Katholische Militärseelsorge beteiligt sich an der 53. Gesamtkonferenz Evangelischer Militärgeistlicher vom 14. bis 17. April 2008 in Potsdam

Grußwort zum Gästeempfang und Diskussion auf dem Podium

Auf dem Podium von links: Militärsenior DDr. Karl-Reinhart Trauner, Wien, Direktor Dr. Michael Haspel, Studienleiter in Neudietendorf, Militärdekan Dr. Dirck Ackermann vom Evangelischen Kirchenamt für die Bundeswehr in Berlin als Diskussionsleiter, Friedrich Heilmann, Vorsitzender des "Netzwerk Friedenssteuer e. V. ", Erkner, LtdWissDir i. K. Lothar Bendel, Berlin
Berlin, 17.04.08. Auf der gerade in Potsdam beendeten Gesamtkonferenz der Evangelischen Militärseelsorge unter dem Motto Aus Gottes Frieden leben - für gerechten Frieden sorgen. Die neue EKD-Friedensdenkschrift in der Diskussion sprachen auch zwei leitende Mitarbeiter des Katholischen Militärbischofsamtes in Berlin.

Zur Diskussion Umstrittener Gerechter Friede. Ist das neue Leitbild tragfähig? am 15. April war der Leitende Wissenschaftliche Direktor im Kirchendienst und Referatsleiter II, Diplom-Theologe Lothar Bendel, eingeladen.

Das Grußwort des Leiters des Katholischen Militärbischofsamtes, Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut, beim Gästeabend am 16. April dokumentieren wir im Folgenden.

Fotos: Martin Middendorf


Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut beim Grußwort
Grußwort von Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut bei der 53. Gesamtkonferenz Evangelischer Militärgeistlicher am 16.4.2008 in Potsdam

Wohl keine Definition trifft besser das, was wir in der Militärseelsorge sind und wollen, als das allbekannte "Kirche unter den Soldaten". Gerade in dieser österlichen Zeit wird uns bewusst, wie Kirche geworden ist in der Begegnung mit dem auferweckten Jesus Christus, der das Leben der Seinen von Grund auf erneuerte, der durch seinen Geist das Antlitz der Erde und der Menschen erneuert. Die Transformation also in Perfektion!

Nun müssen auch wir ehrlicherweise zugeben, dass diese Kirche nicht mehr in der Weise gefragt ist, wie es einmal gewesen ist. Darüber können Konversionen und Reversionen nicht hinwegtäuschen, wie sie ja ohne Zweifel und nachweisbar gerade im Zusammenhang der Auslandseinsätze und dem damit verbundenen engeren Kontakt der Soldatinnen und Soldaten zu den Seelsorgerinnen und Seelsorgern immer wieder "vorkommen" - evangelisch wie katholisch.

Eine Untersuchung, die der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Auftrag gegeben hat stellt nüchtern fest - ich zitiere: "Der Pragmatismus, die Technologie- und Medienaffinität und das insgesamt lustvolle wie verantwortungsbewusste Leben dieser Jugendlichen stellen Erwartungen an die Kirche(n), die sie aus jugendlicher Sicht derzeit nicht erfüllt."

Eine Feststellung, die für uns durchaus einen gewissen Reiz hat, denn genau diesen jungen Erwachsenen begegnen wir in der Militärseelsorge. Wir brauchen deshalb nicht zu klagen, sondern können die Möglichkeiten wahrnehmen, die wir als Kirche unter den Soldaten in dieser Struktur der Organisation Bundeswehr haben. Es war ja von Anfang an gewollt, dass der Arbeitsplatz des Soldaten, der Soldatin, die Kaserne, auch der Arbeitsplatz des Militärpfarrers ist. Die Dienststelle gehörte in die Kaserne, sie war nicht vor oder außerhalb der Kaserne (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Es ist nach wie vor selbstverständlich, dass wir Militärseelsorger dort sind, wo die Soldaten sind.

Und es mag evangelische wie katholische Militärseelsorge mit Stolz erfüllen, dass es bis jetzt immer gelungen ist, die Auslandseinsätze unserer Soldatinnen und Soldaten seelsorgerlich zu begleiten - und das seit den Anfängen in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

In den Soldatinnen und Soldaten begegnen uns die Menschen von heute, die so denken und handeln wie oben beschrieben. Als Staatsbürger in Uniform sind sie Teil unserer Gesellschaft und gestalten diese Gesellschaft mit. Werte, die in der Gesellschaft gelten, bestimmen ihr Leben und umgekehrt sollten die Werte, die den Soldatenberuf auszeichnen, auch in die Gesellschaft hineinwirken. Die ZDv 10/1 über die Innere Führung und die - hoffentlich auch bald zu einem für die beiden Kirchen befriedigenden Abschluss kommende - ZDv 10/4 über den Lebenskundlichen Unterricht sind da wertvolle Instrumente. Die Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger sind sich bewusst, dass sie da als "besonders qualifizierte Lehrkräfte" einen wichtigen Beitrag für die Persönlichkeitsentwicklung der Soldatinnen und Soldaten zu leisten haben.

Wir, die Verantwortlichen in der Militärseelsorge, wissen uns in der Pflicht, dass wir unsere Seelsorger und Seelsorgerinnen entsprechend ausbilden und befähigen - gerade auch in Hinsicht auf die ständig wachsenden Herausforderungen, welche die Auslandseinsätze der Bundeswehr für die Soldatinnen, Soldaten, Soldatenfamilien und -angehörigen mit sich bringen.

Das Thema dieser Gesamtkonferenz basiert auf der Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands "Aus Gottes Frieden leben - für gerechten Frieden sorgen". Es ist das Anliegen unserer beiden Kirchen, die Verantwortung für den Frieden immer wieder bewusst zu machen. Die friedensethischen Stellungnahmen der katholischen und evangelischen Kirche zeigen deutlich, dass eine christliche Friedensethik entstanden ist, die sich am Leitbegriff des gerechten Friedens orientiert. Wir Militärseelsorger machen aber auch gemeinsam die Erfahrung, wie schwierig und mühsam es ist, die Sache des gerechten Friedens in die Herzen von Menschen hineinzubringen, die um sich selbst kreisen, den Frieden nur mit sich selbst schließen, aber nicht mit den Mitmenschen und Gottes Schöpfung.

Es gibt viel zu tun. Ich wünsche Ihnen und uns allen dazu Gottes Segen.

zurück   oben