48. Gesamtkonferenz der Evangelischen Militärseelsorge

Grußwort von Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut

Militärgeneralvikar Wakenhut bei seinem Grußwort
Herr Bischof Dr. Löwe!
Lieber Bruder Knauer!
Schwestern und Brüder in der evangelischen Militärseelsorge! Soldatinnen und Soldaten!
Verehrte Gäste!

Als erstes darf ich Ihnen die besten Grüße unsres Militärbischofs Dr.Walter Mixa überbringen verbunden mit allen guten Wünschen für einen guten Verlauf dieser Woche. Mit all der Gewalt leben. Dieses Thema haben Sie Ihrer Konferenz gegeben. Sie, wir, werden dieses Problem nicht in wenigen Referaten und Aussprachen lösen können. Das enthebt uns allerdings nicht unserer Verantwortung, denn als Christen wissen wir uns auf dem Weg des Gewaltverzichts.

Mögen die Äußerungen unsres Papstes und auch unserer Bischöfe zur Frage der Gewalt und Gewaltanwendung, aktuell zur Frage eines Krieges als politisch blauäugig oder gar als realitätsfremd eingestuft werden, als Christen haben wir keine andere Möglichkeit. Es besteht also beim Thema Frieden kein Anlass argwöhnisch auf die Gläubigen zu blicken und voller Hoffnung auf die Areligiösen. Kein einziges der großen Probleme unserer Welt - ob in Palästina, Afghanistan oder Irak - könnte durch den Wegfall des Religiösen, durch ein „Abtauchen“ der Gläubigen, gelöst werden. Die Gefahr liegt vielmehr darin, dass Religionen für politische Ziele instrumentalisiert werden. Die Geschichte unseres eigenen Volkes, gerade der unseligen Zeit des Nationalsozialismus, zeugt davon .....

Es war deshalb ein großes Anliegen beider Kirchen, bei der Begründung der Militärseelsorge in der Bundeswehr dieser Gefahr möglicher Instrumentalisierung zu begegnen. So erfüllen wir Militärseelsorger den vom Staat gewünschten und von der Kirche geleisteten Dienst der Seelsorge an den Soldaten und ihren Familien als Zivilisten, als Männer und Frauen der Kirche, unter alleiniger Verantwortung der Kirchen selbst.

Und gerade das macht unseren Dienst in der Militärseelsorge spannend. Wir verkünden inmitten der Krisengebiete auf unserer Erde, unter den Soldaten, die mit Waffen - mit der Androhung und notfalls mit dem Einsatz von Gewalt - den Frieden sichern, das Evangelium vom Frieden, der gegenseitigen Liebe und des Respekts vor allem Lebenden. Die Botschaft der Bergpredigt ist in Afghanistan genauso notwendig – Not wendend – wie hier in Bayreuth oder sonst wo auf der Welt. Wir, evangelische wie katholische Militärseelsorger und Militärseelsorgerinnen, wissen uns in diesem Auftrag miteinander verbunden. Gerade in der engen Nachbarschaft in den Einsatzländern bewährt sich diese gemeinsame Basis und befähigt zum gemeinsamen christlichen Zeugnis.

Der hohe Stellenwert der Seelsorge im Einsatz rührt nicht zuletzt von dieser guten, echt ökumenischen Geschwisterlichkeit. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auf den ökumenischen Kirchentag hinweisen, Ende Mai/Anfang Juni dieses Jahres in Berlin stattfindet.

Beide Zweige der Militärseelsorge wollen in gemeinsamen Gottesdiensten, Gebeten, Veranstaltungen, Aktionen und Präsentationen, ein deutliches Zeichen gelebter Einheit setzen. Die Arbeit, die die vorbereitenden Gremien und Kommissionen geleistet haben, gibt zu der berechtigten Hoffnung Anlass, dass alles gut gelingt. Gerade in einer Zeit, die von einer zunehmenden Entchristlichung und Säkularisierung geprägt ist, kommt einem solchen Zeugnis unverzichtbare Bedeutung zu.

- Werte wie Familie, die bis vor wenigen Jahre unumstößlich fest standen, werden in Zweifel gezogen.
- Der Friede und friedliche Konfliktlösungen werden in der Politik, allerdings nicht der unseres Landes, zur Disposition gestellt.

Nicht, dass wir Christen von einem weltfremden Glauben aus die Geschicke der Welt bestimmen wollten; was wir aber zur Menschenwürde und zu den Menschenrechten zu sagen haben, das sollten wir auch sagen und in jeder Weise bezeugen – auch und gerade in der gegenwärtigen politischen Lage. Denn nur so können wir mit all dieser Gewalt leben, ohne sie religiös oder moralisch zu rechtfertigen und uns schließlich mit ihr gemein zu machen.
Ich wünsche Ihnen für diese gemeinsame Woche viele neue Erkenntnisse und gute Gespräche. Geben ihnen der Gott des Friedens seinen Geist dazu.

Foto: Walter Linkmann/EKA

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