Weltfriedenstag in Dresden. Ungerechtigkeit ist Wurzel des Fanatismus

Dresdner Bischof Joachim Reinelt: für Würde der Person sensibel sein

Pontifikalamt mit Bischof Joachim Reinelt in der Dresdener Garnisonskirche
Dresden, 12.02.2007. Auf den Fanatismus als Wurzel von Hass und Unfrieden hat der Dresdner Bischof Joachim Reinelt bei der Feier des Weltfriedenstags in Dresden hingewiesen. Vor Stammpersonal und Lehrgangsteilnehmern der Offizierschule des Heeres, Soldatinnen und Soldaten aus Standorten rund um Dresden, Politikern und Beamten der Bundeswehrverwaltung sagte Reinelt, Fanatismus sei ein Merkmal von Menschen, die ihre innere Balance verloren haben. Als eine der Wurzeln des Fanatismus benannte der katholische Bischof die Ungerechtigkeit. Zur Feier zum Weltfriedenstag hatten sich am Dienstag, 12. Februar, rund 300 Teilnehmer in der Dresdner Garnisonskirche St. Martin versammelt. In der Dienstagnacht vom 12. auf den 13. Februar vor 62 Jahren sank bei Bombenangriffen die einzigartige Dresdner Innenstadt in Schutt und Asche.

Reinelt berichtete aus seinen eigenen Erinnerungen, wie er als Junge auf der Flucht aus Schlesien aus rund einhundert Kilometern Distanz den Feuerschein des brennenden Dresden gesehen hat. Obwohl die Nazis das „furchtbare Verbrechen“ des Krieges begonnen hatten, seien ihre Kasernen nicht angegriffen worden. „Man wollte die Schönheit der Dresdner Innenstadt ausradieren“. Reinelt fragte, ob hinter diesem Bombardement wirklich nur der Wille gestanden hat, den Krieg möglichst schnell zu beenden, oder ob sich nicht auch Rache und Vergeltung beigemischt hätten.

Mit Blick auf den friedenssichernden Auftrag der Bundeswehr sagte der Bischof, in einer unausgewogenen Welt brauche es ein „starkes Gegengewicht“ gegen den Fanatismus: Menschen, die sich nicht in der Balance hielten, müssten spüren, dass sie sich „nicht einfach austoben“ können. „Frieden in uns selbst und unter uns, Gerechtigkeit in uns selbst und unter uns: Das ist die Basis der Zukunft einer immer mehr zusammenwachsenden Welt.“ Reinelt warnte, auch Militärs mit entsprechenden Ideologien im Rücken könnten unberechenbar werden: „Es ist eine Schande, dass in Darfur eine Regierung Menschen des eigenen Volkes durch eigene Soldaten vernichtet. Da ist der Fanatismus am Werk.“

Reinelt mahnte angesichts einer um sich greifenden Wettbewerbsgesellschaft zur Wachsamkeit: „Wir müssen uns um Gerechtigkeit sorgen.“ Zu Hasstiraden und Fanatismus seien oft junge Menschen fähig, die selbst Lieblosigkeit und Zurücksetzung erfahren hätten. „Wir müssen sensibel werden für diejenigen, die nicht die ersten Plätze besetzen können.“ Nicht die Leistung, sondern die Würde der einzelnen Person sei „das Erste“, sagte der Bischof.
Nach dem Gottesdienst lobte der Kommandeur des OSH, General Norbert Stier, im Foyer des modernen Lehrgebäudes das eindrucksvolle Erlebnis der Feier und die einfühlsamen Worte des Bischofs. Reinelt suchte anschließend das Gespräch mit den Soldatinnen und Soldaten. Unter den Gästen begrüßte der zuständige Leitende Katholische Militärdekan Erfurt, Hartmut Gremler, den Dresdner Bürgermeister Winfried Lehmann, die Vorsitzende der Katholischen Arbeitsgemeinschaft Soldatenbetreuung (KAS), Christa Reichard, den stellvertretenden Kommandeur des Landeskommandos Sachsen, Oberstleutnant Siegfried Schweitzer, den Chef des Nachschubbataillons 131 aus Zeithain, Oberstleutnant Andreas Stephan, sowie als Vertreter des Kommandeurs des Truppenübungsplatzes Oberlausitz Hauptmann Uwe Schuchardt.

Text und Fotos: Werner Häussner, Kompass

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Weitere Bilder
Gruppenbild mit Bischof Joachim Reinelt (oben Mitte) in der Dresdener Garnosonskirche
Beim Empfang nach dem Gottesdienst
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