Unterwegs in der Eifel

Motorradfreizeit des Standortes Fürstenau

Aufstellung vor der Abteikirche
Motorengeknatter, Lederjacken, Abgaswolken: Manch ahnungsloser Besucher der Zisterzienserabtei Himmerod in der Eifel kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als etwa 60 Biker aus Norddeutschland auf den Vorplatz der Abteikirche auffuhren. Oldies der 50-er Jahre wurden ebenso bewundert wie die neuesten PS-starken heißen Öfen. Himmerod war Zielpunkt der Motorradfreizeit vom 19. bis 23. Juni, die die Katholische Militärseelsorge am Standort Fürstenau im nördlichen Osnabrücker Land unter Leitung des Katholischen Leitenden Militärdekans Hannover, Msgr. Heinz Peter Miebach, organisiert hatte. Verantwortlich für die Tour, die in vier Gruppen zur Familienferienstätte Sankt Ludger in Dahlem-Baasem führte, waren Pfarrhelfer Bernhard Thomes sowie Tour-Guide Hauptfeldwebel Alfred Spinneker.

Insgesamt legten die Biker (unter ihnen auch eine Soldatin) bei ihrer Tour etwa zweitausend Kilometer zurück. "Wir sind wie eine Familie", freute sich Tour-Guide Spinneker. Es war die dritte Fahrt der Soldaten, unter ihnen so unterschiedliche Dienstgrade wie Hauptgefreiter, Oberfeldarzt oder Fregattenkapitän, durch Deutschland - unfallfrei. Und diesmal war sie besonders attraktiv: Über Höhenrücken und durch tief eingeschnittene Bachtäler, durch ruhige Dörfer, über bewaldete Kuppen und vorbei an Wiesen und Weiden führte die Tour. Motorradfahrer, was willst Du mehr. War man tagsüber unterwegs, gab es am Abend Gesprächsrunden, Zeit zur Besinnung. Motorrad und Beten, Steak und Stille, Helm und Himmel - das passt zusammen und das tut gut.

Höhepunkt der Motorradfreizeit schließlich die Fahrt zur Abtei Himmerod. Hier feierte Militärdekan Miebach mit zwei mitgereisten kroatischen Geistlichen in der Gnadenkapelle einen Biker-Gottesdienst, dem sich eine Besichtigung der Abtei unter Führung von Abt Bruno anschloss. Die Zisterzienserabtei, das Kloster wurde 1134 durch den heiligen Bernhard von Clairvaux gegründet, entwickelte sich vor allem im 12./13. Jahrhundert zu einem bedeutenden geistigen und kulturellen Zentrum im Eifel-Mosel-Raum.

Besondere Bedeutung hat die Abtei auch für die Bundeswehr. Hier ist die "Himmeroder Denkschrift" entstanden, die Militärhistoriker als "Magna Charta" der Bundeswehr bezeichnen. Das Dokument war das Ergebnis einer Klausurtagung, die iin dem Eifelkloster vom 5. bis 9. Oktober 1950 fünfzehn militärische Experten zusammenführte. Die Gespräche der ehemaligen hochrangigen Wehrmachtoffiziere im Zisterzienserkonvent bei Wittlich gingen auf eine Anregung des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer zurück. Er hatte seinen Sicherheitsberater im Kanzleramt, Gerhard Graf von Schwerin, beauftragt, eine Expertenrunde zusammenzustellen und darüber beraten zu lassen, welchen Beitrag die Bundesrepublik Deutschland zur Verteidigung Europas vor einem kommunistischen Angriff leisten könne. Diese Frage war im Sommer von den USA an Adenauer herangebracht worden und wurde auch von der Öffentlichkeit auf beiden Seiten des Atlantiks lebhaft diskutiert.
Die Ergebnisse der Himmeroder Tagung wurden von Johann Adolf Graf Kielmansegg zusammengefasst und formuliert. Er war als Sekretär der Tagung für die Redaktion der Denkschrift verantwortlich. Das Kapitel V behandelte das Innere Gefüge (heute: Innere Führung). Graf Kielmansegg hatte schon während der Tagung in Himmerod gegenüber den Teilnehmern besonderen Wert auf die Behandlung dieses Themenbereichs gelegt. Der 99-jährige "Gründervater" der Bundeswehr und einer der Wegbereiter des Konzeptes der Inneren Führung war am 26. Mai dieses Jahres verstorben.

Dass die Biker aus Norddeutschland den Raum, in dem die Denkschrift entstanden war, besuchen konnten, dankten sie Abt Bruno besonders.

Text und Fotos: Carl-H. Pierk

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Weitere Bilder
Ankunft der ersten Gruppe in Himmerod. Links Tour-Guide Hauptfeldwebel Alfred Spinneker
Rast im Vorhof der Abteikirche
Gottesdienst in der Gnadenkapelle
Predigt von Militärdekan Msgr. Heinz Peter Miebach
Erläuterungen von Abt Bruno
Gruppenbild vor der Abteikirche
Aufstellung vor der Abteikirche
Vor der Abteikirche
Abfahrt
Achtung Kolonne
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