Beisetzung von Wehrbereichsdekan a.D. Prälat Michael Seitz am 26.04.2002 in JoshofenPredigt von Militärgeneralvikar Prälat Walter WakenhutLiebe Mitbrüder! Trauernde Angehörige! Frau Edelmann! Schwestern und Brüder!
"Euer Herz lasse sich nicht verwirren! Glaubt an Gott und glaubt an mich!"
In diesem ersten Satz des Evangeliums, der so gut zu Michael Seitz passt, kommt die Erfahrung der Jünger zum Ausdruck, die sie nach der Auferstehung machten. Ich habe diesen Satz nicht für diesen Anlass ausgesucht, er steht im Evangelium des heutigen Tages, des Freitag in der vierten Osterwoche. Der allgemeinen Verwirrung, "was sollen wir tun?" folgt die Erfahrung: Der Auferstandene verändert unser Leben von Grund auf: Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Geraden Weges können wir unser Leben leben. Es hat Ziel, Sinn und Inhalt. Das gibt uns Sicherheit und Zuversicht.
Wir beerdigen heute Prälat Michael Seitz. Im hohen Alter von 84 Jahren ist er in der Nacht zum Dienstag verstorben. Er war mit Leib und Seele Priester. Er war mit Leib und Seele Militärpfarrer - auch und gerade als Leitender Dekan für die Militärseelsorge in Bayern. Sein Weg zum Priestertum begann in der bewegten Zeit des Nationalsozialismus: er war unterbrochen durch Arbeitsdienst und Militär, aber nicht abgebrochen. Nach der Priesterweihe 1947 und dem seelsorglichen Einsatz in seiner Heimatdiözese kam er 1956 in die Militärseelsorge. Er ist ein Mann der ersten Stunde, des Aufbaus und der neuen Ideen.
Denn die Militärseelsorge in der Bundeswehr ist damals sehr bewusst als ziviles Element in der Armee geschaffen worden. Nach den Erfahrungen des Dritten Reiches war klar: Auf den inneren Wert des Soldaten kommt es mindestens genau so an wie auf sein soldatisches Können. Das Prinzip der Inneren Führung wurde ein wesentliches Kennzeichen der Bundswehr, das sie vor vielen anderen Armeen auszeichnet. Militärseelsorge hat da ihren Platz. Sie hat in diesem Kontext die Aufgabe, dem Soldaten Hilfe für sein tägliches Leben zu geben und damit einen Beitrag zur Förderung der sittlichen, geistlichen und seelischen Kräfte zu leisten. Die Väter der Bundeswehr setzten damit einen bewussten Kontrast zu den Zielen und dem Auftrag der Militärseelsorge in der Wehrmacht. In den Mittelpunkt der Erziehung und Bildung des Soldaten wird der Mensch gestellt. Er wird ernst genommen in seiner Würde und in seinen Rechten, gerade auch in seinem Anspruch auf die freie Ausübung seines Glaubens.
Diesen Idealen wusste sich Prälat Seitz zutiefst verbunden - zunächst im direkten Dienst an den Soldaten als Standortpfarrer in Fürstenfeldbruck und dann in der Verantwortung für die Militärseelsorge in Bayern, im ehemaligen Wehrbereich VI, dem damals wie heute größten und bedeutendsten Dienstaufsichtsbezirk innerhalb der Katholischen deutschen Militärseelsorge.
Es war ihm ein Herzensanliegen, die Pfarrer, die in den Dienst der Militärseelsorge traten und häufig, da ungedient, vom soldatischen Leben und Auftrag wenig oder keine Ahnung hatten, mit dieser neuen Situation vertraut zu machen, sie zu befähigen, Kirche am Arbeitsplatz der Soldaten, in der Kaserne zu repräsentieren, ja noch mehr - lebendig zu machen, die jungen Menschen für die Sache Gottes und seiner Kirche zu begeistern. Soldatenexerzitien, Familienwochenenden, Wallfahrten wie alle anderen Intensivveranstaltungen wurden von ihm gefördert und erreichten in seiner Zeit Zahlen von Teilnehmern, die wir heute nur noch erträumen können.
Nun die Zeiten ändern sich, die Bundeswehr erneuert sich von Grund auf, unsere Pfarrer tun in der seelsorglichen Begleitung der Soldaten im Ausland ihren Dienst, die Familien zu Hause bedürfen der besonderen Sorgen. An all dem nahm unser Verstorbener bis zuletzt regen Anteil. Ein sichtbares Zeichen dieses Interesses und dieser Verbundenheit ist die Figur des hl. Erzengel Michael im Stabsgebäude der Division Spezielle Operationen in Regensburg. Sie ist ein Geschenk von ihm und zeugt umgekehrt davon, dass Soldaten sich durchaus getragen wissen von den guten Händen Gottes in ihrem Auftrag für den Frieden, die Sicherheit und die Freiheit der Völker. Der Engel steht dafür.
Prälat Seitz war ein Mann der Kirche in einem säkularen Umfeld. Er war sensibel für die Entwicklungen in der Gesellschaft und in der Kirche, jeder Art Spinnerei und Spintisieren war er zutiefst abgeneigt und zeigte das auch deutlich. Im Gespräch mit ihm wurde so manches Problem zu dem was er war, nämlich lösbar und zwar sogleich. So wie es ihm zuwider war etwas aufzuschieben, so erfüllte er seine Aufgabe in und für die Kirche auch als Ruheständler hier in Joshofen, im Klerusverband und überall dann, wann er gefragt war.
Er ging seinen Weg und so passt dieses Evangelium so gut zu unserem lieben Verstorbenen.
"Euer Herz lasse sich nicht verwirren!
Glaubt an Gott und glaubt an mich!
Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen.
Wenn es nicht so wäre, hätte ich dann gesagt:
Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten.
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben;
Niemand kommt zum Vater außer durch mich."
Amen.
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