Weltfriedenstag in Schwerin

Erzbischof Werner Thissen fordert mehr Anerkennung für Soldaten im Auslandseinsatz

Schwerin, 02/2004. Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen hat die Beteiligung deutscher Soldaten an Auslandseinsätzen gewürdigt. Friedensarbeit könne sich nicht auf Appelle zum Frieden beschränken. "Friedensarbeit braucht auch Ihren Einsatz als Soldatinnen und Soldaten", sagte Thissen am Donnerstag in einem Gottesdienst anlässlich des Weltfriedenstages der katholischen Militärseelsorge in Schwerin.

Nach Ansicht des Erzbischofs erfahre dieser Dienst gesellschaftlich zu wenig Wertschätzung. "Die Risiken, die Sie persönlich eingehen, sind weit weg von Deutschland. In unserer Gesellschaft wird zu wenig wahrgenommen, dass sie Friedensbringer sind", so Thissen. Für die Bereitschaft dazu gebühre den Soldatinnen und Soldaten mehr als Dank. "Sie haben eine breite gesellschaftliche Unterstützung verdient", sagte der Erzbischof.

Zu den Diskussionen um den Irak-Krieg des vergangenen Jahres verwies Thissen auf das Resümee der amerikanischen Waffeninspektoren, die erklärt hätten, der Krieg sei keine Verteidigung, sondern ein Angriff gewesen. Dies meine er "nicht vorwurfsvoll - sondern, damit wir lernen, statt über gerechten Krieg über gerechten Frieden zu sprechen". Nachdem sich herausgestellt habe, dass im Irak keine Massenvernichtungswaffen gefunden werden konnten, stelle sich die Frage, was sei, wenn das Völkerrecht umgangen werde. "Ich sage dies nicht aus Antiamerikanismus", erklärte Thissen. "Die Amerikaner waren sehr verletzt, nach dem 11. September. Sie fühlten sich verunsichert, wollten Stärke zeigen. Aber das kann kein Argument für einen Krieg sein." Die Bundeswehr sei vor langer Zeit eingerichtet worden zur Landesverteidigung. Heute habe sie andere Aufgaben bekommen: Friedenssicherung in fernen Ländern, Krisenintervention, Entwaffnung, Terrorismusbekämpfung. "Das Problem ist: Das Risiko unserer Soldaten spielt sich weit weg von uns ab, und wir nehmen es kaum mehr wahr. Aber es ist nach wie vor das Risiko unserer ganzen Gesellschaft. Der Dienst, den Sie leisten, ist ein wichtiger Dienst für uns alle", so der Erzbischof.

Text und Foto: Konstantin Zimmer, Pressestelle Erzbischöfliches Amt Schwerin

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