Verabschiedung von Pater Johann Müller SAC als KLMD SigmaringenAnsprache von Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut | | Meine Damen und Herren verehrte Gäste!
Sigmaringen, 04/2003. Ich darf Sie alle bei diesem Empfang aus Anlass der Verabschiedung unseres Mitbruders Pater Hans Müller aus seinem Amt als Katholischer Leitender Militärdekan Sigmaringen begrüßen. Ich darf dies auch im Namen unseres Militärbischofs Dr.Walter Mixa tun, dem es leid tut, dass er diese Verabschiedung, die – weil Krankheit nicht planbar ist – so früh nicht vorgesehen war, nicht selbst vornehmen kann.
Militärseelsorge ist der vom Staat gewünschte und vor den Kirchen geleistete Dienst der Seelsorge an den Soldaten und ihren Familien. Diesen gilt unser Auftrag und sie sind unsere Arbeitsfeld. So darf ich die Herren Generale Jan Oerding, den Kommandeur der 10.Panzerdivision, Karl-Heinz Lather vom II. Korps in Ulm, Krüger, den Kommandeur CAOC IV und Knoppe, den Vertreter des Befehlshabers im Wehrbereich IV recht herzlich begrüßen. Sie unterstützen in jeder Weise unsere Arbeit und zeigen durch ihr persönliches Engagement und ihr Dabeisein, dass das nicht nur Worte sind, sondern Überzeugung, die von herzen kommt. Dafür ein herzliches Dankeschön. Mit ihnen begrüße ich alle hier anwesenden Soldaten.
Für die Wehrbereichsverwaltung Süd begrüße ich Herrn Vizepräsident Klaus Niemeyer. Auch wir Militärseelsorger wissen die treuen und zuverlässigen Dienste der zivilen Verwaltung der Bundeswehr zu schätzen; der gute Kontakt zu STOV und Truppenverwaltung gehört einfach dazu - ohne die vielfältigen anderen Beziehungsfelder – z.B. den ärztlichen Dienst zu übergehen.
Ein herzliches Grüß Gott möchte ich dann den Königlichen Hoheiten Friedrich, Herzog von Württemberg, und Max, Markgraf von Baden, entrichten.
Besonders freut es uns, dass auch sie, Herr Bürgermeister Gerstner, zu uns gekommen sind. Die Einbindung in die zivilen Strukturen, in unserem Bereich zu den Pfarreien und dadurch zu den Kommunen, ist für unser Selbstverständnis der Militärseelsorge als Teil des Gesamtauftrages der Kirche zur Seelsorge selbstverständlich und notwendig.
Von größter Bedeutung für die Militärseelsorge ist ein gutes Klima in der Ökumene. Vereinfachend gesagt heißt: Die Militärseelsorge funktioniert im ökumenischen Gleichklang oder gar nicht. Das gilt für die Kirchenämter genauso wie die örtlichen Dienststellen der Standortpfarrer. So darf ich Sie, Herr Ruprecht Graf von Castell-Rüdenhausen, als den Evangelischen Leitenden Militärdekan ganz herzlich begrüßen und für das gute ökumenische Klima Dank sagen.
Jetzt darf ich mich unserem Bereich, unserer Kirche zuwenden. Als erstes gilt mein Gruß Herrn Erzabt Theodor von Beuron, in dessen Abteikirche wir heute früh zu Gast waren.
Ich begrüße ganz herzlich den Ordensoberen von Pater Hans Müller, Herrn Pater Fritz Kretz. Mit Pater Müller scheidet jetzt der letzte Pallottiner aus dem Dienst der Militärseelsorge. Damit endet eine lange gute Zeit, in der Pallottinerpatres im Dienst der Militärseelsorge standen, und hervorragende Dienste leisteten. Ich persönlich kann nur hoffen, dass das nur eine Unterbrechung und keine Ende ist.
Ein besonderer Gruß gilt dann den Mitstreitern vor Ort, den Militärpfarrern, Pastoralreferenten, Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfern, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Dienstaufsichtsbezirk des Kath. Leitenden Militärdekan Sigmaringen, die heute ihren Chef verabschieden. An dieser Stelle begrüße ich auch Herrn Oberstleutnant Christoph Auer als Vertreter der Laiengremien in dieser Region. Ein herzlichen Willkommen auch den Verwandten, Freunden und Bekannten von Pater Müller, die zu dieser Feier gekommen sind. Ich darf hier Frau Christa Höpker, den guten Geist aus dem Hause Müller nennen. Am Ende – wie üblich - ein Grüß Gott an die anwesenden Vertreter der Presse. Nach neunzehn Jahren Dienst in der Militärseelsorge scheidet mit Ablauf des Monats April der Leitende Katholische Militärdekan Sigmaringen Pater Hans Müller aus dem Dienst der Militärseelsorge.
