Truppenbesuch des Katholischen Militärbischofs bei SFOR-Soldaten

Sarajewo, 02/2004. Der Himmel strahlt, als Militärbischof Walter Mixa in Tuzla aus der Transall steigt. Begrüßt wird er und seine Begleitung , darunter der für die Einsätze der Militärseelsorger zuständige Leitende Militärdekan Joachim Robrahn, der Persönliche Referent RD Markus Schulte und Kaplan Christoph Wölfle, von einem ebenso strahlenden Militärpfarrer, der sich auf die Ankunft seines Bischofs freut. Michael Waldschmitt, Standortpfarrer aus Breitenburg, betreut zur Zeit die deutschen Soldaten in Rajlovac und Filipovici. Bischof Mixa war bereits vor drei Jahren im Feldlager in Rajlovac und in Sarajewo. Mit Spannung hat er diese Reise angetreten, in der Hoffnung etwas Neues und Positives über die jetzige Situation der Soldaten und der Zivilbevölkerung zu erfahren.

Ein vollgepacktes Programm ist angesagt: Briefing beim Kommandeur der German-Italian Battle Group Oberst i. G. Stephan Thomas, Rundgang durch das Feldlager und Feldlazarett, Fahrt zu den Soldaten nach Filipovici , Besuch der Armenküche und eines Kindergartens des CIMIC-Projekts „Lachen helfen“ und eine Begegnung mit dem katholischem Oberhirten von Bosnien Herzegowina, Kardinal Vinco Puljic in Sarajewo.

Die Kinder freuen sich über die Geschenke die die deutschen Soldaten und Militärbischof Dr. Walter Mixa vorbeibringen.
Mit einer immer wieder zum Staunen bringenden perfekten Logistik schaffen es die für das Besucherteam verantwortlichen Soldaten den Bischof und seine Begleiter pünktlich von einem Termin zum anderen zu bringen. Die Begegnungen mit den verschiedenen Gruppen ist offen und vertrauensvoll. Bei den jungen Soldaten, denen Kirche und Religion zumeist fremd ist, springt nach anfänglicher Scheu durch die herzliche Art des Bischofs der Funke über. Sie sprechen von dem mangelndem Interesse der deutschen Politiker und der Bevölkerung am SFOR-Einsatz und von der Resignation, die die politische und wirtschaftliche Lage dieses in drei Ethnien gespaltenen, verminten Landes bei ihnen hinterlässt. Eine Kürzung der jeweiligen Aufenthaltszeit im Einsatz begrüßen schon die meisten, und wenn möglich die gleiche finanzielle Entlohnung wie bei KFOR und ISAF. Jedoch geben sie zu verstehen: Nicht sie sind es, die die Sorgen haben , sondern die Familien zuhause fühlen sich oft allein gelassen. Hungern müssen die Soldatinnen und Soldaten im Feldlager wahrlich nicht. Das Essen ist reichhaltig und abwechslungsreich. In der OASE, eine Einrichtung der katholischen und evangelischen Arbeitgemeinschaft zur Soldatenbetreuung, stimmt nicht nur das hervorragende Essen, sondern auch der überaus zuvorkommende, freundliche Service. Als Besucher fühlt man sich einfach wohl. Viel schöner wäre es aber für die Kameradinnen und Kameraden mal in die Altstadt nach Sarajewo zu fahren, als immer im Camp zu sitzen. Erleichterung kommt auf; der Kommandeur hat Ausgang erlaubt: zu dritt und bis 20.00 Uhr. Leicht ist dies Entscheidung Oberst Thomas nicht gefallen. Immerhin trägt er die Verantwortung für die Frauen und Männer.

In zwei Suppenküchen und „Essen auf Rädern“ bekommen zur Zeit 470 Personen täglich eine warme Mahlzeit.
Militärbischof Mixa feiert in Conzelebration mit Militärpfarrer Waldschmitt, Militärdekan Robrahn und Kaplan Wölfle, jeden Tag Gottesdienst. Die Katholiken sind in diesem Einsatz nicht zahlreich vertreten. Aber der für die hl. Messe hergerichtete Raum füllt sich. Bischof Mixa merkt man die Bedrückung über die Situation in Bosnien - Herzegowina an. In seinen Predigten geht er auf die Zwistigkeiten der drei Ethnien , der christlich –orthodoxen Serben, der muslimischen Bosniaken und der katholischen Kroaten ein. Anstelle von Gemeinschaft besteht nach wie vor ungeheures Misstrauen und Feindschaft untereinander. Generalvikar Mato Zovkic´ schildert eindringlich die bedrängte Situation der Katholiken in Bosnien – Herzegowina. Er ist ein Befürworter von Europaschulen, in denen junge intelligente Menschen zu Verständnis und Toleranz herangezogen werden und damit ein Fundament für eine bessere Zukunft bilden.

