Grußwort von Militärgeneralvikar Wakenhut auf der 54. Gesamtkonferenz Evangelischer Militärgeistlicher am 11.3.09 in Bad Honnef

Prälat Walter Wakenhut erinnert an den gemeinsamen Studientag der beiden Militärbischöfe am 5.3.09 in Berlin

Prälat Wakenhut bei seinem Statement im Bonhoeffer-Haus am 5. März. Links Militärgeneraldekan Dr. Peter Brandt
Bad Honnef, 11.03.2009. "... Als erstes darf ich ihnen die besten Grüße und Wünsche unseres Militärbischofs Dr. Walter Mixa überbringen. Ich sage herzlichen Dank für diese Einladung zum Gästeabend bei ihrer Gesamtkonferenz und die Gelegenheit des Grußwortes. Gibt dieses doch die Chance, uns unseres gemeinsamen Anliegens "Kirche unter den Soldaten" zu versichern. Am vergangenen Donnerstag haben wir gemeinsam - und ich denke sehr erfolgreich - einen Studientag "Ethische Bildung in den Streitkräften" veranstaltet. Anlass war und ist die neue ZDv 10/4, deren Herausforderung wir uns gemeinsam stellen müssen.

Lassen sie mich dazu einige Anmerkungen machen: Diese neue ZDv macht uns unsere gemeinsame Verantwortung für die ethische Bildung in den Streitkräften bewusst. Sicher - wir sind hier auf einem Feld, das wir seit fünfzig Jahren gemeinsam bestellt und beackert haben. Im Wissen, dass die moralischen und seelischen Kräfte mehr noch als fachliches Wissen den Wert des Soldaten und der Soldatin bestimmen - so ein beliebtes Zitat aus der alten ZDv 66/2 - haben die evangelische wie die katholische Militärseelsorge im Lebenskundlichen Unterricht Impulse zur Gewissensbildung gegeben.

Die Vorgänger-ZDv 66/2 ging allerdings noch von einer konfessionell getrennten Erteilung des Lebenskundlichen Unterrichts aus. Je nach Region war so der eine oder der andere Teil der Militärseelsorge mehr oder weniger belastet. Und manche Spuren - wenn auch sehr verschwommen - aus diesen Zeiten haben sich ja durchaus gehalten - zumindest in den Köpfen.

Jetzt ist uns der Lebenskundliche Unterricht als berufsethische Qualifikationsmaßnahme als gemeinsame Aufgabe übertragen (im Bedarfsfall können auch andere, qualifizierte Lehrkräfte eingesetzt werden). Es kommt also auf eine gute Absprache hinsichtlich der Inhalte und der Organisation an. Wir werden unsere Pfarrer, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten entsprechend anweisen und verpflichten und ich kann sie hier nur bitten, in einem Klima der Geschwisterlichkeit die guten Möglichkeiten zu nutzen, die uns diese neue Vorschrift gibt. Wir können damit in einer Zeit von immer wieder auftretenden ökumenischen Verwerfungen ein deutliches Zeichen der Einheit setzen, zu der uns unser Herr Jesus Christus verpflichtet.

Eine wesentliche Neuerung ist auch die verpflichtende Teilnahme aller Soldatinnen und Soldaten an diesem Unterricht. Es ist deshalb eine zentrale Aufgabe für uns, diese "alle" auch zu kennen, die Milieus zu erkunden, aus denen die Frauen und Männer in die Bundeswehr kommen.

Das Podium des Studientags zum Lebenskundlichen Unterricht in Berlin
In einer ja nicht nur religiös pluralen, sondern bereits weithin säkularisierten und entchristlichten Gesellschaft kommt dem Wissen darum, wie nun diese "alle" denken, reden und handeln, erhöhte Bedeutung zu. Welche Einstellungen und Erwartungen an Religion und Kirche sind vorhanden, welche grundlegenden Wertorientierungen herrschen vor, welche Kommunikationsformen werden geprägt, welche ästhetischen Stile prägen diese Milieus?

Die Deutsche Bischofskonferenz hat in der Sinus-Milieu-Studie vor einigen Jahren belastbare Daten über diese unterschiedlichsten Milieus erhoben, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend hat dieselbe dann in Kooperation mit Misereor auf die junge Generation übertragen. Wir - die katholische Militärseelsorge - überlegen zur Zeit eine derartige Milieustudie für die Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr durchzuführen, um damit auch in der Kirche unter den Soldaten verlässliche Daten für unsere Arbeit - gerade auch für den Lebenskundlichen Unterricht mit und für alle Soldaten - zu haben. Die Gefahr, aneinander vorbeizureden oder gar über einen hinweg zu reden, wird dadurch wesentlich minimiert. Themen und Methodik des Lebenskundlichen Unterrichts können dann auch die notwendige milieuspezifische Ausrichtung erhalten.

Wir erhalten so auch die in der vergangenen Woche beim Studientag wiederholt geforderte Aktualität und sind in diesem Sinne dann auch in der Lage, neue, innovative Wege zu gehen, um den jeweiligen Ansprüchen und Milieus gerecht zu werden. Das ist aber Zukunftsmusik, zunächst kommt es darauf an, dass wir die uns nun gebotenen Möglichkeiten gemeinsam anpacken. Und ich sehe das, dass im Bedarfsfall auch andere Lehrkräfte eingestellt werden können, durchaus als sportliche Herausforderung: Je besser wir sind, umso wenige wird die Forderung nach eben diesen erhoben werden.

Wir können unseren Auftrag nur ausführen, weil wir uns getragen wissen von dem uns Christen und im letzten auch unseren Staat gemeinsamen Wertekonsens, der in der christlich-jüdischen, abendländischen Tradition gründet. Menschenwürde und Menschenrechte erklären sich nicht aus sich selbst, sie brauchen ein Fundament, das alle in gleicher Weise trägt und verpflichtet.
In der Hoffnung auf eine weiterhin gute Ökumene in der Kirche unter den Soldaten danke ich ihnen für ihre Aufmerksamkeit und wünsche einen schönen Abend."

Militärgeneralvikar Walter Wakenhut, Apostolischer Protonotar

Fotos: Josef König

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