Zentrale Versammlung der katholischen Soldaten wählte neuen Vorsitzenden | Oberst Richard Schmitt (r.) und Stabsfeldwebel Ralf Eisenhardt | Ludwigshafen, 20. 09.2006. Die Zentrale Versammlung der katholischen Soldaten im Jurisdiktionsbereich des Katholischen Militärbischofs hat am 20. September 2006 bei der Delegiertentagung im Rahmen der "Woche der Begegnung" in Ludwigshafen, Stabsfeldwebel Ralf Eisenhardt (40) für eine vierjährige Amtszeit zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Er tritt damit die Nachfolge von Oberst Richard Schmitt an, der in den Ruhestand geht. Eisenhardt wurde 1966 in Essen-Steele geboren. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Brillenoptikschleifer. 1986 trat er in die Bundeswehr ein und absolvierte eine Ausbildung zum Transportfeldwebel sowie zum Industriemeister für Kraftverkehr. Seit Januar 2006 ist Eisenhart Wehrdienstberatungsfeldwebel am Zentrum für Nachwuchsgewinnung West, Düsseldorf, Zweigstelle Hamm/Unna.Ralf Eisenhardt wurde getauft in der methodistisch-evangelischen Freikirche in Essen. Im April 1992 trat er in die katholische Kirche ein. Seit dieser Zeit nimmt Eisenhardt verschiedene Ehrenämter in der Katholischen Militärseelsorge wahr. Seit 1992 ist er Mitglied im Pfarrgemeinderat/Seelsorgebezirksrat, dessen Vorsitzender er von 1998 bis 2003 war. Seit 1993 nimmt er regelmäßig an der Zentralen Versammlung der katholischen Soldaten (ZV) teil. 2003 wurde Eisenhardt als Vertreter der ZV ins Zentralkomitee der deutschen Katholiken gewählt. Eisenhardt ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Text und Fotos: Marlene Beyel
KMBA, Leiterin der Pressestelle
| Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut | Bericht von Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut für die Zentrale Versammlung am Montag, dem 18.09.2006 in Ludwigshafen
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Delegierte der Zentralen Versammlung der Katholischen Soldaten.
In einer Zeit hoher Spannung (Libanon - Aufregung der Muslime über den Papst) haben sie sich als Katholische Soldaten hier in Ludwigshafen eingefunden. Das Thema dieser Tage "Soldaten als Diener des Friedens - Gewissen und Gehorsam" ist so gerade jetzt von höchster Aktualität.
Der Papstbesuch hat uns gezeigt, wir haben als Christen, ja als Katholische Christen durchaus etwas zu sagen - auch wenn das nicht immer so ankommt. Erinnern wir uns der Worte Jesu aus dem Evangelium vom gestrigen 24.Sonntag im Jahreskreis, die er an den Petrus richtet. "Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen."
Christsein in der Welt von heute, Soldat und Christ sein in der Welt von heute, ist nicht so einfach. Die Versuchung, sich auf diese Welt, auf das eigene Leben, auf die eigenen Interessen zu beschränken, einen guten Job zu machen und dabei ein leidliches Auskommen zu haben, ist immer wieder groß.
Aber gerade der Beruf des Soldaten ist es, der zwangsläufig den Blick weitet. Frieden, Freiheit, Wohlergehen, eine gerechte Ordnung all das ist nicht mehr nur für sich möglich. Das umzusetzen und zu verwirklichen geht nur mit den anderen, der Völkergemeinschaft, der ganzen Menschheitsfamilie.
Der Papst hat bei seinem Besuch in Altbayern mehrmals darauf hingewiesen, wie gefährdet eine Welt ohne Gott ist - in der es nur um das eigene Interesse geht - und dass Vernunft ohne Glaube keine Grundlage zu einem erfüllten Leben sein kann, aber ebenso wenig ein unvernünftiger Glaube, der zu Fanatismus und Terror ausarten kann.
