Ökumenischer Gottesdienst unter dem Kreuz des Monte Cristo ReyMitglieder der deutschen katholischen und evangelischen Militärgemeinde Fort Bliss wanderten zur Christusstatue des 1400m hohen Berges | | El Paso, Texas USA, 09.11.2008.
Die vom Glauben geprägte Vergangenheit des Berges
Angeregt worden war der Bau der Skulptur auf dem "Christkönigsberg" von Father Lourdes Costa, einem einheimischen Priester, in einer Zeit schwerer Christenverfolgung in Mexiko. Es begann 1934 mit dem Bau des befahrbaren Weges zum Gipfel, die Erstellung des Fundamentes erfolgte 1937. Nach zweijähriger Bauzeit konnte im Oktober 1939 die 11m hohe Christusstatue an dem 14m emporragenden Kreuz ihrer Bestimmung übergeben werden, berichtete Rodolfo Garcia, vom Mt. Cristo Rey Restoration - Committee. Einst wurde das Kreuz als ein Bollwerk gegen Verfolgung und Kommunismus geweiht. Ganz in der Nähe, zu Füssen der Franklin Mountains bei Fort Bliss, erhielten und erhalten amerikanische Soldatinnen und Soldaten die Ausbildung für militärische Auseinandersetzungen, damals, in den 1930er und 40er Jahren gegen Deutschland und Japan, heute für die alliierten Einsätze auf dem Balkan, in Afghanistan sowie dem Irak. Während dieser Konfrontationen beteten und beten oben zu Fuße des Kreuzes, Mütter und Väter, Schwestern und Brüder um den Schutz Gottes für die Frauen und Männer im militärischen Einsatz. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges ist der Monte Cristo Rey mit dem Kreuz auf dem Gipfel ein Symbol des Friedens im Länderdreieck der US-amerikanischen Bundesstaaten Texas und Neu Mexiko sowie dem Land Mexiko.
Die Militärseelsorge der Bundeswehr in Fort Bliss hat mit ihren beiden Gemeinden zu dem Berg als christlichem Wahrzeichen eine enge Bindung. Schon seit vielen Jahren pilgern Bundeswehrangehörige mit ihren Familien zum Berggipfel, um dort den ökumenischen Gottesdienst zu feiern. Auch zur Karfreitagsliturgie, die man mit vielen tausenden Einheimischen an den Kreuzwegstationen des Berges betet, lädt die katholische Militärseelsorge des deutschen Standortes jährlich ein.
Trommelklänge der Matachines- Indianer und deutsche Lieder zur Gitarre
So war es dann auch am 9. November diesen Jahres, als Pater Simeon, der katholische Militärpfarrer und sein evangelischer Kollege, Militärpfarrer Friedrich Rieke, die insgesamt 65 Angehörigen der Bundeswehr am Fuße des Berges begrüßten, bevor man zum Gipfel aufstieg. Es war für alle Beteiligten beeindruckend, als man den Berggipfel erreichte und in der klaren Luft unter dem blauen Himmel in das Tal zwischen Amerika und Mexiko hinabschaute, in dem der Rio Grande zwischen den beiden Nationen den Grenzverlauf markiert und der legendäre Camino Real, der alte Königsweg aus spanischer Kolonialzeit, den Fluss überquerte. Es herrschte eine interessante Stimmung während des Gottesdienstes, als aus dem Tal der Anapra auf mexikanischer Seite zur Ehre "Unserer lieben Frau von Guadalupe", die Trommelklänge der Matachita-Indianer herauf klangen und parallel dazu die deutschen Lieder, begleitet auf der Gitarre von Oberleutnant Udo Schlesag, ins Tal herunter schallten.
Mit dem Vortrag der Lesung aus dem Buch Exodus beteiligte sich der Kommandeur des Luftwaffenkommandos USA/Kanada, Oberst Michael Kuhn, als Lektor an der Gestaltung des Gottesdienstes. Pfarrer Rieke hatte als roten Faden seiner Predigt die 10 Gebote ausgewählt, die ja auf einem Berg dem Volk Israel übergeben worden waren. Pater Simeon und Mitglieder der Gottesdienstgemeinde erinnerten während der Fürbitten auch an das 70 Jahre zurückliegende Ereignis der Pogromnacht vom 9. November 1939 und schlossen die Opfer in das Gebet mit ein. Ebenfalls gedachte man der Maueröffnung vor 19 Jahren, mit der am 9. November 1989 der Beginn der Wiedervereinigung Deutschlands eingeläutet wurde.
Die Realisierung einer Vision
Father Lourdes Costa war es in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts, der seine Vision, eine Christusstatue auf dem Gipfel des Berges zu errichten, verwirklichte. Dabei half ihm sein Freund Urbici Soler, ein Spanier, der in München Bildhauerei studiert hatte. Zur Erinnerung an die Hoffnung und die Verantwortung, die jedem Menschen gegeben ist, sollte der gekreuzigte Christus auf die von Armut geplagten Menschen der Anapra in Mexiko und von El Paso herabschauen.
Es war sicher auch ganz im Sinne von Father Costa, zu sehen, wie deutsche Christen unter seinem Kreuz bei einem Gottesdienst die Seelenstärke und anschließend bei einem guten rustikalen Frühstück die leiblichen Kräfte mobilisieren konnten.
Fotos und Text: Engelbert Morawietz |