Requiem für Militärgeneralvikar a.D. Prälat Dr. Martin Gritz

"Ein Diener der Kirche und Verwalter der Geheimnisse Christi"

Predigt von Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut am 28. Juni 2002 in München

Militärgeneralvikar a.D. Prälat Dr. Martin Gritz
(Schrifttexte: 1 Korinther 4, 1-5; Johannes 21, 1.15-17)

Hochwürdigster Herr Bischof!
Trauernde Angehörige, Freunde und Bekannte von Prälat Dr. Gritz!
Schwestern und Brüder!

Es war der Wunsch unseres Verstorbenen, dass in der Feier der Eucharistie bei seinem Begräbnis die Lesungen vom Gedenktag des heiligen Papstes Pius V. genommen werden. Dieser Mann gehört zu den Päpsten die mit Entschiedenheit die Katholische Gegenreformation des 16. Jahrhunderts durchführten. Der Schutz des Glaubens, die Erneuerung der Liturgie, die würdige Feier der Sakramente in einem lebendigen Glauben und Frucht bringen in Werken der Liebe, das waren die Grundanliegen dieses Mannes, wie sie auch im Tagesgebet des Gedenktages am 30. April zum Ausdruck kommen.

Es waren auch die Texte aus der Messe für diesen Heiligen, die Prälat Dr. Gritz am 30. April 1991, betroffen machten, ins Herz trafen, weniger das Leben dieses Papstes, dessen kirchenpolitischen Entscheidungen nicht immer glücklich waren und der in der Wahl der Mittel zur Erreichung seiner Ziele keineswegs zimperlich war. – So exkommunizierte er unter anderem die englische Königin Elisabeth I. und brachte dadurch viel Leid über die englischen Katholiken. Aus der Vita des Papstes lässt sich so nur schwer die Brücke zu Martin Gritz schlagen. Es sind nun einmal die Texte, insbesondere die Lesungen, der Messe an diesem Gedenktag, die diese Brücke bilden

„Als Diener Christi soll man uns betrachten und als Verwalter der Geheimnisse Gottes. Von Verwaltern erwartet man, dass die sich treu erweisen.“ So schreibt Paulus an die Korinther.

Bei meinem letzten Besuch bei Prälat Gritz, es war Anfang März, als er bereits um seinen Zustand zum Tode wusste oder zumindest ahnte, sagte er mit einem feinen Lächeln im Gesicht sinngemäß: Jetzt kann ich sterben; ich habe mein Leben gelebt, meine Aufgaben erfüllt. Das Urteil über mein Werk steht mir nicht zu, das überlassen wir dem, der da auf mich zukommt. Wie der greise Simeon im Tempel war er bereit, sein Leben in die Hände Gottes zurückzugeben.

Es war ja auch ein langes Leben - fast über ein Jahrhundert hinweg -, das Martin Gritz geschenkt war. 1916 geboren, erlebte er die Höhen und Tiefen der Geschichte unseres Landes, er erlebte Krieg und Frieden, er war Opfer der Vertreibung und Zeuge des Wiederaufbaus in unserem Land. Er war als interessierter und engagierter Christ mitten drinnen in dieser Entwicklung und in den geistigen Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte.

Prälat Gritz war ein Diener Christi. Er war sehr bewusst Priester, er stand fest im Glauben der Kirche und wusste sich ihr verbunden und verpflichtet. 1940 zum Priester geweiht lebte er in einer Zeit der Erneuerung der Kirche von Grund auf. Konzil und deutsche Synode gaben unserer Kirche ein neues Selbstbewusstsein und auch neue Jugend. Und es erfüllte ihn wie viele andere mit Sorge und Schmerz, dass dieser hoffnungsvolle Aufbruch von einer Woge der Entchristlichung und Säkularisierung mitgerissen wurde und unvollendet blieb.

In der Militärseelsorge, für die er neunzehn Jahre, von 1962 bis 1981, als Generalvikar die Verantwortung trug, sah er einen wichtigen Teil des gesamtkirchlichen Auftrages zur Seelsorge. Es war ihm wichtig, dass die Militärpfarrer sich diesem Auftrag verpflichtet wussten, dass sie als Männer der Kirche in der Bundeswehr, bei den Soldaten und ihren Familien, für die Gewissensbildung, für ein Leben aus dem Glauben und für die freie Glaubensausübung Verantwortung tragen.

