Kardinal Lehmann sprach bei der 2. Luftwaffendivision zum Thema Globalisierung

Kardinal Lehmann während seines Vortrages
Besucherrekord beim "Zeitgenössischen Forum" der 2. Luftwaffendivision in Birkenfeld:
Karl Kardinal Lehmann übte eine Anziehungskraft aus wie keiner der Redner vor ihm


Birkenfeld, 20.10.2006. Andrang wie noch nie herrschte bei der traditionellen Vortragsreihe der 2. Luftwaffendivision in der Birkenfelder Heinrich-Hertz-Kaserne: Weil 600 Personen angemeldet waren, musste die Bundeswehr erstmals vom Club der Offiziere und Unteroffiziere in die Sporthalle ausweichen. Kein Geringerer als Karl Kardinal Lehmann hatte eine so große Zuhörerschaft mobilisiert.

Ein hoher Anspruch

Sein einstündiges Referat stand unter dem Thema "Der Prozess der Globalisierung braucht Antwort" - eine Antwort, die das Publikum mit Spannung erwartet hatte. Der mit dem inhaltlichen Rahmen gesetzte Anspruch war bei nüchterner Betrachtung kaum zu erfüllen. Nach einem Lob für die "wunderschöne Gegend", die er vorher nur von der Autobahn kannte, widmete der 70- Jährige den größten Teil seiner Ausführungen einer Bestandsaufnahme, in der er Ursachen und Folgen der Globalisierung beleuchtete.

Ausführlich ging Karl Kardinal Lehmann in Birkenfeld auf die Fragen der Zuhörer ein
Dieses schon in den 60er Jahren vorhandene Phänomen betreffe vor allem die Wirtschaft, äußere sich aber auch in Bereichen wie den Kirchen, verdeutlichte der Theologe beim Weltjugendtag 2005 in Köln. "In einem atemberaubenden Tempo wächst die Welt zusammen, sie ist zu einem grenzenlosen Shopping-Center geworden", analysierte der Bischof von Mainz und sprach von "mörderischem Konkurrenzkampf auf den Weltmärkten". Trotzdem sah er keinen Anlass, "die Globalisierung schlechthin zu verteufeln". Neben Risiken berge sie auch Chancen, führe dazu, dass die Errungenschaften der Industrieländer den ärmeren Nationen zugute kommen, was mehr bewirken könne als Entwicklungshilfe. Ein neues Bewusstsein für Heimat zählte er ebenfalls dazu - "Segen und Fluch liegen hauchdünn beieinander". Wie insbesondere vom früheren Papst Johannes Paul II. wiederholt dargelegt, müsse die Würde des arbeitenden Menschen Vorrang vor den Interessen des Kapitals genießen, betonte der hohe geistliche Würdenträger.

Plädoyer für Toleranz

In den Mittelpunkt der Diskussion rückte das Verhältnis von Christentum und Islam am aktuellen Beispiel der von Muslimen - teilweise offenbar bewusst - missverstandenen Aussagen von Papst Benedikt XVI. "Das war doch nicht seine Meinung, sondern es handelte sich um Zitate", kommentierte Seine Eminenz die vehementen Reaktionen.

Der stellvertretende Kommandeur der 2. Luftwaffendivision, Brigadegeneral Harald Riedel, bedankte sich bei Kardinal Lehmann für den Vortrag mit einem Buch "50 Jahre Bundeswehr" und einer CD mit Marschmusik der Bundeswehr
Unter den Nägeln brannte vielen Besuchern die Frage, die der Nohener Ortsbürgermeister Klaus Heyda stellte: "Welche Möglichkeiten hat die Kirche, auf die Globalisierung bei Wirtschaft und Politik Einfluss zu nehmen?" Sie könne in kleinen Schritten dazu beitragen, etwa durch Projekte in unterentwickelten Ländern, lautete die Replik. Dieser Komplex biete sich für einen zweiten Vortrag an, äußerte Brigadegeneral Harald Riedel.
Volksnaher Kardinal

Ein besonderes Erlebnis war für viele Besucher des "Zeitgenössischen Forums" der 2. Luftwaffendivision der Umtrunk mit Karl Kardinal Lehmann. Im Barraum des Clubs der Offiziere und Unteroffiziere bewies der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz seine Bürgernähe, kam mit etlichen Bürgern ins Gespräch und schrieb sogar Autogramme für die Kinder und Enkel zu Hause.

Text: Karsten Schultheiß
Fotos: Wolfgang Dreher

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