Feier des Weltfriedenstages 2003

"Krieg ist die Mutter der Armut" - Gottesdienst im Kaiserdom in Aachen

Auszug nach dem Gottesdienst im Aachener Dom
Aachen, 04/2003. Die Tradition der Friedensgottesdienste in Aachen ist noch jung, findet aber großen Anklang. Der über 1200 Jahre alte Dom, einst Pfalzkapelle Karls des Großen, war mit Heeres- und Luftwaffenangehörigen, Bundeswehr-Zivilpersonal und einigen zufällig vorbei gekommenen Besuchern gut gefüllt. Dr. Hans Müllejans, als Dompropst „Hausherr“ der Kathedrale, feierte am Hauptaltar mit der goldenen „Pala d’oro“ aus der Stauferzeit den Gottesdienst. Der christlichen Botschaft des Friedens stehe immer noch die harte Wirklichkeit einer friedlosen Welt gegenüber, sagte er in seiner Ansprache.

Angetreten vor dem Aachener Dom: Die 3. Objektschutzstaffel/Jagdbombergeschwader 31 Kerpen
Militärdekan Rainer Schnettker begrüßte die Soldatinnen und Soldaten aus den Standorten Brunssum (NL), Budel (NL), Aachen, Geilenkirchen, Kerpen, Nörvenich und Stolberg im Auftrag des Katholischen Leitenden Militärdekans Rainer Schadt, der zur Zeit im Einsatz ist. Müllejans bezog gleich zu Beginn seiner Predigt eine klare Position: „Ohne die Auferstehung Jesu wäre der Osterglaube ein leeres Bekenntnis“. Durch die Auferstehung seien Sünde, Leid und Tod letztlich überwunden. „Daran glauben wir“. Der Friede sei die Gabe des Auferstandenen, sein Friedenswunsch zum Kernstück der alltäglichen Feier des Gottesdienstes geworden. Müllejans erinnerte daran, dass zur Zeit 32 offene und fünf verdeckte Kriege das Leben vieler Völker vergiften. Für sie sei der Krieg die „Mutter der Armut“. Er sorge für ein Leben in Angst, erzeuge unsagbares seelisches Leid, lang anhaltenden Hass und Feindschaft. In Afrika hinderten Kriege in Ländern, die als geostrategisch „unwichtig“ gälten, die ganze Bevölkerung an einer Zukunft in Würde. Müllejans erwähnte aber auch den Terrorismus, der mit blinder Gewalt zuschlage. - Die Kollekte während des Soldatengottesdienstes wurde für den Erzbischof von Basra im Irak, Gabriel Kassab, gesammelt. „Wir haben uns unter dem Zeichen des Friedensauftrags versammelt, den der Papst vor vierzig Jahren mit seinem Rundschreiben „pacem in terris“ gegeben hat“, erinnerte Militärdekan Schnettker beim Empfang im Saal der Katholischen Hochschulgemeinde. Seither sei die Militärseelsorger „sicher nicht leichter geworden“. Um den Friedensauftrag der Bundeswehr zu erfüllen, nehmen die Soldaten im Einsatz die Trennung von Familie und Partner, den Verlust der Intimsphäre und die ständige Anspannung des Aufpassens in Kauf. Die Militärseelsorger wollen, so Schnettker, „in dieser Situation weiterhin an der Seite der Soldaten stehen und da sein, wo sie gebraucht werden“.

Brigadegeneral Jens Zimmermann, Kommandeur des Zentrums für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr in Geilenkirchen, im Gespräch mit Vier-Sterne-General a.D. Leopold Chalupa, früher Oberbefehlshaber der NATO Europa Mitte
Dass die Kirche den Friedensdienst der Soldaten anerkenne und sie begleite, dafür dankte Oberst Fridolin Bruderhofer, Chef der Gruppe Weiterentwicklung an der Technischen Schule des Heeres in Aachen: „Wir Soldaten brauchen die Solidarität für unseren Dienst, um unseren Beitrag für den Frieden leisten zu können“. Brigadegeneral Jens Zimmermann, Kommandeur des Zentrums für Verifikationsaufgaben de Bundeswehr in Geilenkirchen, zeigte sich beeindruckt von der Feier des Friedensgottesdienstes. Das sei „eine Tradition, die fortgesetzt werden muss“. Es gebe vielleicht kein besseres Zeichen für ein friedliches Miteinander als das gemeinsame Gebet für den Frieden von Soldaten über nationale Grenzen hinweg. Doch auch wenn es keinen „Fahrplan“ gebe, auf welchem Weg der Frieden dauerhaft gesichert werden könne, sei es bleibende Aufgabe von jedem, an seinem Platz beizutragen, dass die Welt friedvoller und stabiler werde. „Ohne innere Einstellung zum Frieden kann man den Frieden nicht bewahren“, war eine These der Aachener Bürgermeisterin Sabine Verheyen, die zum Schluss ein Wort an die Soldatinnen und Soldaten richtete. Es sei wichtig, um den Frieden zu beten. Denn Frieden müsse von innen heraus wachsen. „Man kann ihn nicht von außen aufdrücken“. Die Ursache des Unfriedens liege „in uns selber“. So sei zum Beispiel ein Anfang des Friedensschaffens, im Alltag einmal statt Macht auszuüben menschlich zu reagieren. „Wir dürfen unsere Friedenssehnsucht nicht in die Ewigkeit vertagen“, zitierte Verheyen den verstorbenen Bischof von Aachen, Klaus Hemmerle. Ein Friedensappell, von dem sich im Gespräch eine ganze Reihe von Soldaten tief beeindruckt zeigten.

Text und Fotos: Werner Häußner, kompass

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