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Glaube - Hoffnung - Liebe: unser Weg zu GottWas glaubt, wer glaubt, und wem? | | Eine Antwort auf diese Frage muss zunächst zwei Extreme gewärtigen: Ich glaube nur, was ich sehe, und: Jeder glaubt doch an was.
Die erste Aussage ist eine ziemlich verbreitete, aber auch ziemlich beschränkte. Denn es ist eben das Besondere des Glaubens, nicht selbst einzusehen. Wer aber eine Sache unmittelbar einsehen kann, der glaubt schlicht nicht.
Die andere Aussage führt uns auch nicht zu dem, was Christen unter Glauben verstehen. Denn das Bündel an Überzeugungen, das unsere Lebenspraxis orientiert, ist weder nach Ursprung noch nach Inhalt einfach deckungsgleich mit dem, was christlicher Glaube meint. Wahr ist daran aber immerhin, dass jede Art von Weltanschauung - auch die atheistische - Sache persönlicher Deutung ist und nie einfach die Hinnahme des bloß Faktischen.
Trotzdem: Ist zwischen Wissen und Meinen überhaupt noch Platz für den Glauben? Nähern wir uns der Antwort darauf über die Sprache. Im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm heißt es: "Glauben heißt, Vertrauen zur Wahrheit einer Aussage ohne eigene Einsicht in den Sachverhalt haben." Damit ist eigentlich bereits alles wesentliche gesagt.
Vertrauen: Der, der weiß, hat es nur mit Sachverhalten zu tun. Der Glaube darüber hinaus immer aber mit Personen. Dem, der glaubt, und dem, dem geglaubt wird. Im Falle des religiösen Glaubens ist dies Gott selbst. Die Sicherheit des Glaubens steigt ganz allgemein mit der Vertrauenswürdigkeit dessen, dem man glaubt. Im Falle Gottes aber ist sie nicht mehr zu überbieten. "Er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann", singen wir im Hymnus "Gottheit tief verborgen".
Wahrheit: Die Inhalte des Glaubens werden als wahr und wirklich geglaubt. Der Glaube macht nur Sinn, wenn es ist, wie er sagt: wenn Gott ist. Ansonsten behält Berthold Brecht Recht. Der lässt seinen Herr K. fragen, was sich änderte, wenn man an Gott glaubte. Wenn sich mein eigenes Verhalten dadurch änderte, dann bräuchte ich den Glauben an Gott. Doch Brecht irrt hier: Der Christ braucht nicht den Glauben an Gott, er braucht Gott.
Einsicht: Der Christ glaubt Gott. Rationabile obsequium - vernünftigen Gehorsam nannten das die Alten. Selbst einsehen kann man etwa, dass Jesus von den Toten erstand oder es ein Gericht nach dem Tode gibt, nicht. Auch für die Überprüfung dieser Behauptungen fehlen uns grundsätzlich die Kriterien. Die Einsicht des Christen gründet also ausschließlich in der Teilhabe am Wissen Gottes. Doch wer kennt Gott? Niemand als Gott selbst. In Jesus Christus aber ist Gott Mensch geworden. Dieser übernatürlichen Offenbarung glauben wir. Doch man muss auch glauben wollen. Einsicht in Wesen und Willen Gottes lässt sich also nie erzwingen.
Sachverhalt: Jemandem glauben heißt immer auch etwas glauben. Akt und Inhalt des Glaubens bedingen einander. Katholischer Glaube will der Existenz eine neue Richtung geben. Er schafft damit aber im Glaubenden nicht nur eine Haltung des Vertrauens, die trägt und tröstet, sondern geht immer auch auf Sachverhalte. Ansonsten wäre der christliche Glaube unauffindbar. Worauf aber vertraute man dann?
Die Pointe des "Ich glaube" ist deshalb nicht erreicht, wenn man sagt: Ich vermute, ich bin nicht sicher. Glaube ist Gewissheit oder er ist nicht. Christlich glaubt, wer Gottes Wort mittels der Gnade frei und vernünftig traut. Andere Motivationen sind nicht hinreichend. Der französische Schriftsteller André Gide (1869-1951) hat dies erkannt: "Es ist in den Worten Christi mehr Licht als in jedem anderen menschlichen Wort. Dies scheint jedoch nicht zu genügen, damit einer Christ sei. Man muss überdies noch glauben. Nun, ich glaube nicht." Der Christ indes glaubt. Seine ganze Hoffnung hängt daran.
Oliver Maksan
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