Gottes Natur erfahren

Motorrad-Wallfahrt durch die Schweiz nach Frankreich und zurück nach Deutschland

Emblem der Motorradwallfahrt 2009 nach Lourdes
Lourdes / Badenweiler, 02.06.2009. In Lourdes am Fuße der Pyrenäen befindet sich einer der größten Marien-Wallfahrtsorte der Katholiken. Jedes Jahr pilgern zehntausende Menschen dorthin, um Gott zu ehren und mit der Mutter Gottes Zwiesprache zu halten.

Für viele Soldaten war die dieses Jahr zum 51. Mal durchgeführte Internationale Soldatenwallfahrt wieder einmal ein besonderes Ereignis. Die Pilger kamen mit Zug, Auto und Flugzeug, aber auch mit dem Motorrad. Bereits zum 5. Mal machten sich Angehörige der Bundeswehr mit ihren Motorrädern aus einem Dutzend Standorten ganz Deutschlands auf den Weg, um eine Pilgerreise der besonderen Art durchzuführen.

Vom hohen Norden aus Leer, dem Osten aus Berlin, dem Westen aus Köln und dem Süden aus Fürstenfeldbruck trafen sich insgesamt zwölf begeisterte Motorradfahrer in Badenweiler, um ihr Hobby mit einer Wallfahrt zu verbinden. Um diesem Gedanken zu unterstützen, wurde die Gruppe durch Dekan Dr. Anton Tischinger begleitet, den Katholischen Militärseelsorger an der Universität der Bundeswehr München.

Auch durch den gemeinsamen Beginn und Abschluss eines jeden Tages durch Dekan Dr. Tischinger wurde ein Rahmen geschaffen, in dem sich die Gruppe im gemeinsamen Glauben finden konnte. Bereits die Planung von Hin- und Rückreise war von der Idee getragen, auf den Besuch Lourdes vor- bzw. ihn nachzubereiten. Folgerichtig führte die Strecke über verschiedene Wallfahrtsorte.

Die Motorräder vor der Wallfahrtskirche Notre-Dame in Berlens
Der Hinweg durch die Schweiz

Berlens in der Schweiz bildete mit der Kirche Notre-Dame als Kern der Wallfahrtsstätte Notre-Dame-de-l’Epine den ersten Anlaufpunkt. Nach der Übernachtung in Annemasse, östlich von Genf, führte die Strecke durch die westlichen Voralpen über kurvige Straßen und Spitzkehren zum Col du Granier und durch die beeindruckende Schlucht Gorges de la Bourne nach Le-Puy-en-Velay. Mit einem Besuch in der großen Kathedrale des Ortes, einem zentralen Punkt des Jakobs-Pilgerweges nach Santiago de Compostela, und einer Rundfahrt durch die Stadt mit einen Blick auf die 16m hohe Marienstatue, die auf einem erloschenen Vulkankegel errichtet wurde, begann der dritte Tag.

Die wunderschöne Landschaft bot nicht nur für die Fahrt Anreize, sondern eröffnete uns auch die Möglichkeit, einen stimmungsvollen Gottesdienst im Freien zu feiern. Conques, ebenfalls eine Station des Pilgerwegs nach Santiago de Compostela, bildete einen weiteren Höhepunkt. Seinen Abschluss fand der Tag in Albi.

Schlechtes Wetter drückte für die letzte Etappe etwas auf die Stimmung. Nach der Besichtigung der Kathedrale von Albi, einem imposanten Backsteinbau, führte der Weg in 6-stündigem Dauerregen nach Lourdes.

Am Ziel angekommen

In Lourdes übernachtete die Motorradgruppe wie viele andere Pilger auch im Zeltlager, das durch ein Vorkommando aufgebaut worden war. An den Gottesdiensten und Feierlichkeiten der internationalen Soldatenwallfahrt nahmen wir mit den übrigen Pilgern gemeinsam teil. Die internationalen Veranstaltungen im heiligen Bezirk von Lourdes, aber auch die Begegnungen und der Austausch mit den anderen Wallfahrern waren besonders eindrückliche und bewegende Erlebnisse.

Am Samstagmittag besuchte Militärbischof Dr. Walter Mixa nicht nur das Internationale Zeltlager, sondern auch die kleine Pilgergruppe, die ihre „Maschinen“ und Helme extra aufgereiht hatte. Nach einem Violin-Ständchen von einem der mitgereisten Soldaten segnete der Bischof sowohl die Teilnehmer als auch ihre Fahrzeuge und speziell angefertigte weiß-blaue Pilgerkreuze. Abschließend ließ er sich die Route und die einzelnen Orte auf dem Weg erläutern.

Die Motorräder vor der Wallfahrtskirche Notre-Dame in Berlens
Rückweg über Nevers

Auch die Rückreise war als wesentlicher Bestandteil der Wallfahrt geplant. Am Morgen des 20. Mai machten wir uns also wieder auf, Gottes Natur zu erfahren. Zunächst ging es bei schmuddeligem Wetter in Richtung Rocamadour, dass nicht nur für seine Wallfahrtskapelle, in der im Mittelalter für weltliche Untaten gebüßt wurde, sondern auch für seinen Käse bekannt ist. Das eindrucksvoll in eine Felswand gebaute zeitgeschichtliche Dokument lud zum Verweilen ein, während sich endlich die Sonne zeigte. Übernachtet wurde an diesem Tag in Brive.

Der folgende Tag wurde zur Durchquerung des Zentralmassivs genutzt, dessen schmale kurvige Straßen besonderes Fahrgeschick erforderte. Herrliche Ausblicke auf das Tal der Dordogne versüßte die Fahrt. Nevers – das Ziel der Etappe – ist die Stätte, an der die heilige Bernadette Soubirous nach ihren Marienerscheinungen in Lourdes als Nonne in einem Kloster lebte und starb.

Nach der Übernachtung in dieser Stadt feierten wir am nächsten Morgen in der Klosterkirche am Sarg der heiligen Bernadette einen eindrücklichen Gottesdienst, der den Gedanken der Wallfahrt noch zu verstärken vermochte. Anschließend wurde bei bestem Wetter die fahrerisch anspruchsvolle Strecke nach Vesoul gemeistert. Die Aussage eines Teilnehmers: „Hier fresse ich so viele Kurven wie nie zuvor“, gewann an diesem Tag besondere Bedeutung.

Abschluss auf dem Odilienberg

Am letzten Tag der Wallfahrt führte die Strecke über den Grand Ballon d’Alsace und den Vogesen-Hauptkamm auf den Odilienberg. Hier befindet sich das Kloster der heiligen Odilia, zu dem Kranke aus Nah und Fern zur Linderung von Augenleiden pilgern. An diesem Ort feierten wir einen bewegenden Abschlussgottesdienst, ließen die Wallfahrt Revue passieren und die Pilgerreise mit einem gemeinsamen Abendessen ausklingen.

Eine Wiederholung dieses besonderen Pilgererlebnisses mit dem Motorrad ist von uns auch für das Jahr 2010 geplant.

Text: Die Motorradgruppe
Fotos: Dieter Bohnert, Joachim Katz, Kompass / Jörg Volpers

zurück   oben

Weitere Bilder
Routen der Hin- und Rücktour
Militärbischof Mixa segnet die Motorradgruppe mit Militärdekan Tischinger im Zeltlager.
Oberstleutnant Baltes mit Militärbischof Dr. Walter Mixa beim Segnen der Pilgerkreuze
Gottesdienst im Freien
zurück   oben