Frauenfrühstück - der Name ist Programm

Seelsorge im Familienbetreuungszentrum

Der Anfang ist gemacht! In Zusammenarbeit mit der katholischen und evangelischen Militärseelsorge bietet das Familien-Betreuungs-Zentrum (FBZ) Lahnstein neben den offiziellen Betreuungsveranstaltungen intensive Gesprächsmöglichkeiten für Frauen an, deren Männer sich z. Zt. im Einsatz befinden.
Als Form wurde das sog. "Frauenfrühstück" gewählt, ein Name, der schon einen guten Klang hat. Ein Frauenfrühstück wird heute in vielen Pfarreien und Ortsgemeinden angeboten. Damit verbunden ist die Vorstellung von einem guten Frühstück, Kinderbetreuung und einem thematisch geführten Gespräch.
Dieser Einladung waren immerhin sechs Soldatenfrauen gefolgt, verbunden mit dem Wunsch, unter Begleitung der Militärseelsorge über ihre individuellen Probleme sprechen zu können. Zu Beginn des Frühstücks waren auch noch der Truppenpsychologe Herr Braun und der Sozialberater Herr Frey anwesend, um gemeinsam mit dem Leiter des FBZ Herrn Oberstabsfeldwebel Glaab auf mehr praktische Fragen einzugehen.
In einer intensiven, strukturierten Gesprächsrunde unter Leitung von Frau Dr. Henkel konnten die Frauen dann über ihre persönlichen Gefühle, Ängste, Sorgen aber auch über ihre Freuden sprechen. Obwohl es viele Ähnlichkeiten im Umgang mit der Abwesenheit des Ehemannes oder Lebenspartners gibt, geht doch jede Frau wieder anders mit der "Familien-Einsatzerfahrung" um. Aufeinander Hören, achtsam miteinander umgehen, Tränen akzeptieren aber auch konkrete Erfahrungshilfen geben können bestimmten die vertrauliche Situation dieses Gesprächs. Es tat gut, sich seinen Kummer von der Seele zu reden und dabei mit offenen, einfühlsamen Herzen der anderen Frauen rechnen zu können.
Bereichert vom gegenseitigen Austausch ging das "Frauenfrühstück" zu Ende. Regelmäßige weitere Treffen werden folgen, wobei die anwesenden Frauen Werbung machen wollen und andere Soldatenfrauen mitbringen werden. So zieht eine Idee Kreise, die der Hilfe und dem Wohl von Soldatenfamilien dient.

