatte jedenfalls Monate zuvor Kontakt mit dem Westdeutschen Rundfunk aufgenommen und einen der Sprecher unter dem Motto „WDR 5 liest vor!“ in die Kaserne eingeladen. Das Ankündigungsplakat zeigte neben einem Kerkeling-Foto den inzwischen sprichwörtlich gewordenen Buchtitel „Ich bin dann mal weg!“ Ob die erschienenen Soldaten und Bundeswehr-Angestellten mit diesem Spruch tatsächlich den Gedanken an Wallfahrt und den Jakobsweg nach Santiago de Compostela verbanden, oder ob sie sich „nur“ einen kurzweiligen, witzigen Vormittag erhofften?

Radiosprecher statt Fernsehstar

Gekommen waren jedenfalls WDR-Sprecher Jörg Hustiak aus Köln, mehrere Journalisten aus der Region, sowie rund vierzig aufgeschlossene Zuhörer. Bei seiner Begrüßung erklärte Militärpfarrer Schmuck, wie er auf den Gedanken gekommen war, die Radio-Aktion, Vorlesestunden zu verlosen, mit den Erfahrungen der Seelsorge bei Wallfahrten – z. B. nach Lourdes oder Tschenstochau – zu verbinden. Und er gab seiner Freude Ausdruck, dass der WDR sich auf der Suche nach ungewöhnlichen Vorleseorten für das Unteroffiziersheim entschieden hatte.

So brachte Jörg Hustiak die Anwesenden für rund eine Stunde zum konzentrierten Zuhören aus dem Reise-Tagebuch von Hape Kerkeling, der sich nicht nur originell, sondern durchaus nachdenklich und manchmal kirchenkritisch mit der in Mode gekommenen Pilgerfahrt nach Spanien auseinandersetzt. Schließlich entließ Pater Schmuck die Soldaten in das verdiente Wochenende (Dienstschluss!) und den Vorleser mit einer Plakette der Augustdorfer Wallfahrt von Warschau nach Tschenstochau zu seinem nächsten Auftritt an diesem Freitag in Ostwestfalen.

Jörg Volpers

Weitere Bilder
Gelöbnisgottesdienst in der Ortsund Militärkirche „Maria, Königin des Friedens“
© Kompass / Volpers
© KMBA
Geschäftszimmer-Soldat Marc Dieckerhoff und WDR-Sprecher Jörg Hustiak
© Kompass / Volpers
Militärpfarrer Schmuck begrüßt Radiosprecher Hustiak und die Zuhörer.
© Kompass / Volpers