AFGHANISTAN - die andere Seite eines Einsatzlandes der Bundeswehr

Militärpfarrer gibt seine Eindrücke an Offiziere und Unteroffiziere weiter

Militärpfarrer Andreas Ullrich auf einem Basar in einem Dorf nahe der Provinzhauptstadt Kunduz
27.06.2006. Militärpfarrer Andreas Ullrich ist der katholische Standortpfarrer für die Bereiche Wittmund, Aurich, Jever, Schortens und Wilhelmshaven (MAD/Feldjäger).

Nach seiner Rückkehr aus dem Auslandseinsatz (vom 18.11.2005 bis 22. März 2006), an dem er als Seelsorger im Einsatzland Afghanistan die ISAF-Truppe für vier Monate begleitet hatte, waren die Eindrücke, die er in Afghanistan gewonnen hatte, noch frisch. Aus den Gesprächen mit den Soldaten am Heimatstandort, die bisher noch nicht im Auslandseinsatz waren, erkannte er, welche Neugier und teilweise Unkenntnis über dieses Land vorherrscht.

Im Rahmen einer "Politischen Bildung" trug Pfarrer Andreas Ullrich am 27. Juni 2006 über das Thema "Afghanistan" vor. Bei seinem Vortrag konzentrierte er sich auf das Land Afghanistan und die Menschen, wie er sie während seines Einsatzes kennen lernen durfte. Dieser Blick über den Tellerrand stellte dieses Land in einem vollkommen anderen Blickwinkel dar. Es wurden keine Gliederungsbilder über eingesetzte Truppenteile oder Soldaten bei ihrer Arbeit dargestellt, sondern Afghanen, die im täglichen Leben mit den Widrigkeiten nach verschiedenen, über Jahrzehnte andauernden Kriegen und der anschließenden Herrschaft durch die Taliban versuchen, zu einer gewissen Normalität zurückzukehren.

Kinder auf der Dorfstraße nahe Kunduz
Ganz deutlich wurde das bei der Fotodokumentation, die mit einer Vielzahl von Bildern die Zuhörer dadurch fesselte, dass bei den Ausführungen immer auch Menschen unmittelbar mit ihren Gesichtern in den Mittelpunkt rückten. Trotz der ärmlichen Lebensumstände, mit der die Bevölkerung Afghanistans tagtäglich zurecht kommen muss, ist sehr bemerkenswert, dass die Menschen immer ein Lächeln erübrigen. Menschen auf dem Markt, Händler auf dem Basar beim Feilschen, Kinder, die an den Rändern der unbefestigten Straßen im Staub spielen, Frauen mit und ohne Burka gehören ebenso zum Straßenbild wie Ruinen von Häusern und Ansammlungen von Schutt und Müll.

Soldaten unterstützen die Afghanen mit der Lieferung von Feuerholz. Nach den Schilderungen von Andreas Ullrich stellt Holz eines der wertvollsten Güter dar, das nur zum Kochen genutzt wird. Den Luxus, dieses Holz zum Heizen der Hütten und Häuser in den sehr kalten Nächten zu nutzen, würde sich kein Afghane leisten.

Dieser kontrastreiche Vortrag über das zerklüftete, stellenweise fruchtlose und karge Land Afghanistan hatte die Zuhörer teilweise sichtlich betroffen gemacht, was auch in den anschließenden Fragen deutlich wurde.

Militärpfarrer Ullrich hat in seinem Vortrag den Sinn für die Anwesenheit deutscher Soldaten deutlich unterstrichen. Wenn der Einsatz in Afghanistan im Rahmen der International Security Assistance Force (ISAF) immer auch bedeutet, dass die Soldaten vier Monate von ihren Familien und ihrer Heimat getrennt sind, wurde deutlich, wie bedeutsam diese persönlichen Entbehrungen sind, gemessen an dem Fortschritt dieses Landes und seiner Bemühungen im Wiederaufbau.

Unsere Hilfe ist vor Ort nicht nur sehr erwünscht, sondern unverzichtbar, das wurde deutlich.

Text: Major Olaf Waschke, JG 71 "R"

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