"50 Jahre Militärseelsorge in Nordrhein-Westfalen" im Spiegel der Presse | | Köln (KNA), 10.10.2006. Die Katholische Militärseelsorge in Nordrhein-Westfalen hat am Dienstag in Köln ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, würdigte die Arbeit der Pfarrer in einem Festgottesdienst vor mehreren hundert Soldaten. Durch die wachsende Zahl an Auslandseinsätzen der Bundeswehr würden Seelsorgegespräche immer wichtiger, unterstrich Lehmann. Die Soldaten müssten sich inzwischen größeren Gefahren aussetzen und mit fremden Lebensweisen in aller Welt auseinander setzen. "Damit knüpft die Bundeswehr an den ursprünglichen Sinn der Friedenssicherung an", sagte der Kardinal.
Lehmann wies auf die weltweit einzigartige Struktur der Militärseelsorge in Deutschland hin. Dass diese vor 50 Jahren bewusst mit der Gemeindeseelsorge verzahnt worden sei, habe sich bewährt. "Dadurch wurden die Soldaten nicht in Gettos abgeschoben, sondern konnten aufrechten Hauptes mitten in der Kirche leben." Von Bestand sei auch, dass die Geistlichen militärisch und politisch unabhängig seien. Diese Struktur habe sich gut mit dem Bundeswehrkonzept der Inneren Führung und der Vorstellung vom "Bürger in Uniform" verbunden, erklärte der Kardinal. Er feierte die Messe in der Kölner Stiftskirche Sankt Gereon, die Sitz der Militärgemeinde ist und zugleich ihr Patrozinium feierte.
13.500 katholische Soldaten in NRW
Die Katholische Militärseelsorge wurde 1956 bundesweit ins Leben gerufen. In Nordrhein-Westfalen arbeiten heute 8 Militärpfarrer und 2 Pastoralreferenten an 12 Standorten. Sie sind in Aachen, Ahlen, Augustdorf, Bonn, Coesfeld, Düsseldorf, Emmerich, Erntebrück, Köln, Münster, Nörvenich und Rheine tätig. Je ein Drittel der Bundeswehrangehörigen sind katholisch, evangelisch und konfessionslos. Die Zahl der katholischen Soldaten in NRW ist in den vergangenen acht Jahren nach Angaben des leitenden Militärdekans Rainer Schnettker von 21.000 auf 13.500 gesunken.
Das Interesse der Soldaten an Seelsorgegesprächen nehme zu, sagte Schnettker der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Vor Auslandseinsätzen wollten sie über ethische und interkulturelle Themen sprechen. Auch die daheim gebliebenen Familien suchten Betreuung. Gesprächsbedarf bestehe auch, weil das Arbeitsaufkommen und der Druck in der Bundeswehr insgesamt stiegen, wenn sich viele Soldaten im Ausland befänden. Die Militärseelsorger werden zu den Offizieren gezählt, geben aber keine Befehle. So kämen Gespräche ungezwungener zustande, hieß es.
vvm/buc
| | „Kirche mitten unter den Soldaten“
(Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger. http://www.ksta.de)
Köln, 10.10.2006. Kardinal Karl Lehmann sprach von einem „guten Zusammentreffen“ der Ereignisse: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hielt gestern Morgen in der Basilika St. Gereon nicht nur den Festgottesdienst zum 50-jährigen Bestehen der Katholischen Militärseelsorge in Nordrhein-Westfalen, sondern die Gemeinde feierte gleichzeitig den Gedenktag ihres Patrons, des römischen Soldaten, Märtyrers und Kölner Stadtpatrons Gereon. Am 10. Oktober 1956 hatte der damalige Kölner Erzbischof Kardinal Josef Frings vor rund 400 Soldaten an gleicher Stelle den ersten Soldatengottesdienst gehalten und damit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Es seien „keine einfachen Jahre“ gewesen, erinnerte Lehmann: In der Zeit der heftigen Debatte um die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik habe Frings mit seinem „viel beachteten Aufbruch“ deutlich gemacht, dass man „auch als Soldat Christ sein“ könne. In der vollbesetzten romanischen Kirche betonte der Mainzer Bischof gestern, es habe sich „als glückliche Entscheidung erwiesen“, die Militärseelsorge von Anfang an mit der Gemeindeseelsorge zu verzahnen. Durch diese weltweit einzigartige Struktur der Militärseelsorge „werden die Soldaten nicht in Gettos abgeschoben, sondern können aufrechten Hauptes mitten in der Kirche leben“. Die Seelsorger wechselten in fest gelegten Zeiträumen zwischen Militärseelsorge und Gemeinde, auch als Bundeswehrgeistliche seien sie militärisch unabhängig und könnten daher leichter ein Vertrauensverhältnis zu den Soldaten aufbauen.
Von Anfang an sei klar gewesen, dass „die Kirche mitten unter den Soldaten und ihren Familien“ sein wollte, so Lehmann. Der Kardinal wies darauf hin, dass durch die vermehrten Auslandseinsätze der Bundeswehr auch die Arbeit der Militärseelsorger vor neuen Herausforderungen stehe: „Damit knüpft die Bundeswehr an den ursprünglichen Sinn der Friedensstiftung an.“ Beim anschließenden Empfang im Maternushaus sprach Militärgeneralvikar Walter Wakenhut von einer „Erfolgsgeschichte“ der Militärseelsorge.
In Nordrhein-Westfalen arbeiten derzeit acht Militärpfarrer und zwei Pastoralreferenten an zwölf Standorten. Sie feiern mit den Soldaten Gottesdienste, bieten Veranstaltungen wie etwa Familienwochenenden an, halten den „Lebenskundlichen Unterricht“ in den Kasernen, stehen aber vor allem den Soldaten für Gespräche zur Verfügung.
Michael Pesch, Kölner Stadtanzeiger |