Soldatengottesdienst in Köln

Internationaler Soldatengottesdienst im Hohen Dom zu Köln

Wenn vier Bischofshände den Segen Gottes erbitten, dann mag dies besonders wirksam sein. Das erhoffte sich jedenfalls der Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, der am 20. Januar gemeinsam mit dem britischen Katholischen Militärbischof Matthew Burns im Hohen Dom zu Köln mit mehr als 1.500 Soldaten den Internationalen Soldatengottesdienst feierte. Zu dem Pontifikalamt aus Anlass des 38. Weltfriedenstages hatte der Katholische Leitende Militärdekan Köln-Wahn, Militärdekan Rainer Schnettker, eingeladen.

Teilnehmer am Gottesdienst waren Soldatinnen und Soldaten aus den Seelsorgebezirken Aachen, Nörvenich, Köln, Bonn, Wahn, Siegburg, Düsseldorf und Euskirchen. Außerdem waren Soldaten der britischen, belgischen, amerikanischen, kanadischen und italienischen Streitkräfte sowie Beamte des BGS und Lehrgangsteilnehmer des Bundessprachenamtes in Hürth der Einladung Schnettkers gefolgt. Seitens der politischen Führung nahmen am Gottesdienst und anschließenden Empfang im Maternushaus der Bundesminister der Verteidigung, Minister Dr. Peter Struck, sowie die militärische
Führung, vertreten durch den Generalinspekteur, General Wolfgang Schneiderhahn, und den Inspekteuren der Teilstreitkräfte teil. Das Land Nordrhein-Westfalen repräsentierte Innenminister Dr. Fritz Behrens.

Kardinal Meisner warnte in seiner Predigt beim Soldatengottesdienst, den das Musikkorps der Bundeswehr, der Männerchor der Bundeswehr Wahn sowie Domorganist Brüggemann musikalisch gestalteten, vor Klassen-, Rassen- und Völkerhass. Um Spaltungen zwischen Nationen zu überwinden, sei Feindesliebe das beste Mittel, sagte der Erzbischof von Köln. Falsch hingegen sei der Vergeltungsgedanke. Feindesliebe müsse den Hass überwinden nach dem Paulus-Wort „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“

Das Wort des Apostels, Leitgedanke des diesjährigen Weltfriedenstags, durchzog auch die Grußreden beim anschließenden Empfang im Maternushaus, wo Militärdekan Schnettker Gäste aus Kirche, Militär und Politik begrüßen konnte.

Verteidigungsminister Struck unterstrich besonders das Wort von Kardinal Meisner, wonach die Bundeswehr die größte Friedensbewegung in Deutschland sei. „Wir leisten aktive Friedensarbeit“, sagte Struck. Dies beweise nicht nur der Einsatz von 7.000 Bundeswehr-Soldaten in den Krisenregionen auf dem Balkan, in Afrika und in Afghanistan, sondern auch die Katastrophenhilfe nach der Flutwelle in Südost-Asien. Struck dankte zugleich den Militärpfarrern, die wichtige Ansprechpartner für die Soldatinnen und Soldaten seinen.

Die Grüße des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr, Dr. Walter Mixa, überbrachte der stellvertretende Militärgeneralvikar Msgr. Michael Weihmayer. Er dankte im Namen Mixas dem Verteidigungsminister für dessen Zustimmung im vergangenen jahr zum vereinbarten Zahlenumfang der Militärseelsorge in der Bundeswehr. „So wie Ihre Stationierungsentscheidung für die Soldatinnen und Soldaten eine Perspektive nach vorn eröffnet und so dazu beiträgt, dass durch verlässliches Planen Vertrauen erwächst, so ermöglicht der vereinbarte Zahlenumfang für die Militärseelsorge dem Militärbischof die Möglichkeit, in eben diesem Rahmen seiner Pflicht nachzukommen, nämlich die
Militärseelsorge zu ordnen und die Seelsorgebezirke in klarer und zweckmäßiger Weise zu bestimmen und so den Veränderungen in der Bundeswehr anzupassen“. Weihmayer forderte angesichts der Vorgänge etwa in Coesfeld verstärkte Anstrengungen, durch den Lebenskundlichen Unterricht einen Beitrag zur Förderung der sittlichen, geistigen und seelischen Kräfte der Soldaten zu leisten.

Ein letztes Grußwort im aktiven Dienst sprach Oberst Dipl.-Ing. Karl-Jürgen Klein als Bundesvorsitzender der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS). Der Kommandeur des Logistikregiments 47 in Dornstadt wird zum 28. Februar in den Ruhestand versetzt. Klein wies darauf hin, dass sich die Bedeutung der GKS wesentlch erhöht habe. Sie trage zu einem christlichen Menschenbild in den Streitkräften bei. Klein warb zugleich für die vom 7. bis 11. November in Fulda stattfindende Akademie Oberst Korn.

Den Internationalen Soldatengottesdienst in Köln gibt es seit 1977. Diesen ersten Soldatengottesdienst feierte der damalige Erzbischof von Köln, Kardinal Joseph Höffner, mit etwa 1.100 Soldaten aller im Erzbistum stationierten Nationen in der Apostelkirche zu Köln. Da diese Kirche nicht groß genug war, fand der nächste Soldatengottesdienst 1978 im Hohen Dom zu Köln statt. Es feierten zeitweise bis zu 3.000 Soldaten mit dem Erzbischof von Köln diesen Internationalen Gottesdienst. Am 30. Januar 1990 feierte der damals neue Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, zum ersten Mal den Gottesdienst mit den Soldatinnen und Soldaten. Nach kanonischem Recht kann Meisner, wie er schmunzelnd im Maternushaus feststellte, noch vier Mal den Internationalen Gottesdienst in der Domstadt feiern.

