Verabschiedung von Militärdekan Prälat Peter Rafoth aus der MilitärseelsorgeAnsprache von Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut08/2003. Verehrte Gäste, meine Damen und Herren, die sie der Einladung unseres Militärbischofs aus Anlass der Verabschiedung von Militärdekan Prälat Peter Rafoth gefolgt sind.
Als erstes darf ich ihnen die Grüße unseres Militärbischofs überbringen. Er befindet sich zur Zeit in seinem wohl verdienten Jahresurlaub.
Es freut mich, dass sie so zahlreich gekommen sind und damit ihre Wertschätzung für die Arbeit von Militärdekan Rafoth und damit der gesamten Militärseelsorge zum Ausdruck bringen. Seien sie alle recht herzlich willkommen. Ich darf aus ihrer großen Zahl einige in besonderer Weise begrüßen. Die Kirche ist immer ein Teil der gesamten Gesellschaft, sie spielt ihre Rolle in Staat und Gesellschaft. Gerade wir Militärseelsorger, die wir als Kirche den vom Staat gewünschten Dienst der Seelsorge an den Soldaten und ihren Familien leisten, wissen um die Bedeutung eines störungsfreien und guten Miteinander von Staat und Kirche.
So freut es mich in besonderer Weise, dass ich sie Frau Renate Holznagel, die Vizepräsidentin des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern, in unserer Mitte begrüßen kann. Ebenso begrüße ich den ehemaligen Landtagspräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern Herrn Rainer Prachtl.
Für die Kirche begrüße ich sie, Herr Erzbischof Dr. Werner Thissen von Hamburg und ihren Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke. Gerade hier im Norden, wo wir Katholiken nicht gerade die Mehrheit sind, kommt es auf das gute mitbrüderliche, geschwisterliche Zusammen von ziviler Seelsorge und Militärseelsorge ganz wesentlich an. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen wie gut und notwendig das ist.
Ein Gruß gilt hier in alter Verbundenheit dem Grenzschutzdekan, Herrn Prälat Patrick Boland. Militärseelsorge ist kein Selbstzweck. Sie ist Dienst an den Soldaten und Soldatinnen sowie deren Familien. Für die Soldaten begrüße ich Herrn Konteradmiral Uwe Kahre, als Befehlshaber des Wehrbereichkommando I/Küste und den Stellvertretenden Befehlshaber der Flotte und Chef des Stabes Herrn Konteradmiral Gottfried Hoch. Mit ihnen begrüße ich alle hier anwesenden Soldaten und Soldatinnen. Auch die Militärseelsorge ist in ihren weltlichen, materiellen Angelegenheiten auf die zivile Verwaltung der Bundeswehr angewiesen. Ein harmonisches Miteinander ist von größter Bedeutung – das geht bei dem Stuhl an, den die STOV liefert, bis hin zum Pfarrer, der als Beamter auf Zeit vom Staat eingestellt wird.
Mein Gruß gilt Herrn Ministerialrat Frank Hoffmann als dem Vertreter des BMVg und der für unsere Belange entscheidenden Unterabteilung R I, Herrn Vizepräsident Reinhold Müller von der Wehrbereichsverwaltung Nord, den Leiter der Außenstelle Kiel der WBV Nord, Herrn Abteilungspräsident Friedrich Rump und Herrn Regierungsoberamtsrat Heino Henning, den Leiter der Standortverwaltung Kiel.
Wenn sie, die Soldaten von der Militärseelsorge reden, vom Pfarrer, dann ist es für sie zunächst wichtig, dass da einer ist, mit dem man reden kann, der einfach da ist – im Einsatz wie zu Hause. Wir – die evangelische wie die katholische Militärseelsorge suchen gemeinsam – trotz aller Verschiedenheit in der Konfession – diesem Anspruch gerecht zu werden. Mein besonderer Gruß gilt den Vertretern der evangelischen Militärseelsorge den Leitenden Dekanen Dr. Heinz Zimmermann-Stock, Dr. Peter Brandt und Klaus Grunwald sowie dem Bevollmächtigten für die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr in den neuen Bundesländern Herrn Superintendenten Dr. Werner Krätschell.
