50 Jahre katholische Militärseelsorge in Berlin gefeiert

Kirche unter Soldaten - Katholische Militärseelsorge 1956 bis 2006

Der Katholische Militärbischof Dr. Walter Mixa bei der Predigt in der St. Johannes Basilika in Berlin-Kreuzberg
Berlin, 06.02.2006. Die Katholische Militärseelsorge feiert in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum. Militärbischof Dr. Walter Mixa, Bischof von Augsburg, hat dazu zum Pontifikalgottesdienst in die Sankt Johannes-Basilika in Berlin-Kreuzberg geladen und anschließend zum Festakt in die Katholische Akademie zu Berlin.

"Die Entstehung der Militärseelsorge war ein schwieriger Prozess“, sagt Militärbischof Mixa in seiner Predigt zum Pontifikalgottesdienst. Schon die Gründung der Bundeswehr sei ja umstritten gewesen. "Muss sich die Kirche da nun auch noch einmischen?“ hätten sich viele damals gefragt. "Ja, sie musste“, sagt er. "Die Entscheidung war richtig.“ Im Rückblick und auch mit Blick in die Zukunft. Bis heute laute der Grundsatz: Wir gehen mit unseren Soldaten mit.


Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung und Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan beim Pontifikalamt
Die vergangenen 50 Jahre waren auch für die Seelsorger eine bewegte und bewegende Zeit. Am 4. Februar 1956 wird der Erzbischof von München und Freising, Joseph Kardinal Wendel, per päpstlichem Dekret, zum ersten katholischen Militärbischof ernannt. Acht Monate zuvor war der erste Bundesminister der Verteidigung, Theodor Blank, vereidigt und nur einen Monat vorher waren die ersten freiwilligen Soldaten einberufen worden.


Freiheit, Demokratie und Glaube

Das Konzept einer Militärseelsorge wurde mit dem Aufbau der Bundeswehr entwickelt. Ausgangspunkt war der Wunsch nach einer in die demokratische Gesellschaft eingebettete Armee. Dem entsprach die Philosophie der Inneren Führung mit dem Leitbild des Bürgers in Uniform. Dieser sollte die gleichen Grundrechte wie der zivile Bürger haben; damit auch jenes auf Religionsfreiheit und Ausübung des Glaubens.

Am 26. Juli 1957 wird das Gesetz für die Militärseelsorge geschlossen. "Die Militärseelsorge als Teil der kirchlichen Arbeit wird im Auftrag und unter Aufsicht der Kirche ausgeübt“, heißt es darin. In der entsprechenden Zentralen Dienstvorschrift für die Truppe wird dazu erläutert: "Die Militärseelsorge ist der von den Kirchen geleistete, vom Staat gewünschte und unterstützte Beitrag zur Sicherung der freien religiösen Betätigung in den Streitkräften.“ Die Militärseelsorge bleibt damit Sache der Kirche und ist nicht in den militärischen Apparat eingebunden.

Generalleutnant Karl-Heinz Lather bei der Lesung
Nähe und Betreuung

Das Konzept also stand. Aber wie gestaltete man eine neue Militärseelsorge in einer neuen Armee? Militärbischof Bischof Wendel suchte von Beginn an den Kontakt zu den Soldaten und ihren Vorgesetzten. Besuche bei Truppenteilen und Dienststellen gehörten schnell zum festen Bestandteil der seelsorgerischen Betreuung - und sie sind es bis heute.

Etwa 100 Militärgeistliche sind derzeit haupt- oder nebenamtlich für die Seelsorge der Soldaten und ihrer Familien im Einsatz. Unterstützt werden sie von Pastoralreferenten und Pfarrhelfern. Ergänzt werden ihre Dienste durch die Laienorganisation der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS) und die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e. V. (KAS). Sie ist im Auftrag der Katholischen Militärseelsorge zuständig für die Betreuung der Soldaten in ihrer Freizeit; auch in den Einsatzländern.

Die Militärseelsorge versteht sich als "Kirche unter den Soldaten". Dieses Selbstverständnis ist in den päpstlichen Statuten und im Militärseelsorgevertrag zu Grunde gelegt. "Die Militärseelsorge ist ihrem Auftrag, den Soldaten nahe zu sein, in all den Jahren treu geblieben", sagt Militärbischof Mixa.


Halt und Orientierung

Dabei haben sich die Voraussetzungen inzwischen enorm geändert. Neben der Wiedervereinigung Deutschlands haben auch die politischen Veränderungen weltweit die Aufgaben und das Einsatzgebiet der Bundeswehr neu definiert. Heute sind die Streitkräfte eine Armee in Einsatz. In multinationalen Verbänden leisten sie ihren Dienst in vielen Krisenherden weltweit. Und überall dort sind auch die Militärseelsorger und stehen den Soldatinnen und Soldaten zur Seite.

Beim Festakt in der Katholischen Akademie Berlin, von links: Bundesminister der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung, Militärbischof Dr. Walter Mixa und der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Erwin Josef Ender
Die Auslandseinsätze stellen die Militärseelsorger vor neue Anforderungen. Die Soldatinnen und Soldaten brauchen mehr denn je ethische Grundsätze, soziale Betreuung und geistlichen Beistand. "Die Einsätze verlangen nicht nur ein ethisch reflektiertes Selbstverständnis, sondern auch ein hohes Maß an moralischer Urteilsfähigkeit im konkreten Tun“, sagte Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung in seinem Grußwort zum Festakt.

Der Verteidigungsminister a. D., Dr. Peter Struck, nannte die Seelsorger eine wichtige moralische Stütze. Sie leisteten in den Einsatzgebieten einen unschätzbaren Dienst, der auch für sie selbst nicht immer leicht ist. „Das habe ich selbst in vielen Gesprächen vor Ort erfahren“, sagte er.


Kontinuität im Wandel

Zu ihrer Jubiläumsfeier richtet die Militärseelsorge den Blick auch in die Zukunft. "Jubiläen haben ein doppeltes Gesicht“, sagt Militärbischof Mixa. "Sie lenken den Blick in die Vergangenheit und schauen voraus auf die Herausforderungen der Zukunft“. Allem Wandel zum Trotz habe sich am Grundsatz der Militärseelsorge nichts geändert: "Sie war und ist stets 'Kirche unter den Soldaten'".

(Quelle: www.bundeswehr.de)

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