Mit großem Engagement setzte er die von Konzil und Synode ausgehenden Impulse in der Militärseelsorge um. Königsteiner Offizierkreis, GKS und nicht zuletzt die Installierung von Pfarrgemeinderäten beim katholischen Standortpfarrer und des Priesterrates geben dafür Zeugnis. Fort- und Ausbildung, spirituelle Begleitung seiner Pfarrer, damit sie ihrem Auftrag gerecht werden, lagen ihm bis in die letzten Lebenstage hinein am Herzen. Viele Gespräche mit ihm hatten eben dieses Thema.

Friede war für ihn – mit allem Respekt vor dem Dienst der Soldaten – nicht zuerst eine Sache der Waffen, sondern der Herzen, ein Werk Gottes. Es war sein Gedanke und seine Idee, den vom Heiligen Vater gewünschten Weltfriedenstag, mit den Soldaten zu feiern. Daraus ist die e gute und bewährte Tradition entstanden, zusammen mit den jeweiligen Diözesanbischöfen diese Weltfriedenstage zu begehen.

Immer wusste er sich dem Prinzip der Inneren Führung verpflichtet, nicht nur weil vor seiner Zeit als MGV von 1958 – 1962 Dozent am Zentrum Innere Führung in Koblenz war. Im Beirat zur Inneren Führung brachte er seine Sachkenntnis und Verantwortung für das Berufsethos des Soldaten und eine allseits der Würde und den Rechten gerade der jungen Soldaten entsprechende Führung ein.

Bis in die letzten Tage seines Lebens nahm er regen Anteil an unserer Arbeit in der Militärseelsorge. Er wollte wissen, wie sich die Bundeswehr und die Militärseelsorge entwickelt in Folge der Neuausrichtung der Bundeswehr von Grund auf. Mit großem Interesse verfolgte er den Einsatz unserer Pfarrer als Seelsorger im Einsatz. Uns seinen Nachfolgern und vor allem den jungen Militärgeistlichen war er ein verständiger und kluger Ratgeber. In kirchlichen und staatliche Ehrungen wurde sein Lebenswerk vielfach geehrt und gewürdigt.

Was bleibt aber im Augenblick des Todes, dann, wenn der Herr kommt, der das im Dunklen Verborgene ans Licht bringen und die Absicht der Herzen aufdecken wird? Paulus gibt uns die Antwort: Dann wird jeder sein Lob von Gott erhalten. Davor aber liegt das Leben mit seinen guten und weniger guten Seiten, mit seiner Hoffnung und seinem Zweifel. Die Geschichte von der Begegnung des Auferstandenen mit Petrus aus dem Nachtrag zum Johannesevangelium zeigt das sehr schön. Dreimal muss Jesus bei Petrus anfragen: und jedesmal glaubt Petrus wohl das Rechte gesagt zu haben. Beim dritten Mal erst gelingt die „Kommunikation“. Petrus kann ganz Petrus sein, Hirte seiner Herde. Unser Verstorbener hat mit Bedacht diese Lesungen ausgewählt. Sie sind sein letztes Wort an uns.

So wollen denn auch wir als Diener Christi und als treue Verwalter der Geheimnisse Gottes unseren Weg gehen. Das Beispiel des Petrus, der uns immer wieder in seiner Menschlichkeit und in seiner Schwäche sympathisch ist, macht uns Mut, nicht müde zu werden und nicht zu verzagen. Der Herr hat mit uns Geduld, so wir nur bereit sind, überhaupt mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Martin Gritz war der Diener Christi, er hat seinen Auftrag erfüllt als treuer Verwalter der Geheimnisse Christi. Er hat seiner, unserer Kirche gedient als Seelsorger und Lehrer, als Generalvikar und Leiter des Katholischen Militärbischofsamtes, den Damen des Heliandbundes war er geistlicher Begleiter und nicht zuletzt war er uns, seinen Nachfolgern, ein treuer Freund und Ratgeber. Aus seiner reichen Erfahrung heraus wusste er immer einen Weg, der weiter führt.

Uns wird er abgehen. Wir aber wissen, er ist eingegangen in die Freude seines Herrn. Amen.


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