Militärseelsorge im EinsatzFestgottesdienst in der Kathedrale zu Sarajevo: Kardinal tauft und firmt Kameraden | Die Taufe: Der Bischof übergießt den Täufling mit Wasser - im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. | SARAJEVO, 10/2002 (kwie). Obwohl es eigentlich ein ganz normaler Diensttag war, beging die Soldatengemeinde Rajlovac am letzten Donnerstag einen besonderen Festtag: Zwei Kameraden wurden von Vinko Kardinal Puljic, dem Erzbischof der Diözese VHB Bosna Sarajevo, getauft und anschließend mit zwei weiteren Kameraden gefirmt.
Am »Dienstsitz« des Kardinals, der katholischen Kathedrale mitten in der Altstadt von Sarajevo, empfingen Wladimir Dippel und Markus Fischer das Taufsakrament, später traten Sven Bonner und Daniel Lukas Chwieja zur gemeinsamen Firmung hinzu. Schon einige Wochen zuvor hatte der katholische Militärgeistliche Michael Langkamp zu diesem Gottesdienst eingeladen. So fanden sich an diesem Nachmittag rund 100 Soldaten in der Bischofskirche ein, um gemeinsam mit den Kameraden deren Festtag zu begehen.
Um die Besonderheit dieses Gottesdienstes zu unterstreichen, wurde die Messe in Form einer so genannten Konzelebration - die Feier der Eucharistie durch mehrere Geistliche gemeinsam - abgehalten. Bemerkenswert dabei, dass sich neben Kardinal Puljic nicht nur Pfarrer Langkamp als Organisator und der leitende Militärdekan Heinz-Peter Miebach aus Hannover sowie der Dompfarrer Franjo Tomasevic um den Altartisch versammelten, sondern auch noch zahlreiche Militärpfarrer anderer SFOR-Nationen.
| Als Zeichen der Taufe erhalten die Neugetauften einen weißen Schal als Zeichen ihrer Gotteskindschaft von ihrem Taufpaten | Vinko Kardinal Puljic ließ es sich zudem nicht nehmen, die gesamte Messfeier in deutscher Sprache abzuhalten. In seiner Predigt gab er seiner großen Freude Ausdruck, dass die Kandidaten sich dazu entschlossen hätten, die Sakramente der Taufe (und damit auch der Erstkommunion) sowie der Firmung „gerade hier in Sarajevo, wo Sie nicht zu Hause sind, sich aber in einer humanitären und in einer friedensstiftenden Mission in meinem Vaterland befinden“, zu empfangen“. Er betonte: „Sie haben sich lange darauf vorbereitet und eine bewusste, wohlüberlegte Entscheidung getroffen, Christ zu sein. Die meisten von uns allerdings haben die Taufe als Kinder empfangen. Das ging an ihnen vorüber, ohne dass sie etwas davon begriffen hätten.“ Deshalb rief er der versammelten Soldatengemeinde zu: „Heute bietet sich die Gelegenheit, neu zu begreifen, was das eigentlich bedeutet »Ich bin getauft«!“
Anschließend spendete er den vier Kandidaten die Sakramente. Begleitet durch ihre Paten wurden die Täuflinge mit Wasser übergossen und später während der Firmung mit Öl gesalbt. Der früher bei dem Firmritus übliche »Backenstreich« blieb allerdings aus. Als äußeres Zeichen des Sakramentsempfangs erhielten Bonner, Chwieja, Dippel und Fischer jeweils einen Taufschal, die Motive waren - wie Pfarrer Langkamp betonte - von einer bosnischen Muslime aufgemalt worden.
In einem kurzen Schlusswort dankte Militärdekan Miebach Kardinal Puljic für seine Bereitschaft, den Soldaten die Sakramente zu spenden und dem Soldatenchor unter Leitung des evangelischen Militärpfarres Reinhard Müller für die festliche Mitgestaltung des Gottesdienstes. Nach einem Gruppenfoto auf den Stufen der Kathedrale klang der Tag mit einem gemeinsamen Festschmaus in einem Altstadtlokal aus.
Text: Wiemers
Fotos: Grumich |