Hans! Calw, von 1984 bis 1990 und Ulm von 1990 bis 1993 waren deine Stationen als Militärpfarrer. Zum 1.Mai 1993 wurde dir das Amt des Katholischen Wehrbereichsdekan V übertragen, damals noch in Stuttgart, jetzt in Sigmaringen. Du lerntest die Militärseelsorge kennen durch die Soldaten, die zu dir in Exerzitien kamen. Damit setztest du, wie schon gesagt, eine gute Tradition deines Ordens fort. Und damit sind wir bei den alten Zeiten, als Soldaten noch zahlreich an unseren Intensivveranstaltungen teilnehmen konnte, weil es zum einem noch viele Soldaten gab, der Grundwehrdienst noch viel länger dauerte und dadurch einfach mehr Zeit da war.
Jetzt ist nicht die Zeit für nostalgische Ergüsse, wie es früher war. Jetzt ist die Bundeswehr eine Einsatzarmee, wir verteidigen Deutschland am Hindukusch. Hans, Du hast die Entwicklung voll mitgemacht und mitgetragen. Durch die Stationierung des Kommando Spezialkräfte in Calw, die enge Einbindung dieser Region in das Eurokorps, die Stationierung des II. deutsch-amerikanische Korps und nicht zuletzt die 10.Panzerdivision in Sigmaringen in Ulm warst Du und musstest Du zwangsläufig auf der Höhe der Zeit sein. Du hast diese Herausforderung auf deine Weise angenommen. Du warst immer da, wenn es galt, einen Pfarrer zu vertreten, du warst auf Wochenenden und Wallfahrten, und hast dich als Pfarrer unter den Soldaten und mit den Soldaten immer wieder sehr wohl gefühlt. Das war dein Arbeitsfeld, ganz Seelsorger und Priester und nicht am Schreibtisch.
Und uns den Verantwortlichen war deshalb auch bewusst, dass wir dir mit dem Amt des Wehrbereichsdekans eine schwere Last aufgeladen haben. Du hast diese angenommen und hast dieses Amt auf deine Weise gestaltet. Du warst der Seelsorger für deine Mitbrüder, du warst geistlicher Freund und Begleiter für die vielen Pastoralreferenten in deinem Bereich. Immer warst du auf Ausgleich bedacht. Nicht das energische Wort, sondern das behutsame Führen und Leiten, das Motivieren und Begeistern waren und sind deine Stärke. Es geht dir um die Menschen und weniger um die Organisation.
Wir stehen wie damals 1993 erneut vor großen organisatorischen Herausforderungen in der Militärseelsorge. Gilt es doch mit einer vergleichbar kleinen Zahl von Pfarrern die seelsorgerliche Begleitung der Soldaten im Einsatz zu sichern und zugleich die Familien in der Heimat nicht zu vernachlässigen. Dazu kommt die selbstverständliche Seelsorge am Arbeitsplatz der Soldaten in den Kasernen, in den Schulen und Krankenhäusern mit Lebenskundlichen Unterricht, Gottesdiensten, Gesprächen, Veranstaltungen und all dem, was sich Soldaten zu Recht von ihrem Pfarrer erwarten dürfen.
Das heißt, dass wir unsere Seelsorger effizient einsetzen müssen, dass neue Formen der Pastoral, die sich im zivilen Bereich bewährt haben, auch bei uns in der Militärseelsorge genutzt werden und sich diese in der Struktur auswirken müssen. Seelsorgeregionen und Seelsorgezentren sind so nicht die Laune eines einzelnen, sondern Pastoral auf der Höhe der Zeit des Jahres 2003.
Jetzt gehst Du – vorzeitig – aus Krankheitsgründen in den Ruhestand. Ein Stück deiner Gesundheit hast du sicher bei uns in der Militärseelsorge gelassen. Wir sagen Dir ein herzliches Vergelt’s für deine treuen Dienste, wünschen dir an dem Wirkungsort, den dein Orden für dich bereit hält, alles Gute und Gottes Segen und noch viele Jahre in Freude und Gesundheit.
Nun wollen Sie natürlich hören, wie geht es hier weiter. Bis zum 1.Oktober wird der Katholische Leitende Militärdekan München, Reinhold Bartmann, kommissarisch die Dienststelle in Sigmaringen leiten. Dieser Termin ist so gewählt, weil zu diesem Zeitpunkt noch weitere Leitende Stellen in unserer Militärseelsorge zu besetzen sind und das in einem Zuge vorgenommen werden soll. Insgeheim hoffen wir, dass dann auch mehr Klarheit über die Planungen der Bundeswehr herrscht. |