Ehe, Partnerschaft und Familie im Spannungsfeld gesellschaftlicher WirklichkeitenStudienwoche für Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt | Führung auf der Willibaldsburg bei Eichstätt | Berlin, 29.09.2009. „Ich sprüh’s an jede Wand – neue Männer braucht das Land.“ Was 1982 die Musikerin Ina Deter vehement forderte, wird seit ca. fünfzehn Jahren in Deutschland und Österreich systematisch untersucht.
Nach der Studie „Männer im Aufbruch“ von Professor Paul Zulehner wird in der Folgestudie besonderes Augenmerk auf die familiäre Lebenswelt von Männern, deren Spiritualität, Religion und kirchliche Orientierung gelegt. Ob es die sogenannten „modernen Männer“ wirklich gibt, in deren Partnerschaft die Frauen gleichberechtigt und häufig berufstätig sind, sie sich mit um die Kinder kümmern, Elternzeit in Anspruch nehmen und auch im Haushalt mithelfen, verriet den Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Weiterbildung „Spektrum Familie“ der Co-Autor der Studie „Männer in Bewegung“, Rainer Volz.
„Je öfter jemand betet, desto höher ist die Kinderzahl.“
Keine abenteuerliche Interpretation der katholischen Morallehre, sondern statistische Auswertungen aus dem Jahre 2007 (Religionsmonitor 2008, hrsg. von der Bertelsmann-Stiftung). Während hier Fülle und Form der zugrunde gelegten Daten die elf Pastoralreferentinnen, -referenten, Militärpfarrer und Mitarbeiter des „Zentralinstituts für Ehe und Familie in der Gesellschaft“ (ZFG) überzeugte, überwog gegenüber Erhebung und Interpretation der „Sinus-Milieu-Studie“ Skepsis. Dr. Bernhard Wunder aus dem Generalvikariat der Erzdiözese Köln stellte mit der „Pastoral-Ästhetik“ ein praktisches Instrument zu den Ergebnissen dieser Studie für die Pfarrgemeinden vor.
Binationale Paare
Als erstes Bistum in Deutschland widmete sich die Erzdiözese München-Freising den zunehmenden Freundschaften und Ehen zwischen muslimischen und christlichen Frauen und Männern. Seit zehn Jahren können dort Paare aus verschiedenen Kulturkreisen und Religionen miteinander ins Gespräch kommen, werden auf mögliche Konfliktfelder vorbereitet und auf Wunsch auch weiter begleitet. Elisabeth Hausa, Pastoralreferentin und Eheberaterin, referierte über ihre Arbeit mit binationalen Paaren.
Medien und Gewalt
Dass übermäßiger Fernsehkonsum besonders junge Menschen unkonzentriert machen kann, ahnten die meisten Zuhörinnen und Zuhörer bereits. Doch nicht jedes „Ballerspiel“ am Computer führe automatische zu einem erhöhten Aggressionspotential bei Jugendlichen. Leider seien sich aber auch die Experten keineswegs einig, so der Referent Dr. Christoph Zölch, ob und inwieweit exzessive Mediennutzung die Persönlichkeit von Kindern wirklich verändere. Eine verantwortliche Begleitung und Aufsicht durch die Eltern ist jedoch unbestritten notwendig.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Neben Religion und Familienkultur wurde der Fokus in dieser Woche besonders auf mögliche oder misslingende Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelegt. Aus der praktischen Erfahrung heraus wiesen die Seelsorgerinnen und Seelsorger auf den großen Bedarf an Kinderbetreuung in den Standorten hin und kritisierten, dass die theoretische Konzeption über die Vereinbarkeit von Familie und Dienst in der Truppe zu wenig umgesetzt wird und sehr häufig die dazu nötigen finanziellen Mittel fehlten. Bei der militärischen Gleichstellungsbeauftragten des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg), Hauptbootsmann Daniela Klante, rannten sie da freilich offene Türen ein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten anschließend mit dem Job- und Personalcoach Jürgen Grießbeck über die Folgen einer nicht gelungenen „work-life-balance“, die bis zum berüchtigten „Burnout“ führen kann.
Weiterbildung „Spektrum Familie“
Die Weiterbildung „Spektrum Familie“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Katholischen Militärbischofsamt und dem ZFG der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Sie umfasst vier über zwei Jahre verteilte Präsenzstudienwochen. Nach Anfertigung einer Hausarbeit schließen die Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger mit einem Zertifikat zur Ehe-, Partnerschafts- und Familienseelsorge (EPF) ab.
Text: Petra Hammann
Fotos: Robert Bömelburg Weitere Bilder | Blick auf das Kloster St. Walburg mit Stadtmauer |
| | Erläuterungen in der Frauenbergkapelle |
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