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Kameradschaft | Privatdozent
Dr. theol. habil.
Thomas R. Elßner, Pastoralreferent, Katholisches Militärpfarramt Koblenz III am Zentrum Innere Führung | Der erste Bestandteil des Begriffs "Kameradschaft" leitet sich von "Kamerad" ab. Dieses Wort stammt vom Lateinischen "camera", das über das Italienische und Französische in die deutsche Sprache gelangt ist und "Raum mit gewölbter Decke" bedeutet. Kameraden sind demnach diejenigen, die in einem Raum gemeinsam untergebracht sind. Wie bei den Wörtern Fachschaft, Gemeinschaft, Knappschaft und Mannschaft weist der zweite Bestandteil auf ein Kollektivum hin, dem man aufgrund besonderer Eigenschaften, Neigungen oder Interessen angehört, seien sie beispielsweise beruflicher oder sportlicher Art.
Angehörige von Gruppen von in der Regel familiär nicht miteinander verwandten Personen bilden ein Zusammengehörigkeitsgefühl bzw. -be-wusstsein aus, welches für unbestimmte Dauer gelten kann. Eine solche am Beginn eher aufgrund von Zufällen wie gemeinsames Alter, sportlichen oder beruflichen Interessen zusammengesetzte Gruppe von Menschen lässt wegen einer nunmehr erlebten Zusammengehörigkeit auch die Erwartung eines sich gegenseitigen Beistehens bzw. eines füreinander Einstehens entstehen. Im Alltag wird Kameradschaft vor allem mit militärischen, schulischen und sportlichen Gemeinschaften in Verbindung gebracht.
Tugendcharakter von Kameradschaft
Kameradschaft kann sowohl über ein gruppendynamisches Geschehen, durch gemeinsame Erlebnisse als auch über besondere Merkmale (Angehörige eines bestimmten Jahrgangs) oder Eigenschaften (sportliches Talent) zustande kommen, unabhängig von politischen, religiösen Überzeugungen und Zielen einzelner Glieder. Zudem tritt ethnische oder gesellschaftliche Herkunft in den Hintergrund. Kameradschaft kann daher auch als Gruppensolidarität jenseits der eigenen Familie, Volkszugehörigkeit und sozialen Schicht bezeichnet werden.
Außerdem besitzt Kameradschaft Kennzeichen, die mitunter Tugenden zu eigen sind. Tugenden wie Ausdauer und Fleiß sagen noch nichts darüber aus, wofür sie eingesetzt werden, wozu sie letztlich dienen können. Ebenso sagt Kameradschaft noch nichts darüber aus, von welchen Überzeugungen und Zielen eine Gruppe bestimmt ist, sondern lediglich darüber, wie eine Gruppe sich untereinander und gegenüber bestimmten anderen Gruppen oder Personen einsetzt: in einem verlässlichen füreinander Einstehen. Unschwer lässt sich zugleich erkennen, dass auch Mitglieder einer Räuberbande sich als Kameraden verstehen und füreinander kameradschaftlich einstehen können.
Kameradschaft im Spannungsfeld
Vor allem bei Soldaten besaß der Begriff "Kameradschaft" zu allen Zeiten und in allen Armeen einen sehr hohen Stellenwert. Damals wie heute wird in allen Armeen zu allermeist Kameradschaft erwartet und verlangt und ein gegen sie empfundener Verstoß wird dementsprechend auf verschiedene Weise geahndet. Vor diesem Hintergrund ist es somit entscheidend, in welches gesellschaftliche und politische System eine Armee und die in ihr gelebte Kameradschaft eingebunden sind.
Kameradschaft ist zwar ein hohes Gut, bleibt aber dadurch gefährdet, dass sie wie andere Tugenden auch instrumentalisiert und letztlich missbraucht werden kann. Zudem ist die in der Bundeswehr geforderte und daher rechtlich verankerte Solidarität unter Soldaten (vgl. § 12 SG) nicht mit "Kameraderie" zu verwechseln, die Zwang auf einzelne in derselben Gruppe und darüber hinaus ausübt oder die Straftaten zu vertuschen helfen will.
Innere Führung
Kameradschaft bedeutet schließlich nicht das kritiklose Hinnehmen von Meinungen und Handlungen. Kameradschaft verlangt und verträgt Kritik und Auseinandersetzungen mit Blick auf eine gemeinsame Verantwortung füreinander. So heißt es in der Zentralen Dienstvorschrift für die Innere Führung: "Der Inneren Führung entspricht es, dass die Angehörigen der Bundeswehr einander als Mitglieder einer freiheitlichen und pluralistischen Gesellschaft anerkennen und sich mit den gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzen. In einem offenen Dialog entsteht durch Vertrauen geprägte Kameradschaft" (ZDv 10/1, Nr. 313).
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