Besuch bei Kardinal Vinko Puljic (m.) in Sarajevo
Kardinal Puljic bangt um seine Katholiken. Von 500.000 Einwohnern gibt es nur noch 20.000 Katholiken in Sarajewo. Letztes Jahr sind wieder 500 Familien weggezogen. Das Land gibt nur noch denen Heimat, die ohnehin mit dem Leben abgeschlossen haben. Jeder weiß mittlerweile, wenn die SFOR-Soldaten abgezogen werden, gibt es erneut Krieg. Immer wieder hebt Mixa den Friedensdienst der sich im Einsatz befindenden Soldatinnen und Soldaten hervor. Er bittet die Soldaten sich gegenseitig anzunehmen und füreinander zu sorgen, damit die Durststrecken die jeder mal hat, besser überstanden werden können. Dass die Soldaten sich der Menschen dort annehmen, zeigt nicht zuletzt das CIMIC-Projekt „Lachen helfen“. Die Soldaten unterstützen mit zivilen Organisationen des Landes eine Armenküche und einen Kindergarten in Sarajewo. Was für glückliche, dankbare Gesichter als Bischof Mixa und die Soldaten im Kindergarten Kuscheltiere aus den Säcken hervorzaubern. Für jedes Kind ist ein Stofftier dabei, etwas zum lieb haben, gespendet von deutschen Kindern. Die Einrichtung ist geöffnet für alle Kinder, auch Behinderte, gleich welcher Religion oder Nationalität. Ein bemerkenswerter Versuch, Frieden und Versöhnung zu leben !!! Es regnet, als Militärbischof Mixa nach vier Tagen von Sarajewo in seine Heimat zurückfliegt. Bloß nicht aufgeben, ermutigt der Bischof. Auch wenn die Hoffnung noch so klein ist, „Lieben heißt, Leben weitergeben“.

Texte und Fotos: Marlene Beyel/KMBA

das Interview mit Militärbischof Dr. Walter Mixa in der Kirchenzeitung Eichstätt finden sie hier

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Weitere Bilder
Militärbischof Dr. Walter Mixa bei der Besichtigung des Feldlagers in Filipovici
Links: Militärbischof Dr. Walter Mixa im Sanitätseinsatzverband in Rajlovac
Militärbischof Dr. Walter Mixa besucht einen Kranken im Feldlazarett in Rajlovac.
Gespräch mit einem Patienten im Feldlazarett.
Beim Besuch der Humanitär-karikativen Organisation „St. Antoniusbrot“ der Franziskanerprovinz Bosna Srebrena berichtet Pater Stipan Radic über die Hilfsorganisation
Links: Pater Mijo Dzolan, Provinzial der Franziskaner, informiert Militärbischof Dr. Walter Mixa über das Projekt „Armenküche“
Besuch beim CIMIC-Projekt „Lachen helfen“. Militärbischof Walter Mixa besucht in Sarajevo einen Kindergarten
Katholisch Leitender Militärdekan J. Robrahn, Regierungsdirektor M. Schulte und Oberstleutnant Schulze in der Oaseo
Militärbischof Dr. Walter Mixa gibt im „Radio Andernach“ ein Interview
Gottesdienst in der Oase in Rajlovac
Gottesdienst in der Oase in Rajlovac
Militärbischof Dr. Walter Mixa verabschiedet die Soldaten nach dem Gottesdienst
Militärbischof Dr. Walter Mixa und sein Begleitteam bei „Radio Andernach"
Oberstleutnant Meyer führt ein Interview mit Militäbischof Dr. Walter Mixa für die Feldlagerzeitung „Der Keiler“
Von links: Oberstleutnant Henn, Kaplan Wölfle und Stabsfeldwebel Marx schauen auf die immer noch stark beschädigte Stadt Sarajevo
Von links: Pfarrer Waldschmitt, Kaplan Wölfle, Militärbischof Dr. Walter Mixa, Militärdekan Robrahn
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