Pater Anselm Grün im Gespräch mit Offizieren

München, 12. 03. 2009. Der Cellerar der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, P. Dr. Anselm Grün OSB, ist eine Institution - ebenso wie die seit vielen Jahren unverändert sehr stark besuchten Offizier-Arbeitsgemeinschaften in der Kath. Akademie im Kardinal-Wendel-Haus in München-Schwabing. P. Grün gehört zu den meistgedruckten und -zitierten christlichen Autoren der Gegenwart. Seine Schriften richten sich an der Spiritualität des hl. Benedikt, dem Ordensgründer, sowie dessen bis heute gültigen und wirksamen Hauptwerkes, der berühmten Benediktusregel aus. In 30 Jahren schrieb er ca. 300 Bücher, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt und weltweit verbreitet wurden. P. Anselm Grün ist nicht nur als Autor, sondern ebenso als Vortragsredner weithin gefragt und gesucht.

Am 12.03.09 hielt P. Anselm Grün auf Einladung des Leitenden Militärdekans, Msgr. Bartmann, vor einem vollen Saal einen Vortrag zu einem für jeden militärischen Führer existenziellen Thema. In einem seiner zahlreichen Bücher „Menschen führen - Leben wecken“ hat er sich bereits damit eingehend damit befasst.

Der beeindruckende Vortrag baute auf der vor ca. 1500 Jahren verfassten Regel des hl. Benedikt von Nursia auf, die zunächst für die Mönche seines Klosters und ihre Lebensführung bestimmt war, aber von bleibender Gültigkeit und nach wie vor für viele, so auch für die Führungskräfte der Bundeswehr anwendbar ist.

P.Anselm lehrt uns mit den Regeln des hl. Benedikt die zeitlos gültigen Grundprinzipien von Lebenskunst und Menschenführung. Dabei vermittelt er viel von seinem authentischen Lebensgefühl, greift auch auf fundierte Kenntnisse der Psychologie und Theologie zurück und trifft eindringlich die Erwartungen und Emotionen der Zuhörer. In den ihm eigenen markanten, verständlichen Impulsen erscheint dem Hörer das Leben mit seinen vielschichtigen Anforderungen leichter zu bewältigen. P. Anselm vermied es in seiner unaufdringlichen Art, keine seiner Lebensweisheiten aufzudrängen, die aber immer auf einem tiefen Glauben beruhen - und er gaukelte auch keine heile Welt vor. Er will schlicht „Leben wecken“.

von links: Pater Anselm Grün OSB und Leitender Militärdekan Msgr. Reinhold Bartmann im Gespräch
Das Abtskapitel der Regel formuliert strenge Anforderungen an die für dieses Amt zu fordernden Eigenschaften (Er soll das Maß nicht überschreiten, nicht zuviel arbeiten, zu streng sein, zu genau, zu schnell.) Mit einem „zuviel“ würde der Vorgesetzte seine Mitarbeiter entmutigen. Als Grundvoraussetzung für sein Amt muss der Abt schon in seiner eigenen Persönlichkeit das rechte Maß finden. Auch bei jedem von uns kommt es auf das richtige Maß im Leben an, sei es nun das Zeitmaß oder die Erwartungen, die andere an uns stellen. Wo möglich, so die Empfehlung, entziehe man sich den Erwartungen, die andere an einen stellen. Ein Grundprinzip lautet also: Lebe selbst, und lasse dich nicht von äußerem Druck bestimmen. Denn gegen das eigene Wesen zu leben macht krank. Man muss also auch den Mut besitzen, zu sich selbst zu stehen.

P. Anselm rief in seinem Vortrag eindringlich in Erinnerung, dass Führer immer wieder auch Geführte sind. Weiterhin tragen alle nicht nur Verantwortung dafür, wie wir führen, sondern auch wie wir uns führen lassen. Rechtes Dienen ist also ist nur unter Selbstschutz und mit viel innerer Freiheit möglich. Insbesondere aber bedeutet führen, eine menschliche Sprache zu sprechen und dafür Sorge zu tragen, dass jeder Mitarbeiter aufrecht nach Hause gehen kann und keine Angst und Depressionen am Arbeitsplatz entwickelt.

Zum Abschluss seines Vortrages berührte P. Anselm das Thema der Schuld, die immer wieder auch bei der Menschenführung entsteht. Mit einem belastenden und anklagenden Gewissen gilt es für jeden hinabzusteigen in die eigene Menschlichkeit und das Faktum anzunehmen, dass keiner von uns eine „weiße Weste“ hat. Mit Schuld können wir alle nur leben, wenn man mit sich und anderen barmherzig ist.

Ina Herrmann

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