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Alle Jahre wieder

Stabsfeldwebel Ralf Eisenhardt, Vorsitzender der Zentralen Versammlung der katholischen Soldaten (ZV)
Alle Jahre wieder ereignet es sich, dass fast jeder Wetterbericht kurz vor dem Heiligen Abend eine Vorhersage enthält, ob es wohl eine weiße Weihnacht geben wird.

So richtig perfekt scheint das Weihnachtsfest erst zu sein, wenn auch das Wetter "mitspielt". Dabei geben wir uns viel Mühe mit dem Advent, der Zeit der Vorbereitung auf das Fest der Feste. Die Städte werden mit Lichterketten in eine besondere Weihnachtsgemütlichkeit getaucht. Weihnachtsmusik erklingt auf Weihnachtsmärkten. Auch Privatleute schmücken Vorgärten, Balkone und Häuser mit Nikoläusen, Rentieren, Sternen und Lichterketten. Die Kaufhäuser sind wunderschön dekoriert und werben um Kundschaft für ihre Konsumartikel. Der Weihnachtsbedarf erscheint immer früher auf dem Markt; Konsum und Hektik werden gesteigert. Alljährlich wiederholt sich auch die Kritik dieser Zeit. Wer weiß bei all dem noch um den tieferen Sinn und die Bedeutung des Festes der Menschwerdung, der Geburt des Heilands, Jesus Christus?

Und jedes Jahr wiederholen sich auch die Meldungen in diversen Zeitschriften der Bundeswehr, dass hohe Repräsentanten und Funktionsträger unsere Soldatinnen und Soldaten in den Auslandseinsätzen zu Weihnachten besuchen. Denn unsere Soldatinnen und Soldaten fern der Heimat, fern der Familien und der weihnachtlichen Stimmungslage in Deutschland, befinden sich in einer schwierigen persönlichen Situation. Eben des Weihnachtens fern von zu Hause. Ich habe es selbst erlebt. Mir fehlten die Äußerlichkeiten, die Lichter, die Atmosphäre, das gebe ich unumwunden zu. Es fehlten mir meine Familie und die Stimmung in meiner Heimatkirche. Doch etwas fehlte trotz dieser starken Einschränkungen nicht: Der vorweihnachtliche Stress durch die Adventsbesuche und die konsequente Arbeit im Einsatzland. Dennoch waren diese Weihnachtstage eine besondere Zeit. Am Heiligen Abend feierten wir einen Gottesdienst im Zelt. Es sang sogar ein wunderbarer Chor, den der evangelische Militärpfarrer organisiert hatte, und wir sangen "Stille Nacht". Im Kompanierahmen feierten wir weiter. Das Fest lief erst ein wenig schleppend an, doch wurde es nicht bedrückend, sondern war fröhlich und ausgelassen.

Am ersten Weihnachtstag feierte unser katholischer Militärpfarrer die Heilige Messe mit uns. Ich telefonierte mit der Familie und freute mich riesig über ein Weihnachtspaket mit kleinen Liebesbeweisen aus der Heimat. Die Geschenke für meine Frau und meine Kinder, welche ich nach Hause geschickt hatte, waren besondere Weihnachtsgeschenke, obwohl deren materieller Wert eher gering war. So erlebte ich ein besonderes und den Umständen entsprechendes, schönes Weihnachtsfest im Einsatz. Ein Jahr später konnte ich die Lichter zu Hause wieder genießen und der aufwändigen Weihnachtsdekoration in den Kaufhäusern und dem ganzen schnöden Kommerz sogar etwas abgewinnen. Beide Jahre gab es keinen Schnee zum Heiligen Fest.

Falls der Wetterfrosch dieses Jahr Schnee ankündigt, freue ich mich. Sollte der Schnee dennoch ausbleiben, wird das Fest der Feste sicherlich genauso schön. Frohe und gesegnete Weihnachten Ihnen allen!

Ralf Eisenhardt