In seiner ersten Enzyklika "Deus caritas est" hat Papst Benedikt den Weg gewiesen. Der Gott, der Liebe ist, will dass wir Menschen diesen Weg der Liebe, als Diener des Friedens gehen.
Sie wollen als Katholische Soldaten und Soldatinnen ein deutliches Zeichen setzen für die Welt Gottes, einer Welt voller Hoffnung und Zukunft trotz aller Widerwärtigkeiten und aller Bosheit in eben dieser Welt.
Als Militärseelsorger wollen wir sie dabei mit bestem Wissen und Gewissen unterstützen. Und gerade deswegen erfüllt es mich mit großer Sorge, dass es zunehmend schwieriger wird, unsere freien Stellen nachzubesetzen.
In mühsamen und anstrengenden, im letzten aber doch erfolgreichen Verhandlungen mit dem Staat ist es uns gelungen für die Ortsebene ("Der Katholische Standortpfarrer") neunzig Dienst/Planstellen zu erhalten. Mit diesen neunzig müssen und können wir die Seelsorge in der Heimat wie im Einsatz gewährleisten - wenn auch mit manchen Schwierigkeiten. Aber das kennen sie auch aus ihren Bereichen, dass Personal knapp ist.
Nachdem der Staat seine Bringschuld in organisatorischer Hinsicht erbracht hat, ist es an der Kirche, an den Diözesen, auch das nötige, für die Militärseelsorge geeignete (Alter, Fitness) Personal freizustellen - Pfarrer, Pastoralreferenten und - referentinnen. Die Annahme, Militärseelsorgevertrag und Statuten verpflichten nur den Staat, nicht aber die Kirchen - oder nicht so sehr -, ist falsch. Die Kirchen haben die Bringschuld, die notwendigen Seelsorger und Seelsorgerinnen zu stellen. Dazu gibt es diese Verträge!
Der Staat hat zugestimmt, dass von den neunzig Dienststellen dreißig von hundert mit Pastoralreferenten besetzt werden können und dass diese wie die Pfarrer zwölf Jahre über Gestellungsvertrag in der MS verweilen können. Ebenso sind die Hindernisse, die sich vor den Auslandseinsätzen dieser Berufsgruppe aufbauten, weithin beseitigt. Der erste Pastoralreferent geht in den nächsten Tagen in den Kosovo, wo er zusammen mit dem dort eingesetzten Militärpfarrer ein Seelsorgeteam bilden wird.
Eine weitere - auch die Laien betreffende - organisatorische Maßnahme ist die anstehende Reduzierung unserer Dienstaufsichtsbezirke auf vier (von ursprünglich acht). Ohne jetzt auf die damit verbundenen Probleme im Detail einzugehen, bitte ich sie, ihre Organisationsformen auf der Mittleren Ebene (Arbeitskonferenzen, Bereichskonferenzen der GKS) darauf auszurichten. Die von ihnen erarbeitete und empfohlene Neuordnung der Arbeitskonferenzen wird verfügt, wenn die staatlichen Organisationsmaßnahmen erlassen und umgesetzt sind. Es gilt auch hier der Grundsatz: Die Militärseelsorge folgt in ihrer Struktur der staatlichen Organisation.
Die meisten Sorgen und Schwierigkeiten wird die - ohne Zweifel notwendige - Umorganisation und Neustrukturierung des KMBA mit sich bringen - geht es da doch um Menschen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jahrelang in vertrauter Umgebung gute Arbeit geleistet haben und leisten. Die Transformation der Bundeswehr erfordert aber ihren Tribut.
Ziel dieser Neustrukturierung ist und muss bleiben, dass unsere Arbeit optimiert und nicht erschwert wird, dass sie transparenter und nicht immer undurchschaubarer wird. Es muss allen Beteiligten, Staat wie Kirche, bewusst sein. Wir sind nicht für uns selbst da, sondern allein für die Soldaten und deren Familien.
