Militärseelsorge bei UNIFIL - ein ruhiger "Hafen" im EinsatzMilitärdekan aus Kiel auf See und an Land | Gottesdienst mit Militärdekan Kaufmann auf dem Tender Elbe | Limassol, Zypern, 30. 10.2008. Im Oktober besuchte wiederum ein Militärseelsorger die Soldaten und Soldatinnen, die im UNIFIL-Einsatz vor der Küste des Libanon ihren Dienst leisten. Der katholische Militärdekan Georg Kaufmann ist nicht zuletzt auf Wunsch des derzeitigen Kommandeurs des Einsatzkontingents UNIFIL im Mittelmeer. Die Größe des Kontingents sowie die militärseelsorgliche Personallage ermöglichen leider keine Dauerpräsenz der Militärseelsorge vor Ort. Daher ist der Besuch eines Militärpfarrers in regelmäßigen Abständen besonders wichtig und willkommen.
Der Militärseelsorger ist ein nicht wegzudenkender Bestandteil der Betreuung von Soldaten vor Ort. Fernab der Heimat ergeben sich Sorgen und Nöte unterschiedlichster Art. Die Trennung von Familie und Freunden führt nicht selten zu Konflikten mit den Daheimgebliebenen. Auch Krankheit oder sogar Tod eines geliebten, aber weit entfernten Menschen sind Schicksalsschläge, bei denen die Soldaten eine besondere Fürsorge und Betreuung benötigen.
Natürlich helfen Seelsorger nicht nur bei schlimmen Ereignissen; zum Glück sind es oft die kleinen Dinge, die Menschen wie Militärdekan Kaufmann so unabkömmlich machen. Wann immer es geistliche Themen oder Sorgen unter den Soldaten gibt, versucht er Wege und Lösungen für alle Beteiligten aufzuzeigen. "Diese Betreuung ist wichtig. Der Militärdekan bringt Besinnlichkeit mit an Bord und ist ein ständiger Ansprechpartner", sagt einer der Marinesoldaten, der sich selbst nicht als christlich bezeichnen würde. "Die Militärseelsorge im Einsatz ist für mich genauso wichtig, wie die medizinische Versorgung. Es kommen gerade auch im Einsatz Glaubensfragen und Themen auf, die durch Vorgesetzte und Kameraden alleine nicht erschöpfend besprochen werden können", so Fregattenkapitän Otto Ciliax, der Kommandeur des Einsatzkontingentes.
| Beim Gottesdienst | Seelsorger helfen bei der Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben, wo immer es von Nöten ist. Dennoch soll keiner hierdurch bekehrt werden. Für jeden, egal welchen Glaubens, ist ein offenes Ohr da. "Mein Einsatz ist die Schwätzfront!", nennt Militärdekan Georg Kaufmann seinen Auftrag. Egal ob ein Soldat das Gespräch und die Diskussion sucht oder einfach mal "Dampf ablassen" muss: Immer nimmt er sich die Zeit, die dafür gebraucht wird. Vieles, was im Einsatz erlebt wird, kann so gut verarbeitet werden.
Selbstverständlich halten die Seelsorger auch im Einsatz Messen und andere Gottesdienste. Diese sind sehr ökumenisch gehalten, damit sich alle Soldaten eingeladen fühlen. Auch hier, allerdings im religiösen Umfeld, steht die kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft im Vordergrund. Ein Gottesdienst an Bord wäre wohl keiner, wenn im Anschluss kein "Kirchencocktail" stattfinden würde. Das heißt: die Teilnehmer bleiben nach der Feierlichkeit zusammen, um sich über das Gesagte oder einfach über "Gott und die Welt" auszutauschen, bevor es wieder mit der Bordroutine weiter geht.
Ein weiterer Bestandteil der Arbeit der Militärseelsorger sind die Lebenskundlichen Unterrichte, die unabhängig vom Glauben abgehalten werden. Dabei geht es vor allem um eine kritische Auseinandersetzung mit Werten und Normen unserer Gesellschaft und um das Kennenlernen und Verstehen anderer Religionen. Die Soldaten sollen verstehen, aber auch hinterfragen, wofür sie dienen. So erkennen sie, welchen Einfluss die Religion im Einsatzland auf die dortigen Konflikte hat. Nicht immer finden diese Unterrichte an Bord statt. Auch Bildungsveranstaltungen an kulturellen Gedenkstätten vor Ort gehören dazu, was für viele eine willkommene Abwechslung darstellt.
Die Geschichte und Kultur Zyperns, mit Schwerpunkt auf dem aktuellen türkisch-zypriotischen Konflikt, war zum Beispiel eines der Themen von Militärdekan Georg Kaufmann. Dazu wurden Originaltöne Betroffener gehört. Außerdem war der Besuch einer orthodoxen Bischofskirche in Limassol in den Unterricht eingebettet. Dort erklärte er zusammen mit einer orthodoxen Christin die Besonderheiten dieser Glaubensrichtung.
Text und Fotos:
Pressestelle Limassol Weitere Bilder | Lebenskundlicher Unterricht auf dem Tender Elbe mit Militärdekan Kaufmann |
| | Besuch in der orthodoxen Bischofskirche in Limassol |
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