Grüß Gott sage ich schließlich zu den engsten Mitarbeitern von Militärdekan Rafoth, den Militärpfarrern, der Pastoralreferentin und den Pastoralreferenten, Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfern, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auf den Dienststellen des Dekans. An dieser Stelle seien auch die vielen ehrenamtlich engagierten Soldaten, Soldatinnen und deren Angehörige genannt, die ihre freie Zeit einsetzen und mit viel Engagement die Militärseelsorge fördern. Für alle darf ich hier Herrn Hauptmann Schrader nennen.
Für alle ehemaligen Militärgeistlichen begrüße ich Herrn Militärgeneralvikar a.D. Dr. Ernst Niermann ganz herzlich. Du siehst wir sorgen uns sogar um den Nachwuchs im Kreis der Ehemaligen. Wenn ich hier mit der Begrüßung ende, so heißt das nicht, dass alle anderen weniger willkommen wären, aber der Anlass ist ja die Verabschiedung von Dekan Rafoth, der ich mich nun zuwenden will, ohne aber vorher nicht noch die Vertreter der Presse zu begrüßen.
Lieber Peter!
Nach gut 32 Jahren scheidest du aus dem aktiven Dienst der Militärseelsorge. Du gehst zwar noch nicht in den Ruhestand, sondern in die zweite Phase der Altersteilzeit, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass du heute zu verabschieden bist.
1971, als du in die Militärseelsorge eintratest, war die Zeit der Würzburger Synode; es war die Zeit des Kalten Krieges. Die Kirche war voller Hoffnung, die Politik bestimmt vom Gegensatz Ost-West. In den gut 30 Jahren hat sich einiges verändert, du hast diese Jahre mit uns geteilt, erlebt. Begonnen hast du als Militärpfarrer in Delmenhorst, dann warst du Standortpfarrer in Göttingen bis du 1976 Deutscher Katholischer Militärgeistlicher in Washington wurdest. Von dort kehrtest du zurück und wurdest Standortpfarrer Bonn, zugleich stellvertretender Wehrbereichsdekan III. Das war aber nur ganz kurz, denn schon zu Beginn des Jahres 1982 wurdest du Katholischer Wehrbereichsdekan VI mit Sitz in München als Nachfolger des unvergessenen Prälaten Michael Seitz.
Und hier nähern sich unsere Lebenslinien, ich will das hier als eine sehr persönliche Anmerkung machen. An Ostern 1986 kam nämlich Dekan Rafoth in den Pfarrhof von Regen, wo er den damaligen Stadtpfarrer von der Notwendigkeit der Militärseelsorge überzeugte und als Standortpfarrer i.N. für Regen gewann. Und du warst es dann auch, der es einfädelte, dass ich schließlich in Hamburg III, wie es damals hieß, als hauptamtlicher Standortpfarrer in den Dienst der Militärseelsorge trat. Das ist ein Teil unserer Geschichte.
Mit dem Wehrbereich VI, Bayern, hattest du den nach wie vor größten Bereich innerhalb der Katholischen Militärseelsorge zu leiten. Mit weit über dreißig Dienststellen hattest du eben so viele Pfarrer und Pastoralreferenten, von denen wiederum jeder einzelne ein Individuum war - und wer die bayerischen Pfarrer kennt – ein sehr ausgeprägtes.
Entsprechend schwierig war und ist die Aufgabe des Leitens, denn es sollen und müssen ja auch gemeinsame Ziele erreicht werden. Es geht uns um die Soldaten und deren Familien, sie sollen gute Seelsorger haben, sich in der Kirche unter den Soldaten geborgen fühlen und wissen. Und es ist das Geschick des Dekans das zu bewerkstelligen. Peter, dir ist das sehr gut gelungen.
Als Beispiel seien die Arbeitskonferenzen beim Katholischen Wehrbereichsdekan genannt, die Versammlung der Vertreter der Katholischen Soldaten und deren Familien auf Wehrbereichsebene. Sie waren bei dir geprägt von einer hervorragenden Atmosphäre, einem hohen Engagement und zielgerichteten Arbeiten. Die Frauen der Soldaten waren nicht als Gäste dabei, sondern waren aktive Teilnehmer, gestalteten Gottesdienste und waren wichtige Ratgeber. Das sollte keine bayerischer Sonderweg sein, sondern ist beispielhaft. Als dein Nachfolger in München kann ich das sagen.