Ich wünsche dieser 46. Woche der Begegnung, an der ich wegen einer Überhäufung von Terminen gerade in dieser Woche nur bis morgen mittag teilnehmen kann, einen guten Verlauf und die Erfahrung echt christlicher, geschwisterlicher Gemeinschaft.
Ich danke ihnen.
Predigt von Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut zur Eröffnung der 46. Woche der Begegnung in Ludwigshafen am 18.09.2006
Hört und ihr werdet leben! (Dtn 4,1)
Soldatinnen und Soldaten! Schwestern und Brüder!
Nicht nur wir Katholiken, sondern auch viele unserer christlichen Schwestern und Brüder und auch Nichtchristen stehen unter dem Eindruck des Besuches von Papst Benedikt in seiner altbayrischen Heimat. War es nur das Spektakel, der "event", was die Massen, insbesondere auch junge Leute anzog? Warum sind Tausende von Leuten zum Papst gekommen und haben die Strapazen eines oft langen Fußmarsches und noch längeren Stehenmüssens auf sich genommen? Was wollten sie sehen? Was wollten sie hören? Und abgesehen von der heftigen Reaktion der Muslime auf die Regensburger Vorlesung und den gewohnten "erheblichen Bedenken" einiger berufsmäßigen Querulanten waren die Menschen von diesem Mann begeistert und fasziniert. Da war einer, der ihnen aus dem Herzen in einer für sie verstehbaren Sprache redete. Evangelium und Kirche wurden so wieder verstehbar nicht nur im Kopf, sondern in den Herzen. Die spontanen Reaktionen waren entsprechend.
Wir treffen hier ganz offensichtlich auf ein Grundbedürfnis des Menschen, also von uns allen, nach Orientierung und Sicherheit für unser Leben.
Ich will hier eine kleine Szene aus dem Johannesevangelium in Erinnerung rufen. Nach der von den Zuhörern und auch den Jüngern schwer verstehbaren Rede vom Brot für das ewige Leben, das Jesus selbst ist, wenden sich viele seiner Anhänger von Jesus ab und gehen weg. Da fragt Jesus die Jünger, die ihm am nächsten standen. "Wollt auch ihr weggehen?" Worauf Petrus für sie antwortet: "Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens!"
Eine erklärende Antwort, ja eine Auslegung dazu gibt uns die soeben gehörte Lesung aus dem Buch Deuteronomium: Hört und ihr werdet leben.
Hinter diesen Worten steht die Erfahrung des alttestamentlichen Gottesvolkes, des Volkes Israel. Gott hatte mit ihm einen Bund geschlossen: Israel ist Gottes Volk und das Volk war sich bewusst Gott ist unser Gott. Dieser Gott ist - wie sein Name "Jahwe" es sagt - ein Gott mit und unter dem Volk, als solcher offenbart er sich dem Mose in der Wüste Sinai. Er ist es der, der dem Volk seine Weisung gibt, deren Kernstück die Zehn Gebote sind. Diese Weisung, die Thora, ist nicht Zwangsjacke, sondern Weg zum Leben. Gott führt Israel dann mit mächtiger Hand aus Ägypten heraus in das gelobte Land Kanaan. ER ist es, der diesem Volk Hoffnung und Zukunft gibt, wie es der Prophet Jeremia in verzweifelter Situation - Feinde umgeben Jerusalem und das Volk ist in sich zerstritten - dann verkünden wird.
Dieser Gott ist es aber auch, der am Anfang sprach "Es werde" und "es wurde". Und es ist die tiefe Überzeugung des gläubigen Israeliten, dass die Schöpfung die Sprache ist, die alle Menschen verstehen sollten. Und deshalb lebt in diesem Volk trotz allen Wissens um seine besondere Erwählung die Überzeugung, dass am Ende der Tage alle Völker der Erde zur Erkenntnis des wahren und einen Gottes kommen werden und in Jerusalem den Frieden finden.