Dr. Annegret Henkel
Pastoralreferentin beim Kath. Standortpfarrer Koblenz I


Seit dem 01.08.2002 bin ich als Pastoralreferentin der Katholischen Kirche für die Seelsorge im Standort Koblenz Lahnstein zuständig. Zu dieser Aufgabe gehört die Erteilung des Lebenskundlichen Unterrichtes, Feldgottesdienste, Einzelgespräche, Re-Integrationsseminare sowie Einsatzvorbereitung, Familienarbeit und der Kontakt zu den Familienbetreuungszentren der Bundeswehr. Letzteres bedeutet in meinem Fall die Zusammenarbeit mit dem FBZ Lahnstein.
Das FBZ Lahnstein organisiert regelmäßig einmal im Monat samstags nachmittags eine Betreuungsveranstaltung für Angehörige von Soldaten, die zur Zeit im Einsatz sind. Außerdem findet in der Woche vor dieser Veranstaltung eine Fachpersonalbesprechung mit den Haupt- und Ehrenamtlichen des FBZ statt. An beiden Veranstaltungen nehme ich normalerweise teil.
In der Fachpersonalbesprechung halte ich Kontakt zu den Mitarbeitern, vor allem aber zu den ehrenamtlichen Damen, die regelmäßig die daheimgebliebenen Familienmitglieder anrufen und am Telefon betreuen. Durch diese Treffen erfahre ich Hintergründe über die Arbeit des FBZ und werde über wichtige Einzelheiten informiert.
An der Betreuungsveranstaltung für die Angehörigen bin ich, oft zusammen mit einem Truppenpsychologen und einem Sozialarbeiter einfach mit dabei. Natürlich gehört es hierbei zu meinen Aufgaben, ein nettes Wort für die Kinder zu haben und ein offenes Ohr für die Probleme der Angehörigen. Ich gehe auf Menschen zu, beginne ein Gespräch mit ihnen und habe auch einen Blick für Teilnehmer, die abseits stehen und keinen Kontakt zur Gruppe aufnehmen. In der Wahrnehmung für andere Menschen ergeben sich oft gute Gespräche, weil sich Menschen öffnen und von ihren Problemen erzählen können.
Aber nicht nur der Aspekt des Zuhörens ist wichtig für meine Arbeit, sondern auch der geistig, spirituelle Aspekt. Als Pastoralreferentin kann ich in eine andere Dimension des Gespräches führen, in die des Glaubens, was aber mit aller Behutsamkeit und ohne Aufdringlichkeit geschehen muss. Auf jeden Fall muss ich Fragen von Angehörigen über Kirche, Glauben und Religion beantworten können. Dies kommt inzwischen doch relativ häufig vor, weil mich Viele schon kennen und Vertrauen zu mir haben. Vielleicht bin ich ja auch als Frau der Kirche für viele ein Kummerkasten, bei der sie ihren Ärger, ihren Frust und vielleicht auch ihr Leiden an der Kirche abladen können.
Letzter Maßstab für mein Handeln ist jedoch das Handeln Jesu Christi, dessen Auftrag ich weiterführen darf. Für mich stellt sich manchmal die Frage, wie würde Jesus mit diesem Menschen umgehen, welchen Rat würde er ihm geben, wie ihn vielleicht auch in Liebe korrigieren. Aus dem Bewusstsein, in der Nachfolge Jesu mit diesem besonderen Auftrag in der Militärseelsorge zu stehen, ergibt sich oft ein inneres Gespür für die Nöte der Menschen. Sie wollen nicht nur reden, sondern warten auf mehr: auf ein Wort der Ermutigung, des Trostes, der Zuwendung, der Korrektur, der geistlichen Führung, vielleicht auch manchmal auf ein direktes Wort Gottes, einen Bibelvers.
Mein beruflicher Auftrag unterscheidet sich schon von einem Psychologen oder Sozialarbeiter. Da steht nicht nur eine gute Gesprächsführung im Vordergrund, sondern auch ein Hinweisen auf eine tiefere Dimension, auf eine unsichtbare Wirklichkeit, auf die Spuren Gottes in unserem Leben und vielleicht auch auf den Aspekt der Kreuznachfolge.
Genau dieser geistliche Aspekt wird wichtig, wenn ich Menschen in einer tiefen Not begegne, z.B. wenn ich eine Todesnachricht überbringen muss. Dann wird von mir mehr erwartet als Regelung der Formalien und bloße Gesprächstechnik. Ich muss mich mit meinem ganzen Menschsein, aus der Nachfolge Jesu heraus in die Situation von Menschen hineinversetzen können. Mein Mitgefühl darf nicht gespielt sein, das wird sofort bemerkt, weil ich dann selbst unglaubwürdig bin. Zu meiner Berufsausübung, die ich als Berufung sehe, gehört entscheidend meine Verbindung zu Gott durch Gebet, Heilige Schrift und Meditation. Gott ist die Kraftquelle, die ich für mein Leben und meinen Dienst an den Menschen brauche.
Aus dieser Grundhaltung heraus, versuche ich, meine Arbeit im Familienbetreuungszentrum verantwortlich vor Gott und den Menschen zu tun, wohl wissend, dass auch ich manchmal schlechte Tage habe oder mit dem Einen oder Anderen leichter oder schwerer in ein Gespräch komme. Aber ich vertraue auf die Kraft Gottes, den Heiligen Geist in mir, der mir zur rechten Zeit am rechten Augenblick das richtige Wort gibt und mich das Richtige tun lässt.
So kann ich dann vielleicht nach einer Betreuungsveranstaltung Gott danken, dass er mich als Werkzeug zu seinem Dienst gebraucht hat. Oft staune ich, wie der Geist Gottes in mir wirkt, weil ich ein wenig durch meine Person die Liebe Gottes zu den Menschen widerspiegeln durfte.

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