Evangelische Gesamtkonferenz – Deutschlands neue Verantwortung für die Welt

Grußwort von Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut

Katholisches Militärbischofsamt Berlin

Bad Honnef, 08.03.2004.

Sehr geehrter Herr Militärbischof.

Liebe Schwestern und Brüder im Dienst der Militärseelsorge!


Als erstes darf ich die Grüße unseres Militärbischofs Dr.Walter Mixa überbringen. Er wünscht
dieser 49. Gesamtkonferenz evangelischer Militärgeistlicher einen guten Verlauf und erbittet
dafür Gottes Segen für Sie. Diese Wünsche und Grüße überbringe auch im Namen aller
Mitbrüder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der katholischen Militärseelsorge.

Die Militärseelsorge ist ein „ökumenisches Konstrukt“, das es mit Leben zu füllen gilt. Es ist die
Erfahrung von nun fast fünfzig Jahren, dass nur in einem gesunden und respektvollen
Miteinander der beiden Kirchen in der Militärseelsorge etwas vorangeht.
Die gemeinsame Aufgabe - gerade jetzt, da sich unsere Bundeswehr von einer reinen
Verteidigungsarmee zu einer Einsatzarmee wandelt - fordert die gemeinsamen Kräfte beider
Zweige der Militärseelsorge.

Das Thema dieser Gesamtkonferenz „Deutschlands Verantwortung für die Welt“ macht das
deutlich. Es lässt sich trefflich über die Präambel einer europäischen Verfassung streiten, ob da
nun Gott seinen Platz hat oder nicht. Für mich ist entscheidend, dass die Botschaft von diesem
guten Gott, den wir Christen verkünden und durch unser Leben bezeugen, einen Platz hat im
neuen Europa – mit oder ohne ausdrückliche Erwähnung in einer wie auch immer gestalteten
Verfassung.

Soldatinnen und Soldaten, unsere Militärseelsorger machen im Einsatz die bittere Erfahrung, dass
Menschen einfach nicht miteinander leben können, dass Hass und Ablehnung tiefe Gräben
zwischen Nationen und Religionen aufreißen. Der Weg der Versöhnung ist noch weit.

Auch unser Land hat viel Leid in die Welt gebracht. Wir aber haben die Erfahrung machen
dürfen, dass andere, deren Feinde wir waren, uns die Hand zur Versöhnung reichten, dass wir
wieder zu geachteten und geschätzten Partnern in der Gemeinschaft der Völker wurden.
Unser Staat und hoffentlich wir alle sind uns dessen bewusst und so ist es auch angemessen und
eigentlich selbstverständlich, dass wir unsererseits einen Beitrag für die Versöhnung und den
Frieden der Völker leisten.

Unsere Soldaten leisten diesen Dienst mit der Waffe. Waffen allein können aber nicht
Versöhnung stiften, geschweige denn wahren Frieden schaffen. Die vielfältigen Konflikte und
Probleme, mit denen wir in den Einsatzländern konfrontiert sind, zeigen das überdeutlich.

Aus dieser Erkenntnis heraus erwächst die Forderung nach einer Idee, nach einer Vision von
einer Welt und von Menschen, die in Frieden und Eintracht miteinander leben können und das
auch wollen. Dazu haben wir als Christen einiges beizutragen und dem wissen wir uns -
evangelisch wie katholisch - verpflichtet.

Dass diese Botschaft nicht verstummt im Einerlei des Einsatzes, sondern lebendig bleibt, dazu
wollen wir beitragen. Wir sollen und wollen uns nicht abstumpfen lassen durch die beständige
Gefahr und den einfach nicht vorhandenen Willen zum Verändern bei den Menschen in diesen
Ländern.

Eine bessere, friedvolle Welt ist nicht Phantasie, sondern sie ist Verheißung, die Gott uns in
seinem Sohn gibt. Aus der Kraft dieser Verheißung leben wir, sie gibt uns Mut und Zuversicht
für unseren Dienst an den Soldaten und an der Welt.

Ich danke Ihnen für das Zuhören und wünsche Ihnen eine gute Gesamtkonferenz, dass viel von
Gottes guten Geist sie und uns alle ergreife.

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