Der Computer ist kein Seelsorger

47. Fortbildungstagung der Pfarrhelferinnen, Pfarrhelfer und Bürokräfte im Bistumshaus Schloss Hirschberg

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Aula Mariana von Schloss Hirschberg
Beilngries/Obb, 03/2004. Auch die Arbeit der Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer in der Katholischen Militärseelsorge verdient ihre angemessene Würdigung. Anerkennende Worte gab es daher von zuständiger Stelle bei der 47. Fortbildungstagung im Bistumshaus Schloss Hirschberg bei Beilngries/Obb.

"Sie halten im Standort die Fahne hoch", lobte der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr und Bischof von Eichstätt, Dr. Walter Mixa. Die Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer würden dafür sorgen, dass "der Betrieb am Standort weitergeht", wenn sich etwa der Militärpfarrer im Auslandseinsatz befindet. Die Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer sorgten allgemein für seelsorgliche Kontinuität, sagte der Bischof, der mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung einen Pontifikalgottesdienst feierte.

Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut berichtet zur Lage
Auch Militärgeneralvikar Walter Wakenhut hob die wichtige Rolle der Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer an der Basis der Militärseelsorge hervor. Gleichzeitig mahnte er jedoch, die Kompetenz des Pfarrhelfers bestehe nicht allein in der vorbildlichen Führung des Büros. Die Seelsorge könne ihm keiner abnehmen, wohl aber die Büroarbeit. Und der Computer sei schließlich kein Seelsorger. Nach Darstellung von Prälat Wakenhut besteht die primäre Aufgabe des Pfarrhelfers darin, den Militärpfarrer bei kirchlichen Amtshandlungen zu unterstützen.

In seinem Bericht zur Lage der Katholischen Militärseelsorge kam Militärgeneralvikar Walter Wakenhut auch auf die von Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan erlassene neue "Weisung für die Zusammenarbeit mit den Militärgeistlichen" zu sprechen, deren letzte Version aus dem Jahr 1984 stammt. Die Weisung berücksichtige die durch die Wende entstandene Veränderung der Konfessionslandschaft. Ungetaufte seien heute in der Bundeswehr in der Mehrzahl. Gleichwohl, so betonte Wakenhut, richte sich die Weisung nicht an die Militärseelsorge, sondern an die Soldaten. Für den Lebenskundlichen Unterricht, zu dem der Leitende Wissenschaftliche Direktor i. K. Harald Oberhem später statistische Daten beisteuerte, seien die Soldaten verantwortlich, der Militärpfarrer sei der Durchführende. Dennoch sollte die von General Schneiderhan erlassene Weisung in der Militärseelsorge nicht "verpuffen". Wakenhut kündigte an, zu der Weisung werde demnächst eine mit der Evangelischen Militärseelsorge erarbeitete "Gebrauchsanweisung" veröffentlicht.

Peter Wendel (m.) vom ZFG im Gespräch mit Tagungsteilnehmern
Auch im Workshop "Mein Pfarrer ist im Einsatz" kam exemplarisch zum Ausdruck, welche Bedeutung dem Pfarrhelfer zukommt. Militärpfarrer Alfons Hutter aus Mittenwald, vom 27.12.02 bis 1.7.03 Seelsorger in Kabul (wo er auch seinen 50. Geburtstag "feierte"), würdigte die Zusammenarbeit mit seinem Pfarrhelfer Martin Mylius. In Kabul sei Hutter stets über das Geschehen am heimischen Standort informiert gewesen. Gegenseitiges Vertrauen sei dafür eine wichtige Voraussetzung. Dass die Zusammenarbeit der Katholischen Militärseelsorge mit dem Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG) ein Glücksfall ist, wurde in dem Vortrag des Diplomtheologen Peter Wendl zum Thema "Die Kooperation zwischen Militärseelsorge und ZFG zur Problematik der ,Fern-Beziehungen'" deutlich. Das ZFG ist eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Auslandseinsätze, Versetzungen, aber auch Wochenend-Ehen (Pendel-Beziehungen), sind oft eine große Belastung für eine gelingende Partnerschaft bzw. ein lebendiges und erfüllendes Familienleben - insbesondere im Soldatenberuf. Und Peter Wendl kennt sich in der Materie aus, erlebt er doch die Problematik der Fern-Beziehungen immer wieder bei seinen Gesprächen mit Paaren. Und "die Paare lechzen nach Hilfestellung", weiß Wendl. Dabei sei mit Ausnahme der Katholischen Militärseelsorge die psychologische Begleitung der Paare "sehr mangelhaft". Reintegrationsseminare ohne Partner machten keinen Sinn. Dabei geht nach den Erfahrungen Wendls die Fern-Beziehung an keinem Paar spurlos vorüber. Wichtig sei es vor allem, die Situation der Kinder zu berücksichtigen.

Die Weiterbildungsfahrt führte nach Eichstätt, u.a ins Juramuseum
Zu sprechen kam Peter Wendl auch auf eines der "Tabuthemen" in Deutschland: Ehekrisen. Und er nannte "Ehekiller" wie Gewalt in der Ehe, Alkoholismus oder Fremdgehen. Demgegenüber gebe es vier Säulen einer gelungenen Partnerschaft: Liebe, Geborgenheit, gelungene Kommunikation sowie erfüllte Sexualität. Als wichtige Stabilisatoren einer Ehe nannte Wendl gemeinsam erlebte schwierige Zeiten. "Das schweißt das Paar zusammen". Eigentlich hätte Peter Wendl bisher bei den verschiedenen Familien-Werkwochen omnipräsent sein müssen. Künftig brauchen kaum noch Termine abgesagt werden: Ab Sommer stehen zehn Referenten zur Verfügung.

Die nächste Fortbildungstagung der Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer findet vom 14. bis 18. März 2005 im Ferien- und Bildungszentrum der KAB, Heinrich-Lübke Haus (Zur Hude 9, 59519 Möhnesee-Günne) statt, kündigte Militärdekan Michael Weihmayer an. Er hatte die Tagung im Bistumshaus Schloss Hirschberg souverän geleitet.

Text: Carl-Heinz Pierck, kompass
Fotos: Jochen Scherzer/KMBA

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Weitere Bilder
Regierungsamtfrau Birgit Meyer, verantwortlich für die Organisation der Fortbildungstagung
Militärdekan Msgr. Michael Weihmayer, Leiter der Tagung
Dipl.-Theol. Peter Wendl vom ZFG
Dipl.-Theol. Peter Wendl vom ZFG
Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut bei seinem Vortrag
Blick in die Aula Mariana
LWissDir i.K. Harald Oberhem
LWissDir i.K. Harald Oberhem
LWissDir i.K. Harald Oberhem
Führung durch das Juramuseum auf der Willibaldsburg in Eichstätt
Der fossile Abdruck des Urvogels Archaeopteryx, kostbarstes Exponat der Sammlungen
Die Meerwasseraquarien zeigen "lebende" Fossilien, Fische und Korallen
Auch "Nemo" lässt sich in den Aquarien "finden"
Stadt- und Domführung durch Dr. Claudia Grund
Stadt- und Domführung durch Dr. Claudia Grund
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