In Hamburg "Globalisierung hautnah" erlebt

Werkwoche des Kraftfahr-Ausbildungszentrum Oldenburg

Rolf Fliegner informiert die Teilnehmer über die Arbeit der Flussschiffergemeinde
Hamburg, 10/2003. Ausbildungsfreie Zeiten bei Kraftfahr-Ausbildungszentren der Bundeswehr sind knapp. Das ganze Jahr über läuft der Ausbildungsbetrieb, damit die Truppe über genügend qualifizierte Kraftfahrer in den verschiedenen Führerscheinklassen verfügt. Das Kraftfahr-Ausbildungszentrum in Oldenburg nutzte einen ausbildungsfreien Block für eine Werkwoche im "Sunderhof" in Hamburg-Hittfeld.

Unter der Überschrift "Häfen - Spiegelbilder unserer Welt" konnten über vierzig Soldaten Einblicke in verschiedene seelsorgliche Arbeitsfelder gewonnen werden. Rolf Fliegner von der "Flussschiffergemeinde" gab nicht nur einen guten Einblick in die Geschichte der Stadt Hamburg, sondern stellte auch das Gemeindeleben rund um die "einzige schwimmende Kirche" in Deutschland vor. Dabei sparte er die prekäre Situation der Partikuliere (selbstständige Binnenschiffer) und ihrer Familien nicht aus.

Besuch im Zollmuseum
Beim Besuch im "Duckdalben - International Seamen’s Club" berichtete Dirk Stähler, der als Ethnologe von Anfang an im Duckdalben arbeitet, vom Leben der Seeleute, die zum Teil bis zu 14 Monate am Stück an Bord sind. Durch die immer perfektere Umschlagstechnik verkürzen sich die Liegezeiten in den Häfen derart, dass oft nicht einmal für den Landgang Zeit bleibt. Der Duckdalben ist Anlaufstelle für Seeleute jedweder Nation und Religion. Beeindruckend war der Gebetsraum, in dem für die verschiedenen Religionen eine "Nische" eingerichtet ist. "Dieser Raum wird von den Seeleuten gut angenommen", erzählte Dirk Stähler.

Die Eindrücke dieser Besuche fanden ihren Widerhall in der Beschäftigung mit dem Thema "Globalisierung und Gerechtigkeit". Im Rollenspiel am eigenen Leib Erfahrungen mit ungleicher Güterverteilung zu machen, Gerechtigkeitsprobleme wahrzunehmen, nach Lösungen zu suchen und sich der eigenen Ohnmacht zu stellen, um wieder nach dem persönlich Machbaren zu fahnden, holte das Erlebte in die eigene Wirklichkeit ein. Sich mit den Grundfragen menschlichen Zusammenlebens auf diesem Planeten auseinander zu setzen, war Ziel dieser Woche. Die Intensität der Auseinandersetzung zeigte, dass dieses Ziel durchaus erreicht wurde.

Text: Martin Kröger
Fotos: Martin Kröger, Klaus Blum

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