Klappspaten und "Kultkiste"

Militärseelsorger Joachim Simon ist für Afghanistan gerüstet

Joachim Simon
von Dietmar Süß (KNA)

14.1.2002. Seine "Kultkiste" für Kabul ist schon gepackt. Neben kugelsicherer Weste und Klappspaten hat der ehemalige Panzergrenadier Joachim Simon auch ein Messgewand und Hostien dabei, wenn er am Freitag die Bundeswehrmaschine in Köln besteigt. Der Militärseelsorger begleitet 800 bis 1.000 deutsche Soldaten der UN-Schutztruppe nach Afghanistan. Für zwei Monate wird er den Fallschirmjägern, Sprengstoffexperten und Sanitätern bei ihrer schwierigen Mission beistehen.

Von seinen bisherigen Einsätzen in Bosnien und dem Kosovo weiß er: Selbst erfahrene Soldaten tun sich schwer mit dem oft unvorstellbaren Elend in den Einsatzgebieten. Viele werden wütend, manche verzweifeln beim Anblick hungernder Kinder oder von Leichen am Straßenrand. Als Seelsorger will er in diesen furchtbaren Momenten helfen, zusammen mit den Soldaten nach Antworten auf die existenziellen "Lebensfragen" zu suchen. Ein Wegbegleiter und Ratgeber in Krisensituationen will Simon sein, kein Besserwisser.

Messwein in der Feldflasche

Das militärische Führungspersonal dürfte seine Erfahrungen im Dialog mit dem Islam schätzen. "Unsere Aufgabe ist nicht zu missionieren", sagt der Münchner Militärdekan. Bundeswehr und Kirche sieht er vor der Aufgabe, eine "gewisse Glaubwürdigkeit" auszustrahlen und zu zeigen: "Wir sind keine Heiden, sondern ebenfalls gläubige Menschen." Für das Gespräch mit der muslimischen Welt sei das eine wichtige Voraussetzung, um ernst genommen zu werden. Einer Schwierigkeit begegnet Simon bereits im Vorfeld: Für den Fall, dass es in Afghanistan keinen Wein geben sollte, wird er in seiner Feldflasche eine ordentliche Portion Likörwein für die Eucharistiefeier mitnehmen.

Simon, der 1986 in Fulda zum Priester geweiht wurde und seit 1992 in der Militärseelsorge arbeitet, ist mit einer speziellen Sicherheitsausbildung auf seine Auslandsaufgaben vorbereitet worden. Körperliche Fitness gehören dazu ebenso wie Kenntnisse über die Gefahren von Minen. Auf ihn warte gewiss keine "ganz leichte Aufgabe", sagt er zurückhaltend. Zweifel an der Richtigkeit der deutschen UN-Beteiligung lässt der 41-jährige jedoch nicht aufkommen. Kaum eine Nation habe bessere Voraussetzungen für den Einsatz. Deutschland sei unbelastet von einer kolonialen Vergangenheit. Viele Menschen in Afghanistan wüssten die Bundesrepublik als "humanitäre Helfer" zu schätzen.

Wenn Simon nicht zusammen mit der Truppe unterwegs ist, dann macht der gebürtige Hesse neben seiner täglichen Seelsorge Kurse für Unteroffiziere. Er hilft dann, sie auf künftige Einsätze und den Umgang mit Elend und Gewalt vorzubereiten - Erfahrungen, die ihn auch selbst immer wieder umtreiben. In seiner "Kultkiste" hat er jedenfalls neben dem Kelch auch das Öl für die Krankensalbung. Für alle Fälle.

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