Militärseelsorge zukunftsfähig gestalten

Erklärung der Zentralen Versammlung

Erklärung der Zentralen Versammlung der katholischen Soldaten aus Anlass des 50jährigen Bestehens der deutschen Bundeswehr und der Einrichtung der Katholischen Militärseelsorge

Militärseelsorge zukunftsfähig gestalten

Seit Gründung der Bundeswehr ist die Militärseelsorge der von den Kirchen geleistete, vom Staat gewünschte und unterstützte Beitrag zur Sicherung der freien religiösen Betätigung (GG Art. 4) in den Streitkräften. Sie stellt sich die Aufgabe, unter Wahrung der freiwilligen Entscheidung der einzelnen Soldatinnen und Soldaten, das religiöse Leben zu wecken, zu festigen und zu vertiefen.
Dadurch fördert sie zugleich die charakterlichen, ethischen und sittlichen Werte in den Streitkräften und hilft die Verantwortung tragen, vor die Soldaten in ihrem Beruf und Dienst gestellt werden. Militärseelsorge ist Teil der gesamten kirchlichen Arbeit, ausgerichtet auf die Besonderheiten des militärischen Dienstes.
Ihren Auftrag erhält sie deshalb grundsätzlich von den Kirchen. Bei der Erfüllung ihres geistlichen Auftrages sind die Militärgeistlichen frei von staatlicher Einflussnahme.
Bei allem Wandel und Veränderungen in den Streitkräften hat die Militärseelsorge die Soldatinnen und Soldaten und ihre Familien stets seelsorglich begleitet.
Sie wird darüber hinaus auch von religiös ungebundenen Soldatinnen und Soldaten in Anspruch genommen.

In der unverzichtbaren ethischen Reflexion des soldatischen Dienstes hat die Militärseelsorge von Anfang an Mitverantwortung für das innere Gefüge der Streitkräfte übernommen und leistet somit auch einen aktiven Beitrag zur ethischen Bildung und Orientierung der Soldaten, insbesondere der Unteroffiziere und Offiziere.

Für die Zentrale Versammlung der katholischen Soldaten steht fest:

Die Unabhängigkeit der Militärseelsorge schafft Offenheit, Vertrauen und Aufgeschlossenheit. Das enge ökumenische Miteinander der katholischen und der evangelischen Militärseelsorge ist von besonderer Bedeutung.
Soldatinnen und Soldaten suchen nach ethischer Orientierung und Antworten auf existentielle Fragen, gerade vor, während und in der Nachbereitung von Einsätzen. Hier liegt eine große und wichtige Aufgabe der Militärseelsorge.

Das neue, erweiterte Aufgabenspektrum der Streitkräfte, insbesondere die häufige Teilnahme an Auslandseinsätzen, auch in weit entfernten Regionen, beeinflusst spürbar die konkrete Lebenssituation der Soldatinnen und Soldaten und ihrer Familien.
Soldatinnen und Soldaten erleben durch die mitten unter ihnen präsente Militärseelsorge im Truppenalltag, im Einsatz und zu Hause ein Stück unabhängige, aufgeschlossene, vertrauensvolle und vertrauliche Hilfe. Durch Gottesdienste, Werkwochen und Familienwochenenden erfahren die Soldatinnen und Soldaten gemeinsam mit ihren Angehörigen Begegnung, Zuwendung und Gespräch.
Soldaten und ihre Angehörigen schätzen und erwarten in ihrer besonderen Situation die Hilfe und den Beistand der Militärseelsorge bei der Sorge um den im Einsatz befindlichen Lebenspartner, bei Alltagsproblemen, bei der Erziehung der Kinder, beim Umgang mit Kameradinnen und Kameraden.

Die Zentrale Versammlung der katholischen Soldaten bittet den Deutschen Bundestag und die politischen Parteien

  • den Dienst der Militärseelsorge unverändert anzuerkennen und für den notwendigen Rückhalt durch die Politik zu sorgen.
  • bei der Bundesregierung für eine sachgerechte personelle und materielle Ausstattung der Militärseelsorge einzutreten.

fordert den Bundesminister der Verteidigung auf
  • eine sachgerechte Ausstattung der Militärseelsorge sicher zu stellen.
  • die Anzahl der Dienstposten für Militärpfarrer, Pastoralreferenten und hauptamtliche Mitarbeiter nach qualitativen Gesichtspunkten so festzulegen, dass die Vermittlung soldatischer Ethik, religiöser Betätigung und Seelsorge während der Einsätze, einschließlich der Vor und Nachbereitung, sowie im Truppenalltag in vollem Umfang wahrgenommen werden kann.
  • dafür zu sorgen, dass die Militärseelsorge die Familien der Soldatinnen und Soldaten nachhaltig unterstützen kann.
  • den Lebenskundlichen Unterricht auch weiterhin durch die Militärseelsorge sicher zu
    stellen.
  • allen Bestrebungen zum Einsatz von rein humanistischen Lehrkräften im Lebenskundlichen Unterricht entgegenzutreten.

erwartet von der militärischen Führung der Bundeswehr und den Führern aller Ebenen
  • die mit der Weisung des Generalinspekteurs der Bundeswehr für die Zusammenarbeit mit den Angehörigen der Militärseelsorge festgelegten Grundsätze durchzusetzen und weiter zu entwickeln.
  • der ethischen Bildung und Werteentwicklung der Soldatinnen und Soldaten unverändert das christlich - abendländische Menschenbild zu Grunde zu legen.
  • die Themen der berufsethischen Orientierung, Aus- und Weiterbildung in die Ausbildungspläne der Truppe und vor allem Führerlehrgänge an Truppen-, Offizier- und Unteroffizierschulen fest zu integrieren.
  • das ehrenamtliche Engagement von Soldatinnen und Soldaten für die Militärseelsorge zu unterstützen und zu fördern.

dankt den Bischöfen
  • für die Freistellung von Seelsorgern für den Dienst in der Militärseelsorge trotz großer eigener personeller Nöte und Sorgen.
  • für die Bereitschaft zur Feier der jährlichen Gottesdienste zum Weltfriedenstag.

und bittet sie
  • in ihren Dekanaten und Ortsgemeinden Soldatenfamilien, besonders ihren Kindern Aufmerksamkeit zu schenken, wenn Familienmitglieder über längere Zeit abwesend sind.
  • die Militärseelsorger in der Dekanatsarbeit zu berücksichtigen.

bittet ihren Militärbischof
  • weiterhin bei der Deutschen Bischofskonferenz für die Belange der Militärseelsorge einzutreten, sowie dort auf die erforderliche Freistellung von Geistlichen in den Dienst der Militärseelsorge hinzuwirken.
  • im Einvernehmen mit dem evangelischen Militärbischof nach Wegen und Formen ökumenischer Gemeinschaft zu streben und so das Verbindende zu fördern und das Trennende zu überwinden.
  • die seelsorgliche Begleitung der Soldatinnen und Soldaten im Einsatz sicher zu stellen.
  • die Seelsorge an den Standorten und für die Familien in hoher Präsenz und Qualität sicher zu stellen und Kontakte zu den Ortsgemeinden zu fördern.
  • die Gremien der Laienmitverantwortung (Mitarbeiterkreise, Seelsorgebezirksräte und Arbeitskonferenzen) weiter zu entwickeln und auch künftig die vertrauensvolle, mitverantwortliche Zusammenarbeit zu pflegen.


von den Delegierten der Zentralen Versammlung einstimmig
verabschiedet am 13.09.2005 in Hamminkeln-Dingden

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