Neu im Buchhandel: Intervention im Kongo. Eine kritische Analyse der Befriedungspolitik von UN und EUHeinz-Gerhard Justenhoven, Hans-Georg Ehrhart (Hrsg.) | | Hamburg, 03.11.2008. Josef König, Chefredakteur der Zeitschrift "Kompass. Soldat in Welt und Kirche", interviewte PD Dr. Heinz Gerhard Justenhoven zu dem Mitte November im Buchhandel erscheinenden Buch "Intervention im Kongo. Eine kritische Analyse der Befriedungspolitik von UN und EU"
Kompass. Soldat in Welt und Kirche: Zusammen mit Dr. Hans-Georg Ehrhart, dem Leiter des Zentrums für Europäische Friedens- und Sicherheitsstudien am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) geben Sie als Direktor des Institutes für Theologie und Frieden (ithf) Ende November ein Buch unter dem Titel "Intervention im Kongo" heraus, welches der Fragestellung nachgeht, ob die der Befriedungsintervention von EUFOR RD Congo im Rahmen der UN-Mission MONUC zugrunde liegenden Interessen und Ziele ethisch verantwortbar sind. Mit welchen Antworten ist auf diese ethische Fragestellung in diesem Buch zu rechnen?
PD Dr. Heinz Gerhard Justenhoven: Wir arbeiten eine Reihe von ethischen Problemen der Kongo-Mission heraus: Die Staatengemeinschaft wollte mit der Absicherung der Wahlen dem Land eine friedliche Zukunft eröffnen helfen. Aber im Ostkongo herrschte die ganze Zeit latenter Krieg, der jetzt wieder aufgebrochen ist. Niemand wollte die erforderlichen Mittel aufbringen, dieses Problem zu lösen. Die EU hat eine eigene Mission aufgestellt, anstatt sich in die UN-Mission einzugliedern: Paris wollte die Handlungsfähigkeit der EU-Sicherheitspolitik demonstrieren. Berlin hatte das vorrangige Interesse, kein Risiko einzugehen und die öffentliche Auseinandersetzung unter Kontrolle zu halten: Daher wurden die deutschen Soldaten vorzeitig zurück beordert.
Kompass. Soldat in Welt und Kirche: Nun hat sich die aktuelle Situation im Kongo, gerade mit Blick auf die dortige Bevölkerung nicht wesentlich seit dem Ausgang und Ende der damaligen Wahlen verbessert. Können mit Blick auf zukünftige, und vielleicht ähnlich begründete und motivierte Interventionen Lehren gezogen werden?
PD Dr. Heinz Gerhard Justenhoven: Zuerst müssen wir uns von der Idee verabschieden, Länder wie Kongo oder Afghanistan könnten in wenigen Jahren in eine rechtsstattliche Demokratie westlichen Musters überleitet werden. Aus der Entwicklungspolitik kommt die Forderung nach "ownership": Nur wenn die Bevölkerung und die herrschenden Eliten sich ein politisches Konzept zu Eigen machen, hat es Chancen auf Realisierung. Und solche Prozesse dauern offenkundig länger als 5 Jahre.
Das Interview führte Josef König
Heinz-Gerhard Justenhoven, Hans-Georg Ehrhart (Hrsg.)
Intervention im Kongo. Eine kritische Analyse der Befriedungspolitik von UN und EU
Beiträge zur Friedensethik. Kohlhammer Verlag, Stuttgart
ISBN-Nr. 978-3-17-020781-3
24 .- € |