Text und Fotos: Carl-H. Pierk/kompass




Grußwort beim Empfang anlässlich des Internationalen Soldatengottesdienstes 2005 in Köln mit Joachim Kardinal Meissner

Sehr verehrter Herr Minister Dr. Struck
Eminenz, Hochwürdigster Herr Kardinal Meissner
Exzellenz, Hochwürdigster Herr Bischof Burns
Sehr verehrter Herr Minister Dr. Behrends
Liebe Soldatinnen und Soldaten
Sehr verehrte Gäste
Liebe Mitbrüder in Presbyterat und Diakonat
Meine Damen und Herren

Stärke alle, die sich um die Gerechtigkeit mühen ! (Tagesgebet vom 2. S.i.Jk.)
Diese Bitte hat unsere Kirche vergangenen Sonntag im Tagesgebet an den allmächtigen Gott gerichtet. In dieses fürbittende Gebet haben unsere Militärgeistlichen, die die Auslandseinsätze der Bundeswehr begleiten, mit ihren Soldatengemeinden eingestimmt.

Stärke alle, die sich um die Gerechtigkeit mühen.
So beten wir nicht nur mit den Soldatinnen und Soldaten, sondern vor allem auch für sie. Viele Menschen hier in Deutschland nehmen die Soldatinnen und Soldaten, ihren Dienst auf dem Balkan, in Afghanistan und jetzt jüngst in Südostasien mit in ihr Gebet auf. Sie sprechen sogar von unseren Soldaten. In diesem Ausdruck "unsere Soldaten" wird Verbundenheit und Solidarität deutlich. Das sind hohe Güter, keine Selbstverständlichkeiten, und wir sind gut beraten, in Kirche und Gesellschaft, aber auch in den anstehenden politischen Entscheidungen, darauf zu achten, dass diese Verbundenheit und Solidarität weiterhin lebendig bleiben.

Stärke alle, die sich um die Gerechtigkeit mühen!
Gerechtigkeit beginnt, wo Notleidenden geholfen wird. Die christliche Tugend der Gerechtigkeit fragt nicht zuerst nach Schuld, sondern danach, was der Einzelne braucht. So ist der Dienst der Soldatinnen und Soldaten, der Leben dort ermöglichen will, wo Krieg, Vertreibung oder Katastrophen Tod gebracht haben, ein ständiges Mühen um die Gerechtigkeit. Dass sie darin stark bleiben, diesem Anliegen gilt unser Gebet und unsere Arbeit in der Militärseelsorge.

Der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr Bischof Dr. Mixa, hat mich beauftragt, seine Grüße und seinen Dank zu übermitteln an Sie Eminenz für die Feier dieses internationalen Soldatengottesdienstes zum Weltfriedenstag. Ihnen, sehr verehrter Minister Dr. Struck dankt der Militärbischof für Ihre Zustimmung im vergangenen Jahr zum vereinbarten Zahlenumfang der Militärseelsorge in der Bundeswehr. So wie Ihre Stationierungsentscheidung für die Soldatinnen und Soldaten eine Perspektive nach vorn eröffnet, und so dazu beiträgt, dass durch verlässliches Planen Vertrauen wächst, so ermöglicht der vereinbarte Zahlenumfang für die Militärseelsorge dem Militärbischof die Möglichkeit, in eben diesem Rahmen seiner Pflicht nachzukommen, nämlich die Militärseelsorge zu ordnen und die Seelsorgebezirke in klarer und zweckmäßiger Weise zu bestimmen und so den Veränderungen in der Bundeswehr anzupassen. Es gilt, Voraussetzungen zu schaffen, die unseren Militärgeistlichen die nötige Mobilität für eine verlässliche Begleitung der Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz ermöglichen und zugleich helfen, Stabilität und Kontinuität in der Seelsorge im Heimatland sicherzustellen. Dieses ist gerade aus Sorge für die Soldatenfamilien unerlässlich. Die Vorgänge in Coesfeld und in zu vielen anderen Standorten haben gezeigt, dass wir nicht nachlassen dürfen in unseren Anstrengungen durch den Lebenskundlichen Unterricht einen Beitrag zur Förderung der sittlichen, geistigen und seelischen Kräfte der Soldaten zu leisten, wie dies die ZdV 66-2 treffend formuliert. Es bleibt eine unverzichtbare Aufgabe, in einer Generation, die seit Kindertagen der Beeinflussung gewaltdurchwirkter und oft genug auch gewaltverherrlichender Medien ausgesetzt ist, bei Soldaten, die zynische Menschenverachtung und deren zerstörerische Folgen in den Einsatzgebieten hautnah erleben, ein Gespür für Menschlichkeit, Würde des anderen und Achtung vor den unveräußerlichen Grundrechten zu bewahren. Dass der Dienstherr hier auch disziplinarrechtlich klare Grenzen aufzeigt, ist zu begrüßen. Es darf eben nicht übersehen werden, dass der Staat durch seine Gesetze und Vorschriften das Rechts- und Wertebewusstsein der Bevölkerung und so auch der Soldaten wesentlich mitprägt.

Stärke alle, die sich um die Gerechtigkeit mühen und schenke unserer Zeit deinen Frieden. So betet die Kirche, dabei mitzuhelfen ist unser Auftrag.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

M. Weihmayer
Es gilt das gesprochene Wort.



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