Dieses Volk hat in seiner langen Geschichte erfahren, wo immer es treu der Weisung Gottes, treu dem Bund handelt und lebt, da geht es ihm gut, da steht es gut da in den Augen der Völker.
Wenn sie dieses Gesetzeswerk kennen lernen, müssen sie sagen: In der Tat, diese große Nation ist ein weises und gebildetes Volk.
Denn welche große Nation hätte Götter, die ihr so nah sind, wie Jahwe, unser Gott, uns nah ist, wo immer wir ihn anrufen?
Oder welche große Nation besäße Gesetze und Rechtsvorschriften, die so gerecht sind wie alles in dieser Weisung, die ich euch heute vorlege?
Machen wir jetzt einen großen Sprung mitten hinein in unser Leben, hier in unsere Versammlung.
Hört und ihr werdet leben! Dieses Wort hat auch seinen Platz in unserem Alltag, ja es gründet in unser aller Erfahrung. Lassen sie mich ein Beispiel bringen.
Zu den Grundbedingungen soldatischen Lebens gehören Befehl und Gehorsam. Ich will jetzt keine Theologie von Befehl und Gehorsam entwickeln, aber sie trotzdem einladen, ein klein wenig darüber nachzudenken. Bei Befehl und Gehorsam geht es um das Hören und darum, das Gehörte auch zu befolgen, umzusetzen. Reden und Hören gehören zu den Grundvoraussetzungen menschlichen Lebens und des Gelingens jeglicher menschlicher Gemeinschaft - ob Staat, Familie oder Freundeskreis. Reden und Hören gehört auch zu den Bedingungen des Gelingens dieser 46. Woche der Begegnung. Gute Gespräche, echte Gemeinschaft können nur so entstehen. Denn uns allen ist die Wirkung eines Wortes sehr bewusst. Ein Wort kann töten, es kann aber auch Leben schaffen, Mut machen…
So richtig verstehen tun wir diese Binsenwahrheit aber oft erst dann, wenn der "Notfall" wirklich eintritt, wenn wir in Krisen geraten, wenn Schwierigkeiten übermächtig, erdrückend werden.
Bleiben wir bei unserem Beispiel. Der richtige, vernünftige Befehl ist klar und eindeutig. Er ist wie die Markierung im Gebirge. Sie weist uns den Weg und gibt uns die notwendige Sicherheit. Abseits der markierten Wege zu gehen ist für den Normalverbraucher, der nicht besonders kundig ist, mit Risiken verbunden.
Hört und ihr werdet leben. Hier geht es nicht um der Menschen Wort, sondern um Gottes Wort. Dieses Wort ist nicht fromme Lyrik. Es hat seinen Sitz mitten in unserem Leben, es gehört zu unserem Alltag.
Die Heilige Schrift sagt uns, dass Gott sich auf eine Weise offenbart, die wir Menschen verstehen. Deshalb sagt Jesus: Selig, die das Wort Gottes hören und befolgen.
Für uns Christen heißt das: Hört auf die Sprache des Schöpfers in der Natur!
Hört auf die Sprache der Menschen in seinem Sohn Jesus Christus.
Hört auf die leise Stimme Gottes im Lärm unserer Welt - auch dort, wo sie kaum noch zu hören ist.
Lassen sie mich mit einem Beispiel aus der Heiligen Schrift schließen. Vom Propheten Elija wird berichtet. Auf der Flucht vor dem König Ahab und seiner Frau kommt Elija an den Berg Horeb.
Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des Herrn erging an ihn: Was willst du hier, Elija?
Er sagte: Mit leidenschaftlichem Eifer bin ich für den Herrn, den Gott der Heere, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen, deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. Ich allein bin übrig geblieben, und nun trachten sie auch mir nach dem Leben.
Der Herr antwortete: Komm heraus, und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben.
Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.
Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.
Hört und ihr werdet leben.
Amen. |