Denn als es um die Nachfolge von Franz Stenzaly im (damaligen) Wehrbereich I ging, warst du bereit, aus dem geliebten Bayern weg zu gehen und nochmals eine neue Herausforderung anzunehmen. Denn ehe du dich versahst war der Wehrbereich I um Mecklenburg Vorpommern erweitert. Und als es darum ging, die Katholische Militärseelsorge neu zu ordnen, vor allem hier im Norden mit der schwierigen Personallage gerade im Bereich See, hast du auch diesen Bereich übernommen und hast dadurch ermöglicht, dass Militärdekan Jochen Robrahn am Einsatzführungskommando in Potsdam eingesetzt werden konnte und dort die Belange des Katholischen Militärbischofs vertreten kann. Die Gewichtigkeit der seelsorgerlichen Begleitung unserer Soldaten und Soldatinnen im Einsatz machte diese Maßnahme notwendig.
Ich bin mir bewusst, dass das nicht überall verstanden und bei weitem nicht von allen mitgetragen wird. Ich bitte aber zu bedenken, dass die Katholische Militärseelsorge lediglich über 92 Planstellen auf der Ortsebene verfügt. Mit diesen müssen und wollen wir die Soldaten aller TSK im Einsatz als Seelsorger begleiten und zugleich auch die notwendige Präsenz in der Heimat gewährleisten, auch hier unseren Auftrag erfüllen. Da diese Zahl weder durch geschicktes Taktieren, Umverteilen noch was sonst auch immer größer wird, muss es schmerzliche Eingriffe geben, und es wird sie auch geben. Dass das möglichst nicht auf Standortebene geschehen soll, wo die Soldaten leben und arbeiten, war uns dabei klar und bestimmte unsere Entscheidung. Seelsorge ist wichtiger als Verwaltung und Dienstaufsicht auf der mittleren Ebene.
Mit großem persönlichen Engagement und gegen viele Widerstände – auch von deinen Mitbrüdern – hast du die Sache des Nordens vertreten, um Seelsorger gekämpft. Und es mag dir eine Genugtuung sein, dass wir in diesem Jahr doch einige Vakanzen beenden konnten. Aber – das sage ich jetzt schon zu deinem Nachfolger Monsignore Rainer Schadt, es bleibt hier nach wie vor viel zu tun, bis wir wieder vollzählig sind.
Peter, ich sage jetzt ganz einfach Vergelt’s Gott und wünsche Dir Gottes Segen für die kommenden Jahre der Altersteilzeit und dann des Ruhestandes.
Es ist bei uns in der Katholischen Militärseelsorge mit unserem schon angesprochenen eng gehaltenen Personalrahmen nicht immer so, dass wir sofort einen Nachfolger präsentieren können. So bin ich sehr froh, dass heute Militärdekan Monsignore Rainer Schadt da ist – eigentlich sollte er im Urlaub sein – und ich ihn leibhaft als Nachfolger von Peter Rafoth vorstellen kann.
Rainer Schadt ist ein erfahrener Militärgeistlicher, der aus dem Bistum Mainz stammend seine ersten Erfahrungen als Militärseelsorger im Wehrbereich IV sammelte. Stadtallendorf und Koblenz I waren seine Stationen, ehe er 1996 zum Katholischen Wehrbereichsdekan III mit Sitz in Düsseldorf (jetzt: Katholischer Leitender Militärdekan Köln-Wahn) ernannt wurde.
Rainer Schadt hat in vielen Auslandseinsätzen – er war fast überall, wo unsere Soldaten im Einsatz sind und waren, auch bei der Flotte – eine reiche Erfahrung gesammelt, die ihm jetzt in diesem vielgestalteten Aufgabenfeld des Katholischen Leitenden Militärdekans Glücksburg zugute kommen wird. Rainer ich wünsche auch dir Gottes Segen für diese Aufgabe und die Kondition und das Durchhaltevermögen, das uns gemeinsam nach Santiago de Compostela gehen und dort auch ankommen ließ. |